Digitale Stagnation
© Hutchison Drei Austria/APA-Fotoservice/Reither
INDUSTRIAL TECHNOLOGY Redaktion 20.10.2023

Digitale Stagnation

Unwissenheit bei KI, Automatisierung & Co. trifft auf lauten Ruf nach Beratung. Der Digitalisierungsindex 2023 ist da.

WIEN. Seit der Pandemie stagniert die Digitalisierung österreichischer Unternehmen – während sie zuvor in den letzten fünf Jahren einen deutlichen Sprung nach vorne gemacht hat. Das zeigt der nun veröffentlichte Digitalisierungsindex für Österreich, der vom Telekommunikationsanbieter Drei bei Arthur D. Little und marketmind in Auftrag gegeben wurde. Nach einem leichten Anstieg 2022 ist der Digitalisierungsindex mit einem Wert von 35 von 100 möglichen Punkten 2023 auf Vorjahres-Niveau geblieben.

Nur 19% der Unternehmen gaben an, dass sie sich nach Covid mehr mit Digitalisierung beschäftigt hätten. Während sich größere und mittlere Unternehmen positiv entwickeln, fallen kleine Betriebe mit unter 20 Mitarbeitern immer weiter zurück. Die digitale Kluft hat sich dadurch weiter vergrößert. Vor allem in der Landwirtschaft gibt es starken Aufholbedarf.

Beratung & Investitionen

Der Wunsch nach Beratung ist so deutlich gestiegen wie noch nie – von 28 auf 41%. Dies betrifft vor allem Branchen, in denen ohnedies Aufholbedarf in der Digitalisierung besteht, wie im Transport-/Immobiliensektor, in der Landwirtschaft sowie im Tourismus. Wie im Vorjahr gaben 24% an, Investitionen in Digitalisierung zu planen. Wären diese Investitionen aber tatsächlich getätigt worden, hätte man heuer schon einen deutlichen Sprung im Digitalisierungsindex gesehen.

Rudolf Schrefl, CEO von Drei: „Nichts ist der Studie nach so deutlich gestiegen wie der Wunsch nach Beratung und Unterstützung. Was es jetzt braucht, sind zusätzliche Unterstützung und Anreize, um der Digitalisierung neuen Wind zu geben und Österreich weiter voranzubringen. Dazu gehört die Beschleunigung des Ausbaus von 5G und Glasfaser. Aber vor allem fordern wir eine Umschichtung eines großen Teils der verbleibenden 400 Mio. Euro aus der Breitbandmilliarde in einen Digitalisierungsscheck für Haushalte und Unternehmen. Das ist dringend notwendig, damit vor allem KMUs nicht zurückbleiben.”

KI für Kommunikation

Knapp jedes zehnte österreichische Unternehmen (neun Prozent) setzt laut Digital Economy and Society Index Künstliche Intelligenz ein. Österreich liegt hier auf Platz zehn im europäischen Mittelfeld – führend ist Dänemark mit 24%. Laut Digitalisierungsindex wird die KI in Österreich am ehesten für die Kundenkommunikation genutzt – fünf Prozent tun dies bereits. Dies betrifft vor allem die Branchen Informations- und Kommunikationstechnologie sowie Finanzen/Dienstleistungen und Produktion/Bau.

Bei den Top-Kundenkommunikationskanälen nimmt WhatsApp nach E-Mail und Website schon den dritten Platz ein. Bei der Digitalisierung von Betriebsabläufen besteht viel Luft nach oben, trotz des enormen Potenzials für den Einsatz von KI. Hier liegt der Durchschnittswert bei der Nutzung auf einer Skala von eins bis fünf bei 3,4.

Experte kaum überrascht

Laut Karim Taga, Managing Partner von Arthur D. Little: zeigtem die Daten des Digitalisierungsindexes, aber auch die des „Digital Economy and Society Indexes” klar die Gründe für die momentane digitale Stagnation auf: „Während der Ausbau der Infrastruktur gut voranschreitet, sind die Themen der digitalen Bildung und des Einsatzes von digitalen Technologien, die Hand in Hand gehen, die Ursachen für diesen Trend. Es muss vor allem in den Bereichen der allgemeinen digitalen Bildung, mit Einbezug neuer Technologien wie KI und Big Data, Veränderungen geben. Nur so kann die Bevölkerung, die die Basis der Arbeitnehmerschaft von KMUs stellt, auf die neuen Herausforderungen vorbereitet werden und der Einsatz dieser Technologien auch in KMUs zur Norm werden.” (hk)

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