Keine Sicherheit für Radfahrer
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Nicht immer geht’s glimpflich aus: 2014 waren rund zwölf Prozent der getöteten Verkehrsteilnehmer Radfahrer.
MOBILITY BUSINESS 09.10.2015

Keine Sicherheit für Radfahrer

Der Anteil der Radler an den Verkehrstoten ist in den letzten zehn Jahren um 50% gestiegen. Bei mehr als einem Drittel der getöteten Radfahrer war der Unfallgegner ein Auto.

••• Von Georg Biron

WIEN. Der neue Volvo V40 erzielte 2012 auf Anhieb fünf Sterne im Sicherheitsranking von Euro NCAP. Das Auto mit serienmäßigem und erstem Fußgänger-Airbag weltweit markierte mit 88% aller möglichen Punkte zudem einen neuen Höchstwert beim Fußgängerschutz.

Auch beim australischen Pendant zum Euro NCAP, dem Aus­tralasian New Car Assessment Program (ANCAP), erreichte der V40 alle fünf Sterne. Mit Hinweis auf den hervorragenden Fußgängerschutz bezeichneten die Tester das schwedische Modell sogar als „herausragendes Fahrzeug im aktuellen Ranking”.
Auf dem Genfer Automobilsalon hat Volvo eine Fahrradfahrer-­Erkennung gezeigt, die auf dem Notbremsassistenten mit Fußgänger-Erkennung aufbaut. Sie bemerkt Radfahrer, die in der Fahrspur pendeln oder ausscheren, und bremst das Fahrzeug ab, wenn eine Kollision droht.
Dem Thema Fußgängerschutz wird in der Autoindustrie seit Jahren viel Aufmerksamkeit gewidmet. Der Fußgängerschutz als Bestandteil von Notbrems­assistenzsystemen steckt teilweise noch in den Kinderschuhen, dennoch hat der ADAC diese Funktionen getestet. Das Ergebnis: Leben kann damit inzwischen gerettet werden.
Der ADAC fordert alle Hersteller auf, schnell, flächendeckend und bezahlbar die Technik zum Schutz der Fußgänger im Straßenverkehr in allen Pkw umzusetzen.

Spezieller Airbag wäre nötig

Die Unfallforschung der Versicherer (UDV) in Deutschland hat in einer aktuellen Studie festgestellt, dass Radfahrer kaum von den Verbesserungen an Autos hinsichtlich des Fußgängerschutzes profitieren.

Speziell zum Schutz von Radfahrern wurden keine Maßnahmen eingeführt. Nur ein spezieller Airbag, der den gesamten Scheibenrahmen abdeckt, könnte einen deutlichen Sicherheitsgewinn für Radfahrer bringen. Der wäre aber aufwendig zu konstruieren und teuer und wird von keinem Hersteller angeboten.
Den größten Sicherheitsgewinn brächte eine automatische Notbremse, die Radler erkennt und die Geschwindigkeit reduziert.

Fahrrad gegen Auto

Im Jahr 2014 waren rund zwölf Prozent der getöteten Verkehrsteilnehmer Radfahrer. Ihr Anteil an allen Verkehrstoten ist damit in den letzten zehn Jahren um 50% gestiegen. Bei mehr als einem Drittel der getöteten Radfahrer und bei fast der Hälfte der schwerverletzten Radfahrer war der Unfallgegner ein Auto.

Die Untersuchung des Unfallgeschehens zeigt, dass in den meisten Fällen (84%) die Front des Fahrzeugs getroffen wurde. Während bei mittelschweren Verletzungen vor allem Kopf und Beine betroffen sind, dominieren bei schwersten Verletzungen die Kopfverletzungen.

Weniger Tote in Österreich

Bei den tödlichen Verkehrsunfällen im Jahr 2014 verloren 45 Radfahrer (davon vier mit einem Elektro-Fahrrad) ihr Leben.

In der UDV-Studie werden die Nachteile für Radfahrer festgehalten: Im Vergleich zu Fußgängern ist das Risiko für schwere Kopfverletzungen für den Radfahrer deutlich höher. Die Gestaltung der Fahrzeugfront spielt für die Schwere der Verletzung eine große Rolle.
Mit einem Airbag, der den Windschutzscheiben-Rahmen abdeckt, ließe sich das Kopfverletzungsrisiko deutlich reduzieren.
Eine Verringerung der Aufprallgeschwindigkeit um 20 km/h, z.B. durch eine Notbremse mit Radfahrererkennung, würde das Verletzungsrisiko bei Erwachsenen und Kindern am stärksten reduzieren.

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