Wege mit Potenzial
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Diskutanten Thomas Schmall-von Westerholt, Technikvorstand der Volkswagen AG, eröffnete das Forum. Wilfried Sihn, Geschäftsführer Fraunhofer Austria Research (Bild unten) behielt den Überblick und moderierte.
INDUSTRIAL TECHNOLOGY Redaktion 07.10.2022

Wege mit Potenzial

Am „Deutsch-Österreichischen Technologieforum” stand das Klima im Fokus – und die nötigen Schritte zur Energiewende.

••• Von Helga Krémer

WIEN. Auf dem Weg zur Klimaneutralität spielt die Industrie eine Schlüsselrolle. „Transformation. Ökologie. Potenziale” lautete daher das Motto des sechsten „Deutsch-Österreichischen Technologieforums”, bei dem maßgebende Branchenvertreter aus Österreich und Deutschland über den Wandel hin zu nachhaltigem Wirtschaften diskutierten.

Gewaltige Transformation

Die Mobilitätswelt werde sich mit emissionsfreien E‑Antrieben und voll vernetzten, autonom fahrenden Transportmittel bis 2030 fundamental verändern, hielt Thomas Schmall-von Westerholt, Technikvorstand der Volkswagen AG, bei seiner Eröffnungs-Keynote fest. Wesentlich sei der Faktor Batterie, der noch von asiatischen Anbietern geprägt ist. VW arbeite an einer Einheitszelle, mit der ab 2025 80% aller Fahrzeuge bestückt werden sollen. Eine Feststoffzelle mit weniger Gewicht, mehr Reichweite und kürzerer Ladezeit soll der nächste Schritt sein.

Blue World in Automatisierung

„Viele Unternehmen setzen bereits bedeutende Schritte in Richtung Klimaneutralität und Energiewende”, betonte der Moderator des Forums, Wilfried Sihn, Geschäftsführer Fraunhofer Austria Research, zumal der weltweite Energiebedarf um bis zu 50% steigen dürfte.

Sihn nannte Festo mit seiner pneumatischen und elektrischen Antriebstechnik für die Fabrik- und Prozessautomatisierung als Beispiel. „Wir haben das System der Blue World entwickelt. Damit wollen wir zum Ausdruck bringen, wie Automatisierungstechnik die Versorgung der Weltbevölkerung einerseits und den Schutz unserer natürlichen Ressourcen sowie eine klimaneutrale Produktion andererseits in ein Gleichgewicht bringen kann”, erklärte Christian Österle, Vice President Sustainability und verwies auf Fortschritte wie die digitale und intelligente Pneumatik, Automatisierungsplattformen und Konzepte zur Energieeinsparung bei der Druckluft.

Alternativer Energiefluss

Karl Rose von der TU Graz sprach Wasserstoff an, der seit längerem als Patentlösung für die Substitution fossiler Brennstoffe in Anwendungen mit hoher Energiedichte diskutiert wird: „Wo mit erneuerbarem Strom oder Biokraftstoffen kein Auslangen gefunden wird, bildet er eine Alternative. Die EU muss allerdings davon abgehen, allein auf grünen Wasserstoff zu setzen.” Das sei wirtschaftlich nicht vertretbar. Um russisches Gas zu ersetzen, erwartet Rose für die nächsten Jahre den verstärkten Einsatz von Kohle. Mittel- bis langfristig werde „der regenerative Weg sicher erfolgreich beschritten”.

Sektorkopplung & Rohstoffe

Ohne komplette Umstellung der Wirtschaft und Gesellschaft auf CO2 neutrale Energie sieht Roland Bent, Chief Representative International Standardization bei Phoenix Contact, die Bewältigung des globalen Klimawandels als nicht realisierbar. Dafür sei verstärkt v.a. Sektorkopplung nötig: „Wir haben heute eine Vielzahl unterschiedlicher technischer Kommunikationssysteme. Die Systeme könnten miteinander arbeiten, es braucht aber ein digitales Abbild aller Systeme, aller Prozesse und aller Komponenten, was neue Ansätze für Steuerungssysteme erfordert.”

BASF berichtete von der Entwicklung CO2-armer Herstellungsverfahren, gelebter Kreislaufwirtschaft und Verankerung nachhaltiger Produkte im Produktportfolio. „Bis 2030 wollen wir die CO2-Emissionen um 25 Prozent reduzieren, wir investieren dafür vier Mrd. Euro”, so Katja Scharpwinkel, President Region EMEA. Ab 2025 möchte der Konzern jährlich rund 250.000 Tonnen recycelte Rohstoffe verwerten. Zudem setzt BASF auf ChemCycling und für die Produktion von etwa Ethylen und Propylen auf elektrisch beheizte Steamcracker.

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