Die Industrie meldet sich zurück – ein wenig zaghaft
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INDUSTRIAL TECHNOLOGY Redaktion 09.10.2020

Die Industrie meldet sich zurück – ein wenig zaghaft

Bei Chemie und IT haben sich die Produktionserwartungen verbessert. Andere Branchen schwächeln noch (deutlich).

••• Von Paul Christian Jezek

Wie der aktuelle Branchenüberblick der UniCredit Bank Austria zeigt, haben sich bis September die Produktionserwartungen der Unternehmen für die nächsten Monate in immerhin zwei größeren Industriebranchen, nämlich in der Chemie und der Herstellung von Informations- und Kommunikationstechnik (kurz: Elektronik), am Bau und in einigen wirtschaftsnahen Diensten per Saldo verbessert oder sind positiv geblieben.

Die Chemie wird ihr Produktionsplus von 1,2 Prozent vom ersten Halbjahr bis Jahresende wahrscheinlich etwas ausbauen können. Hingegen wird das Produktionsminus in der Elektronik von knapp neun Prozent vom ersten Halbjahr nicht ganz ausgeglichen werden.
Insgesamt soll sich die Industriekonjunktur im zweiten Halbjahr erholen – allerdings kann das Produktionsminus von zwölf Prozent aus der ersten Jahreshälfte wohl nur zu einem geringen Teil ausgeglichen werden.

Die schwierige Aufholjagd

In anderen Industrie­branchen sind die Produktionserwartungen für die nächsten Monate und damit auch das Branchenklima im September per Saldo negativ geblieben, wie in der Stahlindustrie und der Elektrotechnik, oder haben sich wieder verschlechtert, wie in der Metallverarbeitung und im Maschinenbau; diese Branchen werden bis Jahresende nur einen kleinen Teil ihrer Produktionseinbußen vom ersten Halbjahr aufholen.

Im Produktionssektor hinterlässt die Krise bei den Investitionsgüterbranchen, die den Großteil ihrer Produkte im Export absetzen, tiefe Spuren. Dazu zählen vor allem die Fahrzeugerzeugung, die zudem technologisch bedingte Restrukturierungsmaßnahmen belasten, der Maschinenbau und zum Teil die Metallerzeugung- und verarbeitung.
In diesen Branchen ist die Produktion bis Juni 2020 um 15 bis mehr als 30% in der Kfz-Indus­trie gesunken.
Von überdurchschnittlich hohen Einbußen berichten auch kleinere, konsumnahe Indus­triebranchen, die Gebrauchsartikel wie Bekleidung und Schuhe oder Druckereiwaren erzeugen.
„Zwar sind auch die Unternehmen der Kfz-Industrie in ihren Produktionserwartungen im September wieder etwas vorsichtiger geworden. Allerdings waren die Erwartungen bereits in den Vormonaten per Saldo mehrheitlich positiv. Zudem ist die Kapazitätsauslastung der Branche im dritten Quartal wieder gestiegen; dementsprechend dürfte die Kfz-Industrie im weiteren Jahresverlauf 2020 noch an Fahrt gewinnen”, sagt dazu Günter Wolf, Ökonom der UniCredit Bank Austria.

Für offene Märkte

Die Corona-Pandemie belaste die deutsche und österreichische Wirtschaft zwar in einem „nie dagewesenen Ausmaß”, sagt Hans Dieter Pötsch, Präsident der Deutschen Handelskammer in Österreich, Aufsichtsratsvorsitzender der Volkswagen AG sowie Vorstandsvorsitzender der Porsche SE, doch es helfe nicht weiter, die Entwicklung in Schockstarre zu verfolgen.

Generell gelte es, weiterhin für offene Märkte zu sorgen. Protektionismus und Renationalisierung der Produktion seien keine Lösung für die aktuellen Probleme. „Das Zusammenbrechen von globalen Lieferketten während des Lockdowns sollte uns nicht zu dem falschen Schluss führen, dass Protektionismus und Renationalisierung Antworten liefern können”, betont F. Peter Mitterbauer, Vorstandsvorsitzender des Industrie- und Technologieunternehmens Miba und Vizepräsident der Industriellenvereinigung Oberösterreich.

Export bleibt unverzichtbar

Gerade für ein kleines Land wie Österreich sei es essenziell, dass die Unternehmen ungehindert weltweit aktiv sein können: Für die in Oberösterreich beheimatete Miba Gruppe ist Deutschland weltweit der mit Abstand wichtigste Markt, gefolgt von den USA und China.

Mit einem Umsatzanteil von 47 Prozent im vorigen Geschäftsjahr ist Automotive der größte Geschäftsbereich der Miba.

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