„Die Weichen in der  Karriere neu stellen“
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CAREER NETWORK Redaktion 05.12.2025

„Die Weichen in der Karriere neu stellen“

Der prominente Personalberater Hans-Peter Luippold begleitet Menschen in beruflichen Umbruchphasen.

Die Arbeitswelt hat sich grundlegend verändert – davon ist Hans-Peter Luippold, promovierter Betriebswirt und Karriereberater, überzeugt. Seit mehr als 25 Jahren begleitet er Fach- und Führungskräfte, vor allem zwischen 40 und 55 Jahren, durch berufliche Umbruchsphasen und hilft ihnen, ihre zweite Karrierehälfte bewusst zu gestalten. Denn wenn nach vielen Jahren im selben Unternehmen plötzlich alles auf den Kopf gestellt wird, verlieren viele den Boden unter den Füßen.
Doch Resignation sei der falsche Weg, sagt Luippold: „Gerade in dieser Lebensphase kann man Weichen neu stellen – und stärker zurückkommen, als man je zuvor war.“

Drei Etappen des Berufslebens
„Das Berufsleben verläuft in Etappen“, sagt Luippold. „Zwischen zwanzig und 40 Jahren wächst man, baut auf. Zwischen 40 und 60 gilt es, Erreichtes zu sichern und sich zugleich gegen die Dynamik des Wandels zu behaupten. In dieser Phase spüren viele, dass Headhunter seltener anrufen und klassische Karriere­muster nicht mehr greifen.“
Ab etwa 60 sehen viele Unternehmen erfahrene Mitarbeiter zu Unrecht bereits auf der Zielgeraden, obwohl gerade dann ihr Erfahrungswissen besonders wertvoll ist. „Man muss die Menschen aufwecken“, sagt Luippold. „Sie müssen sich davon lösen, dass einmal Gelerntes für das ganze Berufsleben ausreicht. Nach einer Analyse ihrer Skills und Persönlichkeit zeige ich ihnen, dass es neue Wege geben kann, um aus der Frust-Situation herauszukommen.“

Erfahrung kein Auslaufmodell
In vielen Unternehmen wird heute eher auf Tempo und Anpassungsfähigkeit gesetzt als auf Erfahrung – nicht selten ersetzt man langjährige Mitarbeiter durch Jüngere, die als digital versierter gelten. Hinzu kommen höhere Gehälter und das Vorurteil, Ältere könnten mit der Digitalisierung nicht mehr Schritt halten.
Luippold widerspricht solchen Pauschalurteilen entschieden: „Wer seine Stärken kennt und sie gezielt einsetzt, bleibt auch mit 55 unverzichtbar. Entscheidend ist, sich nicht als Opfer des Wandels zu sehen, sondern als Teil der Lösung.“

Stärken statt Schwächen
Viele Menschen verschwenden Energie darauf, ihre Schwächen zu korrigieren statt ihre Stärken zu vertiefen. „Doch genau dort liegt die Quelle ihrer Einzigartigkeit“, erklärt Luippold. Lebenslanges Lernen sei heute unverzichtbar, besonders in Zeiten, in denen Künstliche Intelligenz Arbeitsprozesse verändert und neue Chancen schafft. „Es geht nicht darum, alles zu können, sondern das Richtige besonders gut.“

Zu Beginn seiner Arbeit analysiert Luippold, welcher Persönlichkeitstyp vor ihm sitzt und welche Aufgaben daher zu ihm passen könnten. „Dazu nutze ich moderne Persönlichkeitsmodelle auf Basis der Insights-MDI-Systematik, die Verhalten, Motivation und Kommunikation sichtbar machen“, erklärt er.
„Oft scheitern Menschen nicht an mangelnder Kompetenz, sondern daran, dass sie in einem Umfeld arbeiten, das nicht zu ihrer Persönlichkeit passt.“

Freitagnachmittag-Kompetenz
Im zweiten Schritt geht es um Klarheit über Ziele. Luippold ermutigt seine Klienten, eine Anzeige für ihren Traumjob zu formulieren: „Das zeigt sofort, welche Aufgaben, welches Umfeld und welche Kultur wirklich zu ihnen passen.“
Danach folgt der Kern seines Coachings, die sogenannte Freitagnachmittag-Kompetenz: „Ich frage meine Klienten, weshalb würde man Sie anrufen, wenn am Freitag um 17 Uhr im Unternehmen Feuer am Dach ist, der Server streikt oder ein Kunde abspringt? Genau diese Fähigkeit, Probleme zu lösen, wenn andere schon ins Wochenende gehen, macht den Unterschied.“ Hier setzt Luippold auch auf Künstliche Intelligenz: „Ich nutze KI, um Stärken, Motive und Wünsche zu verbinden – und daraus ein klares Profil zu formen, das meine Klienten von anderen unterscheidet.“

Sichtbarkeit schafft Chancen
Zum Abschluss hilft Luippold, den digitalen Auftritt aufzubauen, etwa auf LinkedIn, Facebook oder Xing. „Wer im Netz sichtbar ist und durch seine Beiträge zeigt, wofür er steht, hat im Grunde schon gewonnen – denn er wird gefunden, statt suchen zu müssen.“

Gerade hier zeigt sich die Bedeutung des verdeckten Arbeitsmarkts: jener Teil, in dem rund zwei Drittel aller Positionen vergeben werden, bevor sie je öffentlich erscheinen. „Erfolgreiche Kandidaten wenden sich gezielt an Unternehmen, wenn sie für ein aktuelles Problem eine konkrete Lösung bieten – nicht einfach nur, weil sie einen Job suchen.“
Für Hans-Peter Luippold ist die zweite Berufshälfte kein Abstieg, sondern der Moment, in dem Erfahrung, Klarheit und Mut zusammenfinden können. „Wer bereit ist, sich selbst neu zu sehen, entdeckt plötzlich Perspektiven, die vorher unsichtbar waren.“

Mehr Infos auf: manager.de

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