Cable Days 2025: Auf die Zukunft fokussiert
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MARKETING & MEDIA Redaktion 07.11.2025

Cable Days 2025: Auf die Zukunft fokussiert

In Linz diskutieren Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Medien über digitale Infrastruktur, Medienentwicklung und Cybersecurity.

••• Von Dinko Fejzuli

Diese Woche fanden im Linzer Design Center die mittlerweile 18. Cable Days statt. Neben einer Grußbotschaft von Vizekanzler und Medienminister Andreas Babler standen vor allem aktuelle Fragen der eigenen Branche im Fokus; es gab aber auch Impulsreferate zu diversen Themen und einen Expertentalk, in dem man der Frage nachging, wie man als Medium in Zeiten wie diesen dynamisch und relevant bleibt.  Zu den Vortragenden zählten unter anderem Oliver Böhm, CEO der ORF-Enterprise, Mario Frühauf, Geschäftsführer der RMS Austria, und Josef Trappel, Professor an der Universität Salzburg.
Oliver Böhm betonte in seinem Vortrag die weiterhin starke Position des Fernsehens im österreichischen Medienmarkt. „Wir sind in der glücklichen Lage, ein Premiumfernsehmarkt zu sein – mit sehr hoher täglicher Nutzung, nationaler Contentdominanz und starkem Vertrauen“, so Böhm.

Fernsehen weiter stark
Trotz leichter Rückgänge bleibe Fernsehen die reichweitenstärkste Gattung: „TV ist als Gattung wahnsinnig stark – schnell, sichtbar, mit starkem emotionalem Storytelling, Vertrauensaufbau und Markenstärke.“ Laut Böhm sei die Gattung nach wie vor stabil: „Unsere Umsätze sind mehr oder weniger stabil. Sie sind ein bisschen weniger geworden, aber eine Erosion sehe ich da nicht.“ Mario Frühauf lenkte den Fokus auf die wirtschaftliche Situation des Hörfunks und hob die Bedeutung der Werbeakzeptanz hervor. „Radio ist der reichweitenstärkste Audiokanal mit der höchsten Werbeakzeptanz. Und wo Werbung akzeptiert wird, wirkt sie auch besser“, erklärte Frühauf. Österreich sei nach wie vor ein „richtiges Radioland“: Drei Viertel der Bevölkerung hören täglich rund drei Stunden Radio. Die Privatsender stünden jedoch stärker unter wirtschaftlichem Druck als der öffentlich-rechtliche Rundfunk, da sie sich nahezu vollständig aus Werbung finanzieren. Frühauf betonte, dass der Abfluss von Werbegeldern zu globalen Plattformen die gesamte Medienbranche gefährde und forderte gemeinsames Handeln: „Das betrifft die Demokratie, unser Miteinander – alles ist in gewisser Weise bedroht.“ Als positives Beispiel nannte er die gemeinsame Awareness-Kampagne „Made in Austria – Made for Austria“, mit der österreichische Medienunternehmen die Stärke heimischer Inhalte hervorheben wollen.

Nötige Reformen
Josef Trappel widmete sich der Zukunft der Rundfunkregulierung. Der Medienwissenschafter erinnerte daran, dass die letzte große Reform in Österreich rund 25 Jahre zurückliegt, und stellte drei zentrale Wandlungsprozesse heraus: den Wandel der Nutzung, der Eigentumsverhältnisse und der Auffindbarkeit von Inhalten. Junge Zielgruppen konsumieren zunehmend on demand, ältere weiterhin linear. Überraschend sei jedoch, dass sich dieser Wandel langsamer vollziehe als erwartet. Kritisch sah Trappel die zunehmende Dominanz internationaler Medienkonzerne und die algorithmische Steuerung von Benutzeroberflächen: „Was die Zuschauerinnen und Zuschauer zu sehen bekommen, ist ein Best of bezahlter Inhalte – das österreichische Programm spielt dort oft nur noch eine geringe Rolle.“ Daraus ergebe sich ein klarer Regulierungsauftrag, insbesondere im Bereich der Medienkonzentration: „Seit 30 Jahren ruft das Europäische Parlament die Kommission dazu auf, endlich tätig zu werden – meist ohne Erfolg.“

Eine Frage der Relevanz
Im anschließenden Fachpanel diskutierten Vertreter führender Medienhäuser über Strategien zur Relevanzsicherung in einem digitalisierten Umfeld. Philipp König, Geschäftsführer von Kronehit, betonte, dass Authentizität und Eigenständigkeit entscheidend seien: „Wie bleibt man relevant? Nicht andere kopieren, sondern authentisch am Produkt bleiben“, so König.
Für Monika Coupkova, Vice President Operations bei Sky Österreich, bleibt exklusiver Content das zentrale Unterscheidungsmerkmal: Sky habe den Vierjahresvertrag mit der Bundesliga verlängert und generell sei Sport neben dem restlichen, vielfältigen Content, den „wir unseren Kundinnen und Kunden anbieten eine zentrale Säule von Sky“.

TV ist lokal
Bernhard Albrecht, Co-CEO von ProSiebenSat.1 Puls 4, hob die Bedeutung einer ausgewogenen Balance zwischen internationaler Vernetzung und lokaler Verankerung hervor: „Internationale Synergien schaffen und lokale Inhalte spielen – Medienmärkte sind letztlich immer lokale Märkte“, so sein Credo. Als Beispiel verwies er auf die Streamingplattform Joyn, auf der in Österreich produzierte Formate prominent platziert werden. Zudem nannte er das Format kudlmudl.ki, eine Sendung, die vollständig mit Künstlicher Intelligenz erstellt wurde – ein innovativer, wenn auch noch nicht perfekter Ansatz, wie Albrecht anmerkte.

Und König lenkte die Aufmerksamkeit auf neue Wettbewerbsdynamiken im Audiomarkt: Die größte Konkurrenz bestehe nicht mehr zwischen einzelnen Sendern, sondern im Werbemarkt selbst. „Amazon hält in Österreich rund 60 Prozent Marktanteil bei Smart Speakern – Radiosender stehen damit vor einer ähnlichen Herausforderung wie um die Jahrtausendwende die TV-Sender, als es um Präsenz in den Kabelnetzen ging.“ Die entstehende Gatekeeper-Rolle der drei großen Smart-Speaker-Anbieter könne seiner Ansicht nach „am besten über Regulierung gelöst“ werden.

Neue Chancen
Michael Wagenhofer, Geschäftsführer der ORS stellte dem Publikum die neue Marke Big Blue Marble, unter der die ORS seit Kurzem auftritt, vor und skizzierte die Pläne für die kommende Zeit mit ihrem neuen Produkt Austrostream. Austrostream ist eine White-Label-Streamingplattform und sie richtet sich an österreichische TV-Sender, Publisher und Contentanbieter, die ihren eigenen Streamingdienst betreiben möchten – ohne selbst die technische Infrastruktur entwickeln zu müssen. Der Kunde (z.B. ein regionaler TV-Sender) erhält eine eigene, gebrandete Plattform – also eine Streaminglösung „im eigenen Namen“, aber technisch auf Basis von Austrostream. Damit können Livestreams, Mediatheken, On-demand-Inhalte, Werbung oder Pay-Modelle umgesetzt werden.

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