Was darf’s kosten?
© BFI Wien/Ian Ehm
Zukunftsfrage „Die Digitalisierung ist die Grundfrage, mit der sich unsere Gesellschaft auseinandersetzen muss. Und Bildung ist der Hebel.”
MARKETING & MEDIA Redaktion 30.06.2017

Was darf’s kosten?

BFI Wien: Unternehmen sind bereit zu hohen Investments in die digitale Zukunft – wenn die Rahmenbedingungen stimmen.

WIEN. Die Digitalisierung und die Vorbereitung darauf nahm jetzt Hasslinger Consulting im Auftrag des BFI Wien unter die Lupe. Befragt wurden österreichweit mehr als 300 Führungskräfte. Das Hauptergebnis: Österreichs Führungskräfte fühlen sich trotz teils noch fehlender Strategie gut auf die digitale Transformation vorbereitet. Gleichzeitig zeigen sie auch eine überdurchschnittlich hohe Bereitschaft, in die weitere digitale Qualifizierung der eigenen Belegschaft zu investieren – sofern diese Weiterbildung auch seitens der Politik gefördert wird.

„Auf einem guten Weg”

Die Ergebnisse seien so erfreulich wie überraschend, sagt ­Valerie Höllinger, Geschäftsführerin des BFI Wien – insbesondere angesichts der anhaltenden Medienberichte über durch die Digitalisierung wegfallende Arbeitsplätze. „Es ist für mich aber ein absolut positives Zeichen, dass sich die heimischen Unternehmen gut auf die Digitalisierung vorbereitet fühlen. Das heißt für mich, dass Österreich auf einem guten Weg ist.”

Vor allem die hohe Bereitschaft, in die Qualifizierung zu investieren, zeuge von Weitblick: Auch die eigene digitale Fitness würden sich 83% der Führungskräfte – auf CEO-Level sogar 88% – etwas kosten lassen.
„Das freut uns natürlich sehr. Wir lesen es aber primär als Auftrag, unsere Angebote weiterzuentwickeln und am Ball zu bleiben. Denn es ist offensichtlich, dass ein Bedarf an Qualifizierung im Digitalbereich gegeben ist. Die Unternehmen sind sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung aber offenbar bewusst, die sie in diesem großen Prozess haben, und sie sind bereit, diese auch zu tragen.”
Vor allem dann, wenn seitens der Politik Unterstützung kommt: „Die Studie zeigt: Wenn der Staat einen Beitrag leistet, unterstützen die Unternehmen. Und wenn die Unternehmen unterstützen, sind auch die Privatpersonen bereit, ihren Beitrag zu leisten. Daraus ist zu schließen, dass es alle drei Säulen in der ­Finanzierung braucht”, so ­Höllinger. Sie schlägt vor, das Modell des Wohlfahrtsstaats im Bereich Arbeitslosigkeit oder Sozialversicherung, das aktuell u.a. über Arbeitgeber- und Arbeitnehmer-Beiträge finanziert wird, auf Bildung im Digitalbereich bzw. für die Vorbereitung auf die Digitalisierung zu erweitern.

Nachholbedarf bei KMU

Dass die digitale Transformation die Unternehmen zwingt, sich mit Veränderungen in ihrer Organisation auseinanderzusetzen, scheint jedenfalls in den Köpfen der heimischen Manager verankert: „Vier von fünf messen dem Thema Bedeutung bei.” Jedoch sinkt die Einschätzung der Digitalisierung als „großes Thema” im Unternehmen mit der Zahl der Mitarbeiter. „Und auch nur jedes dritte Handelsunternehmen wertet die Digitalisierung als ein großes Thema; das ist in Zeiten von Amazon und Co. doch eher überraschend”, so Höllinger.

„Grundsätzlich ist das Thema angekommen. Wie sich zeigt, müssen wir aber noch im KMU-Sektor die Bedeutung der digitalen Transformation – und damit korrespondierend der Mitarbeiterausbildung – hervorstreichen.” Eine weitere ­Digitaloffensive müsse daher „eine KMU-Offensive” sein. (red)

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