••• Von Martin Rümmele
WIEN. Cannabis (Hanf) ist zur Arzneipflanze des Jahres 2018 gewählt worden. Es enthält mehr als 500 Inhaltsstoffe. Der Wirkstoff Tetrahydrocannabiol (THC) wird in verschreibbaren Produkten etwa zur Tumorschmerzbehandlung beziehungsweise gegen Übelkeit bei Krebsbehandlung eingesetzt. Bald sind auch Arzneistoffe mit Cannabidiol (CBD) in Österreich erhältlich, die unter anderem bei Epilepsien und Schizophrenie helfen.
Neben seiner berauschenden Wirkung hat THC auch die Gabe der Schmerzlinderung, weshalb es zusätzlich zu Opioiden bei Tumoren oder in der Palliativmedizin bereits eingesetzt wird, wie Georg Kress von der Abteilung für spezielle Anästhesie und Schmerzmedizin an der MedUni Wien ausführte. „Cannabinoide können starke Opioide keinesfalls ersetzen, aber deren Wirkung steigern und deren Nebenwirkung wie Appetitmangel oder Übelkeit reduzieren”, sagte Kress. Arzneimittel mit THC wurden bereits Mitte der 1980er-Jahre in den USA zugelassen, seit den 1990er-Jahren erfolgt der Einsatz auch bei Magersucht, bei Tumor- und Aids-Patienten sowie bei schmerzhafter Spastik bei Multipler Sklerose.
Nicht berauschende Stoffe
CBD ist ein nicht berauschender Inhaltsstoff der Pflanze und unterliegt deshalb weder dem Arzneimittel-, noch dem Suchtmittelgesetz. Neben dem Einsatz bei frühkindlicher Epilepsie und Schizophrenie hilft CBD bei der Spender-gegen-Empfänger-Reaktion nach einer Knochenmarktransplantation. Es haben sich auch positive Effekte bei Gehirntumoren gezeigt. Ein erster Arzneistoff soll in absehbarer Zeit – spätestens 2019 – in Österreich auf den Markt kommen.
Die Wahl zur Arzneipflanze wird jedes Jahr vom 2006 gegründeten Netzwerk HMPPA (Herbal Medicinal Products Platform Austria) durchgeführt.