••• Von Martin Rümmele
WIEN / DÜSSELDORF. Die Digitalisierung des Gesundheitssystems gewinnt an Dynamik. Corona hat in einigen Bereichen wie ein Katalysator auf den Digitalisierungsprozess gewirkt. Allein die Nutzung von Telemedizin ist in Deutschland um den Faktor 900 gestiegen, berichtet eine McKinsey-Studie. Im Vorjahr hat sich die Zahl der digitalen Sprechstunden in deutschen Arztpraxen auf fast 2,7 Mio. erhöht – von weniger als 3.000 digitalen Arzt-Patient-Gesprächen vor Covid-19 im Jahr 2019.
Mehr App-Nutzer
Die Zahl der Downloads der Top-40-Gesundheits-Apps hat sich auf 2,4 Mio. nahezu verdoppelt. Auch auf gesetzlicher und technologischer Ebene hat sich einiges getan, um den Weg zu bereiten für digitale Meilensteine.
Das sind die zentralen Ergebnisse des neuen eHealth Monitor von McKinsey & Company. Die Unternehmensberatung liefert damit jährlich einen regelmäßigen Überblick über die Fortschritte der Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen. „Wir haben in Deutschland beim Thema eHealth im vergangenen Jahr einige Fortschritte gemacht, sind aber noch lange nicht am Ziel”, stellte McKinsey-Partnerin Laura Richter, Co-Autorin des Studie, bei der Vorstellung der Analyse fest. „Eine der größten Herausforderungen ist der flächendeckende Datenaustausch von Leistungserbringern.”
Digitale Kompetenz fehlt
Konkrete Fortschritte zeigt der eHealth Monitor bei der digitalen Infrastruktur: Mehr als 90% der Hausarztpraxen sind mittlerweile an die Telematikinfrastruktur angeschlossen. Jüngere niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten unter 50 Jahren sowie mittelgroße bis große Praxen weisen überdurchschnittliche Anschlussraten auf.
Bei den ambulanten Ärzten wächst auch das Angebot an digitalen Services (+18% im Vorjahresvergleich). Allerdings befürchtet nahezu die Hälfte von ihnen, dass sich durch die Digitalisierung die Arzt-Patienten-Beziehung verschlechtern könnte (46%, vs. 43% im Vorjahr). Großen Nachholbedarf zeigt der eHealth Monitor in der Rubrik „digitale Gesundheitskompetenz” bei den Patienten.