Digitalisierungsindex dümpelt vor sich hin
© Hutchison Drei Austria/APA-Fotoservice/Roland Rudolph
Telko-ExpertenKarim Taga, ­Managing Partner Arthur D. Little Öster­reich (l.), und Drei-CEO Rudolf Schrefl präsentierten die Umfrage­resultate.
INDUSTRIAL TECHNOLOGY Redaktion 15.11.2024

Digitalisierungsindex dümpelt vor sich hin

Der Status bei Schlüsseltechnologien ist in Österreich – positiv formuliert – auf weitem Feld ausbaufähig.

••• Von Helga Krémer

Österreich hat bei Schlüsseltechnologien wie IoT, KI oder Cloud Services noch viel Luft nach oben, nach wie vor herrscht sogar bei IT-Entscheidern viel Unwissen und Unsicherheit. Nach einem deutlichen Anstieg zu Beginn der Coronapandemie Anfang 2020 stagniert der Digitalisierungsindex mit einem Wert von 34,3 von 100 möglichen Punkten seit nunmehr vier Jahren. Während sich größere und mittlere Unternehmen positiv entwickeln, fallen kleine Betriebe mit unter 20 Mitarbeitenden immer weiter zurück. Das zeigt der aktuelle Digitalisierungsindex für Österreich, der vom Telekommunikationsanbieter Drei bei Arthur D. Little und ­marketmind in Auftrag gegeben wurde.

Stagnation und Aufruf

Rudolf Schrefl, CEO von Drei: „Die Digitalisierung österreichischer Betriebe stagniert – und das wird in der momentanen Wirtschaftslage zunehmend zum Wettbewerbsnachteil. Was unsere Studie gezeigt hat, ist: Die Betriebe sehen die Veränderung und das Potenzial. Was fehlt, sind das Wissen und die Möglichkeiten. KI als eine der wichtigsten Technologien hat das Potenzial, als Wirtschaftsmotor zu fungieren, damit Österreich nicht weiter zurückfällt. Unser Appell an die zukünftige Regierung ist der Aufbau von Akzeptanz durch Beratung, der Abbau von überbordender Bürokratie und Strafen und das Setzen finanzieller Anreize.”

KI-Use Cases konkreter

Mehr als jedes zehnte österreichische Unternehmen setzt laut Digital Economy and Society Index Künstliche Intelligenz ein; Österreich liegt hier auf Platz zehn im europäischen Mittelfeld. Laut Digitalisierungsindex wird die KI in Österreich am ehesten zur Kundenkommunikation genutzt – acht Prozent tun dies bereits. Bei Unternehmen mit mehr als 100 Beschäftigten sind es 20%. Und die Anwendungsfälle werden zunehmend konkret – von Texterstellung bis hin zu Chatbots sowie Bildbearbeitung. Derzeit überwiegt noch Zurückhaltung, wenn es um das Potenzial von KI im Bereich Personalressourcen geht: In sieben von zehn Betrieben herrscht die Ansicht, dass der Einsatz von KI nicht dabei helfen wird, fehlendes Personal auszugleichen. Drei Viertel der Betriebe (74%) glauben nicht, dass durch den Einsatz von KI Personalkosten eingespart werden können.

„Die KI ist ein Gamechanger für eine erfolgreiche Umsetzung der digitalen und grünen Transformation”, sagt Karim Taga, Managing Partner Arthur D. Little Österreich, und führt aus: „Während die USA die Rangliste der KI-Nationen anführen, ist der Einsatz von KI auch in Österreich vermehrt auf dem Vormarsch. Rund elf Prozent der Unternehmen nutzen KI aktiv, am häufigsten ist die Nutzung im IKT-Sektor, wobei Österreich mit einer Rate von rund 37 Prozent sogar Platz drei innerhalb des Sektors im EU-weiten Vergleich einnimmt. Wir sehen ein hohes Wachstumspotenzial des österreichischen KI-Marktes, vor allem im Bereich des maschinellen Lernens. Die heimische KI-Landschaft existiert bereits und ist breit aufgestellt, muss allerdings viel intensiver genutzt werden. Für die KI-Transformation bedarf es unserer Ansicht nach eines Zusammenspiels der Kernstakeholder Öffentliche Hand, privater Sektor sowie Universitäten und Forschungsinstitute.”

Internet of Things & Clouds

Über alle Unternehmensgrößen hinweg nutzt erst ungefähr jeder zehnte heimische Betrieb das Internet der Dinge, um Unternehmensprozesse zu digitalisieren, zur systematischen Erhebung von Sensoren- oder Gerätedaten oder zur Vernetzung des Standorts. Bei größeren Unternehmen zeigt sich ein anderes Bild: 28% nutzen IoT, um Prozesse zu digitalisieren, und jedes zweite Unternehmen erhebt Sensor- und Gerätedaten mittels IoT. Die Zahl jener, die Cloud Services als nicht oder überhaupt nicht relevant erachten, ist mit 50% zwar nach wie vor hoch, schrumpft aber rasch – 2023 waren es noch 60%. Bei Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten schreibt nur mehr ein Viertel Cloud-Services keine Bedeutung zu.

Wenig High-Speed

Erstmals gibt die Studie Aufschlüsse zur Telekommunikations-Ausstattung österreichischer Betriebe. „Fast jedes siebte Unternehmen hat heute kein Festnetz-Internet mehr, sondern nur mehr mobiles. Bei den mittelständischen Unternehmen (zehn bis 50 Mitarbeitende) verzichtet fast jedes Fünfte auf Festnetz-Internet Das hat sogar uns überrascht”, berichtet der Drei-CEO. Dabei sei die Unwissenheit über die Internet-Geschwindigkeit hoch: „Vier von zehn Telko-Entscheidern in österreichischen Unternehmen wissen nicht, wie schnell ihre Internetverbindung ist – unabhängig von der Unternehmensgröße. Auch ist High-Speed-Internet noch nicht in Österreichs Betrieben angekommen: Nur sieben Prozent haben Internet mit einer Geschwindigkeit von über 500 Mbit”, bedauert Schrefl.

Allgemeine Conclusio

Generell ist das Digitalisierungsklima positiv. 85% der Unternehmen sehen durchaus Chancen durch Digitalisierung (vor allem bei der Gewinnung von neuen Kunden), Kostenersparnis und Erhöhung der Agilität und Flexibilität. Demgegenüber sehen 76% Herausforderungen, am häufigsten betrifft dies Know-how, gesetzliche Rahmenbedingungen und veraltete IT-Infrastruktur.

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