••• Von Elisabeth Schmoller-Schmidbauer
Frauen warten in der Notaufnahme im Schnitt 30 min länger auf eine Behandlung als Männer und sie erhalten auch bei exakt gleich lautenden Schmerzschilderungen weniger Schmerzmittel als männliche Patienten. Für Frauen verläuft auch ein Herzinfarkt häufiger tödlich als für Männer – obwohl Frauen insgesamt weniger oft davon betroffen sind. Wieso? Weil die Medizin über Jahrzehnte hinweg nur Symptome eines „männlichen” Herzinfarkts beschrieben hat und damit Herzinfarktsymptome bei Frauen oft falsch interpretiert oder zu spät identifiziert werden.
„Das sind nur wenige Beispiele für einen riesigen blinden Fleck in der Medizin”, erzählt Delna Antia-Tatić. „Gendermedizin widmet sich genau diesem blinden Fleck – und wir wollen darüber aufklären und die Themen so aufbereiten, dass sie auch gerne von einem breiterem Publikum gelesen werden.” Gemeinsam mit ihren Kolleginnen Ivana Cucujkic-Panic und Sandra Gloning produziert die ehemalige Chefredakteurin von biber monatlich den Newsletter femFatal mit Untertitel „Der Zukunftskanal für Gendermedizin” – und der greift genau diese Themen auf, „sei es in Form von Berichten, Kolumnen oder Protokollen von Erfahrungsberichten”, so Antia-Tatić.
Auch Männer Zielgruppe
In den Beiträgen geht es dann darum, warum Frauen oft die falsche Dosis an Medikamenten verschrieben wird (Spoiler: weil Medikamente fast ausschließlich an männlichen Zellen, Mäusen und Personen getestet werden und damit bei Frauen mitunter anders wirken), dieselben Krankheiten bei Frauen viel später diagnostiziert werden als bei Männern und Männer andere Symptome zeigen als Frauen, wenn sie an Depressionen leiden und die Krankheit daher bei Männern unterdiagnostiziert ist. „Natürlich richtet sich unser Newsletter an Frauen, aber auch Männer betrifft Gendermedizin”, betont Delna Antia-Tatić. „Denn es gibt ebenso blinde Flecken in der Medizin, die zum Nachteil für Männer sind.” Gendermedizin ist also kein reines Frauenthema, sondern betrifft alle.
„Haben alles selbst gemacht”
Die Idee für den Newsletter kam der Journalistin treffenderweise am Internationalen Tag der Frau: „Ich habe mich schon immer für Frauenthemen interessiert und damit auch für Gendermedizin und ich war auch immer der Meinung, dass diese Themen mehr ins öffentliche Bewusstsein müssen.” Sich diesem Thema als Journalistin anzunehmen, lag also nahe. „Sandra (Gloning, Anm. Red.) und Ivana (Cucujkic-Panic, Anm. Red.) waren auch sofort begeistert von der Idee und wir haben dann gemeinsam das Konzept für den Newsletter erarbeitet”, erzählt Antia-Tatić.
Was als „Slow-Start” geplant war, ging dann doch rasanter als gedacht, obwohl vor allem selbst Hand angelegt wurde, wie die Herausgeberin erzählt: „Rückblickend bin ich wirklich stolz auf uns, weil wir tatsächlich alles selbst gemacht haben. Sandra hat den Newsletter erstellt, Ivana hat den Instagram-Channel aufgesetzt und ich habe die Homepage gebaut.” Fünf Tage vor dem Launch im Oktober wurde das Projekt außerdem auf Instagram beworben. „Und dann gingen wir damit raus und haben sofort unglaublich positives Feedback auf unsere Inhalte bekommen”, erzählt Delna Antia-Tatić stolz.
Abozahlen verdreifacht
Seitdem standen alle Zeiger auf Wachstum. „Die Abozahlen des Newsletters haben sich seit Oktober verdreifacht, was sehr motiviert”, so Antia-Tatić, die auch Inhaberin und Herausgeberin von femFatal ist. Finanziert wird der Kanal über Werbe-Kooperationen, die Inhalte sind für die Leser und Leserinnen kostenlos – und bleiben es auch. „Uns liegen die Themen wirklich am Herzen, und die Idee des Newsletters war ja auch, die Beiträge möglichst vielen zur Verfügung zu stellen, daher werden wir sie auch nicht hinter einer Paywall verstecken”, meint Delna Antia-Tatić. Neben dem Newsletter können die Inhalte auch auf der Website gelesen werden, über Instagram werden die neuen Geschichten angeteasert.
„Uns ist auch klar, dass das Projekt durchaus Wachstums-potenzial hat”, so die Herausgeberin. Gedankenspiele dazu können in alle möglichen Richtungen gehen, wie einem Podcast oder Printausgaben. „Aber gerade befinden wir uns noch in der Start-up-Phase und freuen uns, dass es so gut ankommt.” Das Ziel heißt derzeit also vor allem, Abozahlen und Reichweite zu steigern: „Und dann stehen uns alle Wege zur Weiterentwicklung offen.”