WIEN/KÖLN. Knappheit von Materialien und steigende Preise sind die größten Risiken, denen sich Einkäufer gegenübersehen. Laut einer aktuellen Untersuchung von Inverto bereiten den Managern auch der Brexit sowie der weltweit zunehmende Protektionismus Sorgen.
Das Risiko, nicht alle benötigten Waren rechtzeitig beschaffen zu können, hat mit 65 Prozent auch 2019 die höchste Priorität für die Befragten. Deutlich gestiegen ist die Sorge um die Preisstabilität: Sahen im Vorjahr 35 Prozent darin ein Risiko, stieg die Zahl aktuell auf 48 Prozent. Offensichtlich ist die Lage auf vielen Beschaffungsmärkten aufgrund der weiterhin guten Konjunktur und der errichteten Handelsbarrieren inzwischen angespannt.
Bei den allgemeinen wirtschaftlichen Risiken dominieren der zunehmende Protektionismus mit 54 sowie der Brexit mit 45 Prozent. Dies ist gegenüber dem Vorjahr ein fundamentaler Wandel, denn beide Themen wurden damals nur von 17 bzw. 19 Prozent der Befragten als Gefahr wahrgenommen. Der deutliche Anstieg der Zahlen belegt, dass das Vertrauen in die Politik, Kompromisse zu verhandeln, geschwunden ist.
Darüber hinaus stehen IT-Kriminalität und veraltete digitale Technologien weit oben in der Liste der allgemeinen Risiken. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Zahlen zwar etwas gesunken, doch mit 49 und 45 Prozent fühlt sich immer noch knapp die Hälfte der Entscheider nicht gut aufgestellt.
Die Gegenmaßnahmen
Insgesamt sagten 56 Prozent der Befragten, dass in ihrem Betrieb Risiken systematisch erfasst und bewertet werden. Je größer eine Firma ist, desto wahrscheinlicher ist, dass sie Risiko-Monitoring betreibt: 76 Prozent der an der Studie beteiligten Unternehmen mit über einer Milliarde Euro Umsatz tun dies; von den Unternehmen mit weniger als einer Milliarde Euro Umsatz sind es nur 48 Prozent. Obwohl nur gut die Hälfte der befragten Unternehmen Risiko-Monitoring betreibt, definieren über drei Viertel aller Firmen (78 Prozent) Gegenmaßnahmen – so auch 63 Prozent derer, die keine systematische Risikoerfassung haben.
Bei den Gegenmaßnahmen dominieren klassische Aktivitäten wie regelmäßige Lieferantenbewertungen, langfristige Rahmenverträge sowie Dual-Sourcing-Strategien. Komplexere Strategien, etwa vordefinierte Notfallpläne, Unterstützungsprogramme für Lieferanten oder Hedging, werden von weniger als einem Viertel der Studienteilnehmer genutzt.
Hier zeigen sich teils deutliche Unterschiede zum Vorjahr. So gelingt es weniger Einkäufern (69 statt 77 Prozent), langfristige Verträge abzuschließen; im Gegenzug haben mehr Unternehmen Sicherheitslager aufgebaut (43 statt 35 Prozent). (pj)