Auf den Automobilhandel kommen harte Zeiten zu
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MOBILITY BUSINESS Redaktion 17.04.2020

Auf den Automobilhandel kommen harte Zeiten zu

Nach zwei moderaten Rückgängen in Folge droht dem heimischen Fahrzeughandel heuer der Absturz.

••• Von Jürgen Zacharias

Natürlich, wenn ein Minus vor der Jahresbilanz steht, ist niemand rundum zufrieden – zumal 2019 nach 2018 das bereits zweite rot-weiß-rote Autojahr in Folge mit einem Neuzulassungs-Rückgang war. Für heuer würden Handel und Importeure ein ähnliches Ergebnis wie die Minus 3,4% im Vorjahr aber wohl sofort unterschreiben, ist infolge der Coronakrise doch erstmals seit dem Wirtschaftskrisenjahr 2008 (siehe Grafik rechts) ein Rückgang auf unter 300.000 Neuzulassungen zu befürchten.

Schon zu Jahresbeginn schien für den Handel ein leichter Absatzrückgang im laufenden Jahr ausgemacht. „Mit 2019 haben wir ein herausforderndes Jahr hinter uns, und auch 2020 wird ein schwieriges Autojahr werden”, so Günther Kerle, Sprecher der österreichischen Automobilimporteure, rund um die Eröffnung der Vienna Autoshow Mitte Jänner.

Moderates Minus erwartet

Der Jänner und Februar schienen die Befürchtungen des Branchensprechers mit Absatzrückgängen von 9,1% beziehungsweise 10,9% zu bestätigen, im März folgte dann „Corona-bedingt” aber der totale Einbruch. Im Vergleich zum März des vergangenen Jahres gingen die Absätze laut ersten Zahlen der Statistik Austria um rund zwei Drittel von 31.958 Fahrzeuge auf 10.715 zurück.

Der rot-weiß-rote Automarkt hinkt damit nach dem ersten Quartal bereits um 26.114 Neuwagen hinter dem Vorjahresergebnis her, und im April ist wohl mit einem ähnlichen oder noch stärkeren Verkaufsminus wie im März zu rechnen. Prognosen darüber hinaus sind Stand jetzt kaum möglich, das Ergebnis im Mai und in den Folgemonaten wird davon abhängen, ob die Autohäuser wieder öffnen dürfen. Von einer Markterholung bis zu weiter rückläufigen Absätzen ist dann alles möglich, ein wohl (deutliches) Minus bis Jahresende scheint aber unausweichlich.
Werfen wir vorerst also noch einmal einen Blick auf das vergangene Autojahr: Unter den 329.363 verkauften Fahrzeugen waren 176.706 Benziner (minus vier Prozent gegenüber 2018, Anteil: 53,7%) und 126.311 Diesel (minus 9,8 Prozent). Bei alternativen Antrieben gab es hingegen einen Zuwachs von 56,8%, sie machen aber nur 7,9 Prozent der Gesamt-Neuzulassungen aus. In Summe wurden 26.346 alternative Neufahrzeuge verkauft, darunter 9.242 Elektroautos. Die meisten Elektroautos wurden in Wien verkauft, gefolgt von Niederösterreich. Gut 80% der Käufer waren Firmen, juristische Personen oder Gebietskörperschaften.
Beliebtester Fahrzeugtyp über alle Antriebsarten hinweg war der SUV mit einem Anteil von 31,9%, gefolgt von der Kompaktklasse mit 24,7%. Platzhirsch blieb Volkswagen mit einem Marktanteil von 16% (siehe Tabelle oben), was einem Rückgang gegenüber 2018 von 7,5 Prozent entspricht. Auf den Plätzen landeten mit Marktanteilen von 8,3 Prozent und sechs Prozent die beiden Konzernmarken Skoda und Seat.

Anstieg bei den Emissionen

Ein Blick auf die Statistiken fördert weitere interessante Details zutage. So gingen die Tageszulassungen 2019 um ein Viertel zurück und sind zwei von drei neu zugelassenen Pkw inzwischen Firmenautos. Bei den Neuwagenkäufern dominiert vor allem das ältere Publikum, über die Hälfte der Privatkäufer sind älter als 50 Jahre.

Zuwächse gab es dort, wo sie keiner haben will – beim CO2-Ausstoß: Dieser stieg seit dem Niedrigstwert in den Jahren 2016 und 2017 von gut 120 auf 128 (Benzin) bzw. 133 g/km (Diesel) an. Entsprechend zugenommen hat auch der Treibstoffverbrauch der Pkw. Und der Trend ging hin zu mehr Motorleistung. Fahrzeuge in den unteren PS-Klassen verkauften sich 2019 schlechter, bei den Autos über 171 PS gab es im Jahresvergleich ein Plus von fast 14%.

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