WIEN. Nach der Genehmigung der Codes of Conduct für Adressverlage und Direktmarketing-Unternehmen durch die Datenschutzbehörde wurde im vergangenen September die vom DMVÖ und der WKÖ beauftragte Überwachungsstelle Austrian Standards durch die Datenschutzbehörde akkreditiert und hat ihre Tätigkeit aufgenommen.
Unternehmen und Organisationen, die ihren Sitz in Österreich und eine Gewerbeberechtigung nach § 151 GewO haben, konnten sich seitdem für ein sogenanntes Überwachungsverfahren anmelden und haben so die Möglichkeit, ein Zertifikat („Überwachungszertifikat”) und ein Gütesiegel zu erlangen, das ihnen den DSGVO-konformen Umgang mit Adressen und personenbezogenen Marketing-Daten bescheinigt. Damit sind insbesondere zwei große Vorteile für geprüfte Unternehmen verbunden: Einerseits der Wettbewerbsvorteil durch den Qualitätsnachweis gegenüber potenziellen und bestehenden Auftraggebern, andererseits weitgehender Schutz vor drakonischen Strafen – immerhin bis zu vier Prozent vom Umsatz oder 20 Mio. €.
Mit W1 hat nun eine Agentur der heimischen Dialogmarketing-Szene so ein Zertifikat – mit der Nummer 000 000 2 – erhalten.
Uneinheitliche Auslegung
W1-Managing Partner Emanuel Brandis, gleichzeitig auch Mitglied im Vorstand des europäischen Dachverbands der Dialogmarketing-Agenturen FEDMA mit Sitz in Brüssel, erzählt im medianet-Interview über die Bedeutung des Zertifikats für seine Agentur, aber auch für die Kunden und warum es wichtig sein wird, dass sich nun möglichst viele heimische Agenturen zertifizieren lassen.
„Das grundsätzliche Problem ist, dass die DSGVO anstatt zur ursprünglich geplanten Vereinheitlichung der europaweiten Anwendung der DSGVO in den einzelnen Ländern zu einer unterschiedlichen Auslegung geführt hat, was die gesamte Werbe- und Digitalwirtschaft verunsichert. Aus Sorge vor DSGVO-Strafen wird nun weniger gemacht, als innerhalb der Regeln eigentlich möglich ist. Das ist ein klarer Wettbewerbsnachteil in einer Zeit, wo die Digitalisierung eigentlich der Hoffnungsträger für den wirtschaftlichen Aufschwung nach der Coronakrise ist. Eine Zertifizierung schafft hier Vertrauen bei den Agenturen und Auftraggebern gleichermaßen – auch über die Ländergrenzen hinweg. Österreich ist in diesem Bereich ein vielbeachteter Vorreiter.”
Schon immer hohe Standards
Dass es nun europaweit gerade in Österreich zur ersten Zertifizierung einer Dialogmarketing-Agentur gekommen ist, erklärt Brandis mit dem Umstand, dass in Österreich bereits vor Einführung der neuen DSGVO-Regeln bereits vieles, was dann mit ihnen kam, in einem vom DMVÖ initiierten Code of Conduct eingeführt und behördlich anerkannt war und somit eine Adaptierung viel schneller vorgenommen werden konnte als in anderen Ländern.
Die Zertifizierung für W1 erfolgt über ein mehrstufiges Audit, durchaus intensiv denn, „die Auditoren wollen nicht nur in der Theorie hören, was man unternimmt, sondern es auch konkret sehen bis dahin, dass zwei Mitarbeiter der Agentur unabhängig von einander über Details der Datenschutzpraktiken der Agentur befragt wurden. Der Audit-Prozess begann im Herbst und konnte im Jänner trotz Corona erfolgreich abgeschlossen werden”, so Brandis.
„Wir haben das Thema Datenschutz als führendes Dialogmarketing-Unternehmen immer schon sehr ernst genommen und es freut uns, dass wir nun als erste Agentur in ganz Europa dieses wertvolle Gütesiegel bekommen haben”, so Brandis.
Und was haben die Kunden vom Zertifikat? Brandis dazu: „Unternehmen, die mit W1 arbeiten, genießen ein hohes Maß an Sicherheit, weil sie sicher sein können, dass wir uns den strengen Regeln unterwerfen. Das wird auch regelmäßig überprüft, sprich W1 gewährleistet permanent einen hohen Standard beim Thema DSGVO.”
Apropos hoher Standard: Auch wenn die Umsetzung der DSGVO-Regeln für viele Unternehmen zunächst einen Mehraufwand brachte und die Ausgaben im Dialogmarketing-Sektor in der Folge um sieben Prozent zurückgegangen sind, sich zwischenzeitlich aber wieder erholt haben: Der Umstand, dass viele Unternehmen nun eine top gepflegte, DSGVO-konforme Datenbank haben, brachte für viele nicht nur die Erkenntnis, wie wichtig eine gut gewartete Datenbank ist, sondern auch die Motivation, nach den unternommenen Anstrengungen aus den eigenen Daten auch das herauszuholen, was möglich ist.
„Damit bringt die DSGVO nicht nur Nachteile. Im Gegenteil: mehr Sicherheit für den Konsumenten und einheitlich faire Chancen für die werbetreibenden Unternehmen”, so Brandis.
DMVÖ zeigt sich erfreut
DMVÖ-Präsident Anton Jenzer: „Die VSG Direkt, ein führendes heimisches Dienstleistungsunternehmen für Dialogmarketing, und nun auch W1 als erste österreichische Marketing-Agentur wurden bereits erfolgreich zertifiziert.” Weitere Verfahren seien bereits am Laufen. Jenzer sieht zwei große Vorteile für geprüfte Unternehmen: „Die Zertifizierung ist ein klarer Qualitätsnachweis gegenüber Markt und Kunden in puncto Data Compliance bzw. DSGVO-konformes Datenmanagement und sie bietet ein hohes Maß an Rechtssicherheit angesichts der Bedrohung durch drakonische Strafen bei Datenschutzvergehen.” (fej/mab)
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