Automobile Vernetzung erfasst auch Finanzierung
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MOBILITY BUSINESS Redaktion 01.04.2016

Automobile Vernetzung erfasst auch Finanzierung

Eurogroup Consulting: Kundeninformationen werden immer öfter mit Fahrzeugdaten verknüpft. Noch fehlt es an ganzheitlichen Strategien.

BERLIN. Die automobile Vernetzung schreitet rasant voran und macht auch vor der Finanzierung der Fahrzeuge nicht halt. So verknüpfen neueste Entwicklungen Informationen über Kunden zusehends mit Autodaten – unbedingte Voraussetzung dafür ist aber eine ganzheitliche Digitalstrategie mit einem modernen Backoffice. Das ergibt die „Automotive Finance Study 2016” des Beratungshauses Eurogroup Consulting.

Autofinanzierern fehlt Strategie

Der Automarkt in Europa befindet sich laut den Studienautoren „in einem fundamentalen Wandel”. So wird etwa Carsharing immer beliebter, und mit der Elektromobilität drängt eine neue Antriebstechnologie auf den Markt. Von diesen Entwicklungen unmittelbar betroffen sei laut der Studie auch der Markt für Autofinanzierung, der ebenso vor einem Wandel stehe.

„Während viele klassische Banken bereits Digitalabteilungen gegründet haben, fehlt es Autofinanzierern aber oft noch an der übergreifenden digitalen Strategie”, sagt Norman Weißer, Bankenexperte bei Eurogroup Consulting. „Diese ist zum Überleben jedoch zwingend notwendig. Dazu gehört auch eine Modernisierung des Backoffice. Wer immer mehr schöne Apps herausbringt, aber noch mit 30 Jahre alten Anwendungen arbeitet, wird schnell an Grenzen stoßen.”
Um die Ausmaße der Veränderung besser zu verstehen, haben die Berater von Eurogroup Consulting 20 Entscheider von 16 Autobanken und Autofinanzierern nach den Zukunftstrends gefragt. Zusätzlich wurde der Automarkt in sechs europäischen Ländern analysiert. „Dabei wurde eines klar: Kundendaten sind der Schlüssel zum Erfolg”, erklärt Weißer.
Schon jetzt gebe es mit Wettersensoren ausgestattete Scheibenwischer, die ihre Regendaten nicht nur im Auto selbst nutzen, sondern auch an eine Wetter-App geben, um die Vorhersagen zu verbessern. Weil die Prognose in zwei Kilometern einen Hagelschauer ansagt, könnte bald direkt am Autodisplay eine Versicherung nur für diesen Zeitraum abgeschlossen werden.

Neue Features halten Einzug

Eine Technologie namens „Blockchain” könnte laut den Studien­autoren auch für die Autofinanzierer zu einer Revolution und Kosteneinsparungen in Millionenhöhe führen.

Blockchain ist die Bitcoin zugrunde liegende Technologie und ermöglicht unter anderem die dezentrale Aufbewahrung und Prüfung von Verträgen. Sie erlaubt es beispielsweise, einen Leasingvertrag direkt im Auto an einem Bildschirm abzuschließen. Zudem überwacht sie alle Daten und Zahlungen und sperrt den Wagen, wenn die Raten ausbleiben.
Gamification ist eines der wichtigsten Schlagworte unserer Zeit. Apps analysieren das Fahrverhalten oder ermöglichen einen Wettstreit unter Kollegen, wer mit dem Firmenwagen am meisten Sprit spart. Wer mit dem Smartphone einen QR-Code am Auto fotografiert, erhält auch außerhalb der Autohaus-Öffnungszeiten Informationen zur günstigsten Finanzierung.
„Auf diesen Wegen versuchen Unternehmen, die Daten und den direkten Draht zu ihren Kunden zu erhalten”, sagt Weißer.
Und weiter: „Autobanken haben einen klaren Vorteil, weil sie die Datenhoheit besitzen und schon bei der Auslieferung die Fahrzeugnummer mit einem Kunden verknüpfen können. Unabhängige Autofinanzierer müssen neue Wege finden, sind dafür aber auf Kooperationen mit Händlern angewiesen.” Wenn sie attraktive Provisionspakete für die Autohändler schnüren und dem Kunden spannende digitale Produkte anbieten, haben sie aber gute Chancen. (red)

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