Die Automobilbranche wird auf den Kopf gestellt
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MOBILITY BUSINESS Redaktion 11.11.2016

Die Automobilbranche wird auf den Kopf gestellt

Die zunehmende Digitalisierung und neue Antriebskonzepte stellen die Industrie vor große Herausforderungen.

••• Von Moritz Kolar

Früher ging es bei neuen Auto-Modellen vordergründig um das Design der Fahrzeuge und um ihre Straßenlage und PS-Stärke, allenfalls noch um den Treibstoffverbrauch. Heute zählen in erster Linie Sicherheit, Komfort und Bequemlichkeit. Wir müssen uns in einem Fahrzeug wohlfühlen, damit es gefällt. Wir müssen damit sicher unterwegs sein und es sollte uns möglichst viel Arbeit abnehmen und Abläufe vereinfachen, um in die engere Kaufauswahl zu kommen.

Vernetzung schreitet voran

In Zukunft dürfte aber auch das zu wenig sein. Dann wird Experten zufolge der Vernetzungsgrad über das Wohl und Weh eines Fahrzeugs entscheiden. Wie auch in anderen Bereichen unseres Alltags gibt die IT-Branche jedenfalls mächtig Gas, um unsere Vorstellungen von automobiler Mobilität neu zu definieren. Damit verbunden ist ein rascher Wandel des Produkts Auto, für die Hersteller aber auch neue Konkurrenz durch Hightech-Unternehmen.

Unklar ist, wie schnell sie sich auf die neuen Zukunftsperspektive einstellen können und wollen. Ähnliches gilt auch für Infrastrukturanbieter und – last but not least – den Konsumenten: Wie schnell reagiert der Kunde?

Diskussionsrunde in Wien

Im Rahmen der Veranstaltung „Die Zukunft der Auto-Mobilität” des Forums Journalismus und Medien in Wien diskutierten Journalisten aus Auto-, Wirtschafts- und Lifestyle-Ressorts mit Experten aus der Automobilindustrie, der IT- und Telekommunikationsbranche und dem Verkehrswesen über Chancen, Risiken und Auswirkungen dieser Entwicklungen.

Der Automobil-Cluster der oö. Wirtschaftsagentur Business Upper Austria versuchte dabei die Situation aus Sicht der Zulieferunternehmen darzustellen. Die Anforderungen an die Zulieferer sind laut Wolfgang Komatz, Leiter des Automobil-Clusters OÖ „enorm, aber bewältigbar”. Große Chancen versprechen vor allem Kooperationen, so Komatz. Das stärke die Unternehmen und die wirtschaftliche Position einer Region.
Der Cluster-Manager weiter: „Um den steigenden Komplexitätsgrad im Bereich der Digitalisierung und im Bereich der Antriebsstrang-Entwicklung beherrschen zu können, ist es notwendig, bereits in der Entwicklung unternehmensübergreifend zu kooperieren. Nur dann wird Österreich einer der führenden Autozuliefer-Standorte bleiben.”

Hochqualifizierte im Fokus

Die Komplexität, aber auch das steigende Tempo, das die IT-Branche mit ihren Entwicklungen vorgibt, macht bei den Herstellern und Zulieferern Druck, so Komatz weiter, schlage aber auch auf den Arbeitsmarkt durch: „Als Folge davon wird es in absehbarer Zeit einen größeren Bedarf an hochqualifizierten Arbeitskräften geben; weniger qualifizierte Arbeitsplätze werden hingegen immer öfter durch digitalisierte Lösungen ersetzt werden. Das Gefüge am Arbeitsmarkt wird ein anderes werden.”

Verschiedene Antriebssysteme

Auch im Bereich der Antriebe gibt es einen deutlichen Trend hin zu alternativen Formen wie Elektromobilität oder Wasserstoff, was für Hersteller von Getrieben und Antriebssträngen ebenfalls eine neue Herausforderung darstellt. Auch hier müsse das Tempo der Entwicklungen angepasst werden.

Theodor Sams, Head of Global Research and Technology Development bei AVL List: „Es geht bei einem raschen Umstieg auf neue Antriebssysteme nicht nur um die Reduzierung der Emissionen – es geht auch um den Verlust von Arbeitsplätzen.”
Gerhard Krachler, Entwicklungsleiter bei Magna, stellte den Journalisten ein Wasserstoff-Hybrid-System vor, das der Elektromobilität großen Schwung verleihen könnte und damit Arbeitsplätze schaffen würde. Er meint: „Es wird in Zukunft verschiedene zweckgebundene Antriebssysteme geben, um das Energie-Optimum zu erreichen.”
Phat Huynh, Managing Director der Telekom Austria Group M2M GmbH, sieht in der Vernetzung durchwegs positive Chancen: „Vernetzte Mobilität muss immer im Kontext der Digitalisierung unserer Gesellschaft gesehen werden; dabei geht es nicht um Technologie, sondern um Anwendungsfälle, Geschäftsmodelle und Mehrwerte, die daraus entstehen können.”

Durchgehende Vernetzung

Für den Automobil-Cluster ist eine Vernetzung sowohl in der Mobilität, aber auch zwischen den Zulieferfirmen und hin zu den Medien ein ganz wichtiger Faktor, wenn das Konzept „Moderne Mobilität” vernünftig entwickelt, umgesetzt und angewendet werden soll.

Michail Hengstenberg, Motorjournalist bei Spiegel online und Moderator der Veranstaltung: „Der Auto-Journalismus steht, wenn er die Entwicklung in der Branche kompetent abbilden will, vor einem ebenso großen Wandel wie die Industrie selbst.”
Nachsatz Hengstenberg: ­„Altes Wissen verliert heute rapide an Wert, dafür nimmt die Geschwindigkeit, mit der sich Journalisten in neue Aspekte der Digitalisierung einarbeiten müssen, rasant zu.”

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