WIEN. Jodel ist eine App, die es Nutzern ermöglicht, anonym Beiträge (Jodel) zu veröffentlichen. Diese sind in einem Radius von zehn Kilometern für andere Nutzer sichtbar. Diese können Beiträge positiv oder negativ bewerten sowie kommentieren. Bei den Mobile Marketing Innovation Days war Tim Schmitz, COO Jodel, als Speaker geladen und sprach vorab mit medianet über die Entwicklung lokaler Medien und die neuen Möglichkeiten hyperlokaler Werbung.
medianet: Herr Schmitz, erklären Sie bitte in drei Sätzen, was Jodel ist.
Tim Schmitz: Auf Jodel kann man mit Leuten in der Umgebung einfach und in Echtzeit kommunizieren.
medianet: Wie sieht denn Werbung auf Jodel aus?
Schmitz: Es gibt mittlerweile zwei Formate. Zum einen recht konventionelle Displaywerbung, die allerdings hochqualitativ und sehr nativ im Bilderfeed auf Jodel angezeigt werden kann, demnächst vermutlich auch noch in anderen Ecken in der App. Hier war uns wichtig, dass wir ein qualitatives Werbeprodukt bauen, welches die User Experience nicht stört und relevante Produkte für unsere Community bewirbt. Wir spielen diese Display-Werbung auch in sehr humanen Dosen aus, im Moment sieht man durchschnittlich nur jede 100ste App-Session einer solchen Werbung auf Jodel. Zum anderen haben wir vor Kurzem ein sehr neuartiges Format gestartet, wir nennen es ‚die digitale Litfaßsäule'. Mit dieser kann man den vierten Post im lokalen Feed zeitlich mieten und so die gesamte Aufmerksamkeit der lokalen Community auf sich ziehen. Das funktioniert bereits super für z.B. Hiring und Events, da dies natürlich immer lokal Sinn macht und auf Jodel quasi nativer Content für die Community ist. Wir haben Interaktionsraten von bis zu 80% gesehen, sprich dass 80% der Nutzer, die den Post gesehen haben, auch eine aktive Interaktion mit der ‚Werbung'/dem Post hatten. Das zeigt, wie hoch die Aufmerksamkeit ist, die wir im Vergleich zu traditioneller Display-Werbung erzeugen können, und wie spielerisch man mit diesem Format nicht nur Aufmerksamkeit erregen kann, sondern auch direkt mit potenziellen Kunden oder Mitarbeitern in Kontakt zu treten, da man sich über Jodel ja direkt in einer Konversation befindet.
medianet: Welche Möglichkeiten von hyperlokaler Werbung bietet Jodel?
Schmitz: Wir können bereits jetzt die klassische Display-Werbung hyperlokal targeten, bis auf den Meter genau. In Zukunft möchten wir hier noch den Zugang einfacher machen, damit auch die Bäckerei von nebenan und der Gitarrenlehrer simpel mit der Community in der Umgebung interagieren können. Das sind potenzielle Werbetreibende, die im Moment, wenn überhaupt, noch hauptsächlich analog also durch Flyer, Poster oder eben Litfaßsäulen Werbung machen.
medianet: Jodel startete tatsächlich auch mit Flyern an Universitäten. Setzen Sie auch heute noch auf lokale Werbemethoden wie Flyer und Plakate?
Schmitz: Wir haben seit 2015 keine Werbemethoden mehr genutzt, sondern fokussieren uns darauf, organisches Wachstum über Mund-zu-Mund-Propaganda oder geteilten Content zu erreichen.
medianet: Welche Entwicklungsmöglichkeiten prognostizieren Sie hyperlokaler Werbung?
Schmitz: Ich denke, die Möglichkeiten hier sind immens. Erstens, es gibt nicht viele Publisher, die tatsächlich den genauen Standort ihrer Nutzer kennen. Oft wird dieser nur approximiert über z.B. IP-Adresse, was für hyperlokale Werbung aber überhaupt nicht ausreicht. Zweitens: Oft ist besonders auch für kleine Unternehmen der Zugang zu digitaler Werbung begrenzt. Facebook und andere Tools, wo das theoretisch möglich wäre, sind einfach viel zu kompliziert. Das führt dazu, dass ein riesen Teil des lokalen Werbemarkts in analogen Formaten wie Anzeigenblättern und Flyern stattfindet. Besonders lokale Medienverlage machen teils horrende Umsätze mit lokalen Anzeigenblättern. Diesen Markt wollen wir digitalisieren. Wir nehmen uns vor, das Format so simpel zu bauen, dass jeder das Format nutzen kann. (gs)
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