Die Lust, aus dem Vollen zu schöpfen
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Der Kia Sportage – kein seltenes Bild auf Österreichs Straßen, und das nicht zuletzt wegen des Einstiegspreises von 23.990 Euro.
MOBILITY BUSINESS Bernhard Katzinger 17.06.2016

Die Lust, aus dem Vollen zu schöpfen

Der koreanische Hersteller Kia erobert die Herzen der Alpen­republikaner. Mit welchen Mitteln, zeigt unser Test eines ­ausgesprochen großzügig ausgestatteten Kia Sportage.

••• Von Bernhard Katzinger

WIEN. Welcher Autokäufer träumt nicht davon? Einmal so richtig in der Aufpreisliste wüten, kein Anhakerl-Kastl auslassen müssen. Stärkste Motorisierung, Top-Ausstattungslinie, schönste Lackierung, garniert mit Extras en masse. Vertreter der Fach-Journaille erleben dergleichen zwar mit höherer Frequenz. Angesichts der Preisliste des neuen Kia Sportage rückt diese Utopie aber auch für Frau und Herrn Österreicher ein Stück weit ins Mögliche. Die Koreaner verwöhnen um kleines Geld.

Das Wort „Vollausstattung” ist fast untertrieben, lenkt man – wie wir – die Allradversion in der Platin-Ausstattung: Schönes Leder (wenn auch in der nicht gerade glücklichsten Farbwahl, nämlich beige), Sitz- und Lenkradheizung, Sitzlüftung, Zweizonenklima, autonomer und auch in engen Lücken tadellos funktionierender Einpark-Lenker, Notbrems- und Spurhalte-Assistent … Es ist, als hätte irgendjemand den koreanischen Ingenieuren am Beginn der Sportage-Entwicklungsarbeit die komplette Aufpreisliste eines europäischen Herstellers ins Pflichtenheft geschrieben, und die fleißigen Koreaner hätten daraufhin nur eifrig genickt und sich an die Arbeit gemacht.

Konkurrenzloses Angebot

Kostenpunkt dieser Orgie an Komfort- (und auch Sicherheits-)Features, welche sich den Namen „Platin-Ausstattung” durchaus verdient: ab 35.390 €. Mit in diesem äußerst konkurrenzfähigen Preis inbegriffen sind die schönen 19-Zöller, extra zu berappen an unserem Testwagen wären lediglich die Lackierung in geschmackvollem Metallic-Bronze sowie das ­Sicherheitspaket, das einen Querverkehrs-Assi einschließt, sowie das riesige Panorama Glasschiebe- und Hubdach um 1.200 € extra. Bei all dieser Opulenz erscheint es umso unverständlicher, dass Kia die Allradmodelle des Sportage nicht mit der sonst serienmäßigen Start-Stopp-Automatik ausliefert.

Nach wie vor ein Thema in jedem Verkaufsgespräch beim Kia-Händler wird die Garantie für sieben Jahre bzw. 150.000 Kilometer sein. Man ist ja auch nicht zu Unrecht stolz auf dieses nach wie vor konkurrenzlose Angebot.

Alt(-bewährt), aber gut

Auch über den Motor lässt sich nichts Schlechtes sagen – es sei denn, man rümpft über Kias Weigerung die Nase, dem Trend zur Hubraumschrumpfung zu folgen. Wir fahren 2,0 CRDi mit 185 PS, der uns kommod auch über längere Autobahnstücke transportiert und stets ausreichend Reserven bereithält. Dabei darf das Reisetempo aus Sicht der Erbauer knapp über die 200 km/h-Marke steigen. Die Sechsgang-Automatik frisst nicht viel von der gefühlten Leistung, sodass man sich das Komfortfeature gern dazubestellt. Geländefahrer, die den Allradbetrieb täglich brauchen, werden in der Regel allerdings zum Schalter greifen.

So schön das Gefühl der üppigen Kraftreserve auch ist, an der Tankstelle zeigt sich erst, ob die Pferdestärken ihr Spiel zu übermütig getrieben haben. Der Hersteller spricht von im Drittelmix 6,3 l Diesel auf 100 Kilometer – unserem Eindruck zufolge muss man – vorsichtig formuliert – schon sehr zaghaft Gas geben, um diese zu schaffen.
Wem Umwelt und Geldbeutel angesichts dieser Werte zu sehr am Herzen liegen, wird wahrscheinlich mit den kleineren Aggregaten glücklicher – etwa dem 1,7 CRDi mit 116 PS (4,6 Liter Verbrauch laut Norm) oder dem 1,6 Liter-Benziner, der 132 PS leistet. Das schmälert allerdings ein wenig das lustvolle Gefühl, bei der Ausstattung aus dem Vollen zu schöpfen.

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