••• Von Helga Krémer
Was passiert, wenn Künstliche Intelligenz im Zentrum der Unternehmenstechnologie autonom agiert, im Namen einer Marke spricht, Roboterkörper bewohnt oder im Namen von Mitarbeitern zusammenarbeitet?
„Mit der Tech Vision 2025 blickt Accenture in die „Zukunft der KI” und zeigt, wie sich KI-Systeme in den kommenden fünf bis zehn Jahren entwickeln werden. Autonome KI wird die digitale Zukunft prägen. Der Schlüssel zum Erfolg wird das Vertrauen in die Technologie sein”, sagt Christian Winkelhofer, Managing Director für neue Technologien von Accenture Österreich, bei der Präsentation der Tech Vision.
Angst vor Neuem
Das Vertrauen in KI-Technologien variiere laut der Studie geografisch stark: Während in Indien heute 77% der Menschen KI-Technologien vertrauten, seien es in China 72%, in Japan 38%, in den USA 32% und in Deutschland – für Österreich dürfe ähnliches gelten – 29%.
„Die Akzeptanz von KI ist bei den Managern in Österreich sehr hoch. 64,5% der Top-Entscheider sind sich der Bedeutung der technologischen Entwicklung bewusst. Allerdings besteht eine hohe Diskrepanz zwischen Potenzialeinschätzung und Umsetzungsbereitschaft”, betont Winkelhofer und führt weiter aus: „Mit der Tech Vision können wir aufzeigen, wie eigenständig KI agieren wird und welche Effekte sich daraus ergeben können. Unternehmen haben damit die Möglichkeit, Organisationen neu zu gestalten, Kundenerfahrungen zu revolutionieren und innovative Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln.”
Vier Technologietrends haben die Experten von Accenture in der Tech Vision 2025 herausgearbeitet.
Disruption im Zeitraffer
Wenn sich die KI exponentiell entwickelt, werden Systeme auf den Kopf gestellt. Organisationen stehen damit vor einem entscheidenden Überraschungsmoment, dem „Binary Big Bang”. „Dank fortschrittlicher Sprachmodelle ist die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine erstmals in neuem Maßstab möglich”, so Winkelhofer. Dies verändere besonders die Softwareentwicklung. Modelle erweitern Softwaregrenzen und integrieren KI tief in Unternehmen. Flexible, generative KI-Lösungen ersetzen starre Architekturen und intelligente Multi-Agenten-Systeme übernehmen komplexe Geschäftsprozesse.
77% der für die Tech Vision befragten internationalen Top-Manager erwarten eine grundlegende Neugestaltung ihrer IT-Systemlandschaft durch KI-Agenten. 40% der Führungskräfte erwarten eine deutliche Zunahme des KI-Agenten-Einsatzes in den nächsten drei Jahren.
KI-Persönlichkeit
Für in Kundeninteraktionen eingesetzte autonome KI müssen Unternehmen besonders auf das individuelle Kundenerlebnis achten, denn die persönliche Note und Individualisierung sind entscheidend für das Vertrauen. Das unattraktive Einerlei ohne charakteristische, hervorstechende Elemente, kurz der Einheitsbrei, lässt die beste KI unbrauchbar wirken.
Winkelhofer: „Personifizierte KI kann Kundenerlebnisse beleben und Beziehungen stärken, kognitive KI kann Unternehmenswerte integrieren und monotone Interaktionen vermeiden. Die Schnittstelle zwischen Unternehmen und Kunden wird neu entwickelt.”
Die Top-Manager erkennen das Potenzial: 77% der Befragten sehen in hochgradig personalisierten KI-Erlebnissen einen vielversprechenden Lösungsansatz.
Robotik mit KI
Foundation-Modelle werden Roboter vielseitiger und „denkender” machen. KI trifft damit auf die physische Welt. LLMs (Large Language Models) und VLMs (Visual Language Models) geben Robotern mehr Autonomie und Umgebungsverständnis. Roboter verstehen physikalische Gesetze besser und setzen komplexe Anweisungen sicher um. Roboter entwickeln verstärkt eigenständige Handlungskompetenz und werden künftig vermehrt direkt mit Menschen in ihrem Arbeitsumfeld interagieren.
80% der Führungskräfte glauben, dass die Kommunikation in natürlicher Sprache zu mehr Vertrauen und besserer Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine führen wird.
Lerngemeinschaft
Menschen und KI werden einen positiven Kreislauf aus Lernen, Führen und Mitgestalten definieren. Je mehr Menschen KI einsetzten, desto leistungsfähiger wird sie. Das steigert wieder den Nutzen, Mehrwert und die Attraktivität der KI für den Menschen. „Anders als bei der Automatisierung können KI-Systeme kontinuierlich weiterentwickelt werden. Eine positive Wechselwirkung zwischen Mensch und KI ist entscheidend für die kognitive KI”, erklärt Winkelhofer.
Global sehen 80% der Entscheider höchste Priorität darin, eine positive Einstellung zur Mensch-KI-Zusammenarbeit zu fördern und Automatisierungsängste abzubauen. 68% der internationalen Führungskräfte halten KI-Schulungen in den nächsten drei Jahren für unverzichtbar.