Im flotten Tempo zum Song Contest
© ORF/Roman Zach-Kiesling
MARKETING & MEDIA Redaktion 10.03.2023

Im flotten Tempo zum Song Contest

ORF-Programmdirektorin Stefanie Groiss-Horowitz über den Sinn des ESC und dessen Wirkung über die Liveshow hinaus.

••• Von Dinko Fejzuli

Im Jahr 2022 gewann die ukrai-nische Band Kalush Orchestra mit dem Titel „Stefania” den Eurovision Song Contest im italienischen Turin und wäre eigentlich heuer der Ausrichter für den ESC 2023 gewesen. Aufgrund des russischen Angriffskriegs in ihrer Heimat musste aber Großbritannien als Ersatz-Austragungsort einspringen, und nun findet der Eurovision Song Contest, der größte Musik-TV-Live-Event, vom 9. bis zum 13. Mai im englischen Liverpool statt. Mittlerweile ist auch bekannt, mit welchem Lied Österreich vertreten sein wird.

Denn: Dass uns das Frauenduo Teya & Salena heuer im zweiten Halbfinale des Eurovision Song Contest im englischen Liverpool vertreten wird und um den Einzug ins Finale rittern würde, stand schon länger fest. Nun wurde auch mit „Who the hell is Edgar?” der Song des Duos in einer Präsentation im ORF-Zentrum vorgestellt.
medianet nahm dies zum Anlass und bat die für den Song Contest zuständige ORF-Programmdirektorin Stefanie Groiss-Horowitz zum Interview.


medianet:
Frau Groiss-Horowitz, heuer sollen also die beiden Künstlerinnen Teya & Salena für uns das ESC-Eisen aus dem Feuer holen. Kennen gelernt haben sich die beiden im ORF Casting-Format ‚Starmania'. Die Show scheint eine gute Plattform für Nachwuchskünstler gewesen zu sein …
Stefanie Groiss-Horowitz: ‚Starmania' ist nicht nur eine Bühne, wo sich Künstlerinnen und Künstler präsentieren können, sondern da wurden auch Kontakte geknüpft und Menschen kennengelernt, und wenn man dann später darüber nachdenkt, wer die jungen Talente sind, die man jetzt brauchen könnte, denkt man eben auch an genau diese Künstlerinnen und Künstler aus diesem Format. Und ich erinner daran, dass auch Conchita dank ‚Starmania' erstmals einem größeren Publikum bekannt wurde.

medianet:
Kommen wir zum Song Contest, also dem Mega-Live-Event an sich. Mit der Konkurrenz der Streamingdienste ist gerade der Live-Faktor etwas, was das lineare TV-Erlebnis noch ausmacht.
Groiss-Horowitz: Absolut. Live-Events sind das, was dem viel zitierten Lagerfeuer-Erlebnis noch am nächsten kommt. Man muss aber auch auf anderen medialen Kanälen präsent sein. Social Media oder der Second Screen, der ja dann auch quasi wieder auf den First Screen referenziert, sind genau so wichtig. Das wertet das alles auf und ist keine Konkurrenz, und im besten Sinne ergeben linear und non linear, analog und digital ein stimmiges Gesamtbild ab.

medianet:
Letztes Jahr sind wir nicht ins Finale gekommen, doch das Lied wurde im Radio ein Hit – also quasi ein Erfolg trotz ESC-Misserfolg.
Groiss-Horowitz: Beim Song Contest geht es ganz sicher um mehr, als nur zu gewinnen. Es geht darum, sich nicht davor zu fürchten, ob man ins Finale kommt oder nicht, sondern eine Bühne zu nutzen, um sich einem so großen Publikum und auch der Musikindustrie zu präsentieren. Und das ist viel wichtiger und nachhaltiger. Aber verstehen Sie das jetzt nicht falsch, denn natürlich ist es schön, ins Finale zu kommen und noch schöner ist es, zu gewinnen.

medianet:
Kommen wir zu Ihrer Funktion beim heimischen Vorentscheid. Welche Aufgaben übernehmen Sie hier?
Groiss-Horowitz: Ich habe in Wahrheit nur mehr okay gesagt.Es gab ein sehr aufwendiges Auswahlverfahren mit vielen Songs und Küstlerinnen und Künstlern, und am Ende wurde mir eine Auswahl von drei Liedern präsentiert, mit einem sehr klaren Favoriten und diesem habe auch ich mich angeschlossen, nämlich ‚Who the hell is Edgar?' von Teya & Salena.

medianet:
Zum Schluss eine weniger musikalische, aber wirtschaftlich wichtige Frage. Eigenproduktionen, Liveshows und auch Dinge wie die Teilnahme des ORF als EBU-Mitglied am Eurovision Song Contest sind nicht gerade dafür bekannt, bei den Kosten günstig zu sein. Wie viele andere Medienunternehmen muss auch der ORF sparen. Welche Auswirkungen könnte das auf Österreichs Teilnahme am Song Contest haben?
Groiss-Horowitz: Der ESC ist auf alle Fälle etwas, wo wir uns sehr bemühen, es weiter im Programm zu halten und zwar gleich aus mehreren Gründen. Der Song Contest ist nicht nur als Live-Event mit globaler Strahlkraft wichtig, sondern weil es ja auch abseits des einzelnen TV-Events viel Aufmerksamkeit über die Semifinale und das große Finale hinaus generiert. Wir werden alles dafür tun, dass der ORF weiter mit dabei ist, denn anders als in anderen Zeiten, wo der Song Contest wenig Relevanz beim breiten Publikum hatte, sieht das vor allem nach dem Sieg von Conchita ganz anders aus. Und das soll auch so bleiben.

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL