Wirtschaftsentwicklung kämpft mit Gegenwind
© APA/AFP/Sameer Al-Doumy
INDUSTRIAL TECHNOLOGY Redaktion 31.03.2023

Wirtschaftsentwicklung kämpft mit Gegenwind

Die Inflation bremst die heimische Konjunkturerholung und die ist damit auf gut Wienerisch vor allem eines: zach.

••• Von Helga Krémer

Die heimische Wirtschaft findet langsam, aber stetig aus ihrem Stimmungstief. „Nach der starken Verbesserung zu Jahresbeginn stieg der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator im Februar nur noch leicht an. Die Aufhellung der Konjunktur verliert an Tempo. Mit einem Wert von minus 0,9 Punkten liegt der Indikator deutlich unter seinem langjährigen Durchschnitt und weist weiter auf eine zumindest noch leicht rückläufige Wirtschaftsentwicklung in Österreich hin”, sagt UniCredit Bank Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer.

„Der Gegenwind für die österreichische Wirtschaft hat im Februar nur noch wenig nachgelassen. Während die Industrie und der Dienstleistungssektor jedoch etwas optimistischer ins Frühjahr starten, hat die Konjunktur in der Bauwirtschaft erneut nachgelassen. Die Verschlechterung der Auftragslage belastet die Geschäftserwartungen insbesondere im Hochbau”, so Bruckbauer.

Dienstleistung und Industrie

Den größten Anteil am leichten Anstieg des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators im Februar hatte die Verbesserung der Stimmung im Dienstleistungssektor: Den vierten Monat in Folge erhöhten sich die Geschäftserwartungen, die erstmals seit vorigen Sommer den langjährigen Durchschnittswert sogar überstiegen. Rückenwind kam von der leicht verbesserten Verbraucherstimmung, die jedoch seit Beginn des Kriegs in der Ukraine weiterhin von starkem Pessimismus gekennzeichnet ist.

Auch die erneute Verbesserung der Stimmung in der heimischen Industrie habe zum Anstieg des Konjunkturindikators beigetragen, so die Ökonomen, zumal sich das globale Exportumfeld zu entspannen begann. Die Entschärfung der Lieferkettenprobleme, sinkende Rohstoffpreise und die Öffnung der chinesischen Wirtschaft nach dem neuerlichen Pandemieausbruch im Winter hätten die Trendwende bei der mit den österreichischen Handelsanteilen gewichteten internationalen Industriestimmung gebracht.
Dagegen verschärfte sich der Stimmungseinbruch in der erfolgsverwöhnten Bauwirtschaft. Die preislich bedingte verringerte Leistbarkeit von Wohnimmobilien in Kombination mit neuen Kreditvergaberegelungen und die steigenden Zinsen hätten vor allem im Hochbau zu deutlichen Auftragsrückgängen geführt und die Aussichten im Februar gedämpft.

Inflation bremst Erholung

Das Erholungstempo wird in den kommenden Monaten durch die hartnäckige Inflation belastet werden. Auch werden die veränderten Finanzierungsbedingungen nach der Verschärfung der Geldpolitik durch die EZB das Aufschwungstempo dämpfen. Die Finanzierungsbedingungen würden auch im kommenden Jahr überwiegend herausfordernd bleiben und damit die Investitionstätigkeit der Unternehmen erschweren, heißt es im Bericht zum Konjukturindikator. Dagegen könnte der private Konsum dank spürbarer Reallohnzuwächse mehr Unterstützung bieten. „Die Erholung der österreichischen Wirtschaft sollte sich 2024 fortsetzen. Wir erwarten weiterhin ein Wirtschaftswachstum von 1,2 Prozent. Dabei nimmt die Wahrscheinlichkeit einer günstigeren Entwicklung sogar zu, gestützt auf bessere Aussichten für mehr Rückenwind durch die Weltwirtschaft aufgrund der anhaltenden Entspannung bzw. sogar Auflösung der Lieferkettenprobleme. Allerdings sind die andauernden geopolitischen Belastungen diesbezüglich ein hohes Risiko”, meint UniCredit Bank Austria-Ökonom Walter Pudschedl.

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL