LAS VEGAS/LONDON. Der Chef von Autobauer Stellantis hat die EU aufgefordert, die europäische Autoindustrie besser vor der Konkurrenz aus China zu schützen. „Der Preisunterschied zwischen europäischen und chinesischen Fahrzeugen ist erheblich. Wenn man an der derzeitigen Situation nichts ändert, werden sich die europäischen Kunden aus der Mittelklasse zunehmend den chinesischen Modellen zuwenden”, sagte Carlos Tavares am Rande der CES-Messe in Las Vegas.
Europäisches Preis-Dilemma
Laut Patrick Koller, Chef des Zulieferers Forvia, liege der Kostenvorteil chinesischer Hersteller schon bei kleinen Elektroautos bei 10.000 €. Und der Unterschied werde immer größer: Laut Zahlen von Jato Dyamics stieg der durchschnittliche Preis eines europäischen Elektroautos seit 2015 um fast 7.000 € auf 55.821 €, während in China der Preis von 66.819 € auf 31.829 € einbrach und inzwischen unter dem Preis eines vergleichbaren Benziners liegt.
Konfrontation mit Chinesen
Ohne ein Eingreifen der EU drohe Europas Autobauern daher ein ähnliches Szenario wie der Solarmodul-Industrie, warnte Tavares. „Wenn man den europäischen Markt offen hält, dann haben wir keine Wahl: dann müssen wir direkt gegen die Chinesen kämpfen.” Das gelte für die gesamte automobile Wertschöpfungskette mit erheblichen Konsequenzen. Es müssten in Europa Kapazitäten abgebaut und Produktion an günstigere Standorte verlagert werden. Ein anderer Weg sei die Re-Industrialisierung Europas, bei der verloren gegangene Industrien und Produktionsketten zurückgeholt würden. Gerade die deutsche Industrie stelle sich aber gegen eine veränderte EU-Handelspolitik, die dafür notwendig wäre. (APA)