Ein Turboboost für die Elektromobilität
© Interspar/Christof Lackner
NetzausbauDie bestehenden E-Ladestandorte bei Spar, Eurospar und Interspar werden bis 2025 auf mindestens 335 ausgebaut, bis Ende 2028 kommen weitere 200 hinzu.
RETAIL Redaktion 11.11.2022

Ein Turboboost für die Elektromobilität

Spar baut sein E-Ladenetz für Elektroautos großflächig aus, bestehende Anlagen werden aufgerüstet.

••• Von Paul Hafner

Knapp drei Jahre ist es her, dass eine Horváth-Studie dem deutschen und österreichischen Handel deutlichen Nachholbedarf bei der Implementierung Künstlicher Intelligenz attestierte. „Für den deutschsprachigen Handel geht es darum, aus der Beobachterreihe herauszutreten”, resümierte Co-Studienautor Michael Buttkus damals und nannte Amazon Go und die holländische Supermarktkette Albert Heijn „mit ihren digitalen Einkaufslisten, SmartShelfs, TapToGo und Pricing” als Vorreiter und innovative Tonangeber.

Inzwischen haben sich die situativen Vorzeichen des Einzelhandels im Zuge des Pandemieausbruchs deutlich geändert, der E-Commerce bekam einen unvorhersehbaren Schub, der Online-LEH trat aus der Nische, und die Digitalisierung ist in aller Munde. Und doch: „Insbesondere der mittelständische Handel schreckt weiterhin vor größeren Investitionen im Bereich der KI zurück”, wie Retailexperte Buttkus medianet – auf die Befunde der damaligen Studie angesprochen – erzählt. Zurückzuführen sei das oftmals auf die „vermeintlich nicht abschätzbaren Potenziale bestimmter KI-Anwendungen”.

Einstiegshürde Akzeptanz

„Wir beobachten eine ganz ähnliche Situation wie zum Zeitpunkt der damaligen Studie. Die Kernherausforderungen sind weiterhin ein als zu gering eingeschätzter Digitalisierungsgrad sowie die fehlende Ausbildung der Mitarbeiter. Darüber hinaus ist auch die unsichere Beantwortung nach der Frage des Kosten-Nutzen-Verhältnisses gerade aktuell eine sehr relevante – Investitionen und Projekte werden handelsweit durch die Zurückhaltung im Konsumverhalten negativ beeinflusst”, so Buttkus.

Für die Implementierung selbst sei „unserer Projekterfahrung nach interessanterweise meist nicht die neuartige Technologie oder die Umsetzbarkeit in bestehenden Systemen das Problem, sondern vielmehr die Akzeptanz bei den Mitarbeitern”, schlüsselt Buttkus auf, um zu präzisieren: „Mit Akzeptanz meine ich einerseits die Bereitschaft, nach neuen Prozessen zu arbeiten, und andererseits das Vertrauen in weitgehend automatisierte Systeme zu haben, um am Ende nicht doch manuell einzugreifen.”

D-A-CH-Vorreiter Migros

Was den deutschsprachigen LEH betrifft, sieht Buttkus den Schweizer Einzelhändler Migros in einer Vorreiterrolle. Deren personalisierter Onlineshop MyMigros ziele auf ein „maßgeschneidertes Einkaufserlebnis gemäß den Einkaufsroutinen der Kunden ab”, der Shop wolle dadurch „insbesondere durch Übersicht und Bequemlichkeit punkten”. Als Grundlage für die dortige Sortimentsgestaltung dienen die ermittelten Daten (v.a. gekaufte Artikel, Einkaufsort und Einkaufszeit) aus dem Cumulus-Bonusprogramm – das angepeilte Ergebnis: ein deutlich zeitsparender Wocheneinkauf, der zudem mit nachhaltiger Zustellung (via Elektrofahrzeug) in knapp bemessenen Lieferfenstern von einer Stunde kombiniert wird.

„Technische Grundlage hierfür dürften Recommender-Systeme und ein weitgehend adaptives Online-Shop-Frontend sein, welches nur begrenzt nach Margen gesteuert ist”, analysiert Buttkus. „Insbesondere die Cross-Selling-Möglichkeiten bis hin zum Vervollständigen von automatisiert erkannten Mahlzeiten – oder zumindest der Bereitstellung von Vorschlägen – erscheinen spannend.”
Ist von KI im österreichischen LEH die Rede, dann meist in Bezug auf die Reduktion von Lebensmittelabfall und der effizienten Gestaltung der Lieferketten. Wirklich neu ist das aber beides nicht, winkt Buttkus ab: „Alle größeren Händler nutzen intelligente Prognosesystem mit einer extrem hohen Güte, d.h. unter einem Prozent der Bestellmenge wird zu Lebensmittelabfall.” Der Ansatz, wie Spar mit einer eigenen IT-Unit für Digitalisierungsverbesserungen im Gesamtverbund zu sorgen, sei indes „eine spannende wie etablierte Methode” – in diesem Zusammenhang verweist Buttkus auch auf die Otto Group IT.
Insgesamt lasse sich jedenfalls feststellen , dass Österreich auch gegenüber Deutschland am Nachhinken ist: „Generell gibt es zwar ebenso Vorreiter im Bereich KI wie in Deutschland, die Anwendungsfälle sind dabei auch ähnlich. Ein zeitlicher Versatz in der Umsetzung und Planung solcher KI-Lösungen ist dennoch deutlich erkennbar.”

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