Es ist nicht alles Stahl, was glänzt …
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INDUSTRIAL TECHNOLOGY PAUL CHRISTIAN JEZEK 12.05.2017

Es ist nicht alles Stahl, was glänzt …

Die Perspektiven für das neue voestalpine-Werk in Kapfenberg stehen und fallen mit dem Strompreis.

••• Von Paul Christian Jezek

KAPFENBERG. Als einer der weltweit führenden Zulieferer für die Luftfahrtindustrie setzt die voestalpine ihr Wachstum in diesem technologisch anspruchsvollen Zukunftsmarkt konsequent fort. Erst im Dezember 2016 fixierte der Konzern eine Großinvestition von 40 Mio. € in eine neue Hightech-Schmiedelinie zur Herstellung von hochqualitativem Vormaterial für Flugzeugkomponenten.

Nun fließen in den nächsten zwei Jahren am Standort Kapfenberg weitere 30 Mio. € in eine hochmoderne Produktionsanlage für Flugzeugstrukturteile wie etwa hochbeanspruchbare Triebwerksaufhängungen, Flügel- und Rumpfkomponenten oder Fahrwerksteile. Bereits 2019 soll die vollautomatisierte Anlage in Betrieb gehen.
Schon heute sind Hochleistungswerkstoffe sowie anspruchsvolle Spezialschmiedestücke der voestalpine aus den Flugzeugmodellen der großen Hersteller wie Airbus und Boeing nicht mehr wegzudenken. Mit der aktuellen Investition in Kapfenberg soll insbesondere der steigenden Nachfrage an höchstbelastbaren, gewichtsparenden Strukturteilen aus Titan und Spezialstählen im Flugzeugbau Rechnung getragen werden.

Ein schweres Energieproblem

Es ist aber nicht alles Stahl, was glänzt, in Kapfenberg: Die Entscheidung über das neue Edelstahlwerk soll (erst) im Herbst fallen, wie Konzernchef Wolfgang Eder bekräftigt hat. An dem Investment im Mürztal – immerhin 250 bis 300 Mio. € zwischen 2019 und 2021 – hängen letztlich rund 3.000 Arbeitsplätze.

Und alles dreht sich um die Energie. „Für die Elektroöfen braucht man eine langfristige Absicherung zu vernünftigen Konditionen”, sagt Eder. Wie sich der Strompreis entwickelt, ist jedoch derzeit noch unklar. „Wir müssen uns anschauen, wohin die weitere politische Entwicklung geht”, ist (nicht nur) Eder unsicher. Denn die Diskussion über Strompreiszonen in Europa hält weiter an. „Der Strompreis könnte um 40 Prozent und mehr nach oben gehen, dann wäre das Vorhaben eventuell unwirtschaftlich”, nennt der Konzernchef das Haupthemmnis für die geplante, millionenschwere ­Investition in Kapfenberg.
Über die drohende Strompreis­zonentrennung zwischen Österreich und Deutschland wird seit zwei Jahren heftig debattiert. „Wenn wir das Gefühl bekommen, dass sich die Diskussion um die Strompreiszonen beruhigt, werden wir im Herbst eine Entscheidung treffen; wenn nicht, dann müssen wir über andere Möglichkeiten forciert nachdenken”, kündigt Eder an. Dann geschehe das, was bei Magna passiert: Der kanadische Autozulieferer baut ein Werk im benachbarten Slowenien. Denn selbstverständlich, so Eder, „gibt es Standort­alternativen zu Kapfenberg”.

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