Kostenproblem
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Das Dilemma der Zulieferer: Sie können die steigenden Kosten nur zu einem Teil weitergeben.
MOBILITY BUSINESS Redaktion 13.10.2023

Kostenproblem

Kantar-Umfrage: Fast drei von vier Automobilzulieferern gehen 2023 von höheren Aufwendungen aus.

BERLIN. Viele deutsche Automobilzulieferer rechnen einer aktuellen Umfrage zufolge im laufenden Jahr mit steigenden Kosten und Ausgaben, können diese aber oft nicht oder kaum weitergeben. Fast drei von vier Betrieben gehen 2023 von höheren Aufwendungen aus, 30% erwarten sogar Steigerungen von mehr als zehn Prozent, wie aus einer vor wenigen Tagen veröffentlichten Kantar-Umfrage für die Unternehmensberatung FTI-Andersch hervorgeht.

Problematische Situation

Die Unternehmen in der Autobranche können demnach im Schnitt nur 43% der ­Kostensteigerungen an ihre Kundschaft weiterreichen. Dies ist laut Kantar die geringste Quote der untersuchten Branchen. Zudem könnte fast ein Viertel der befragten Unternehmen aus der Autoindustrie nur höchstens 20% der Kosten weitergeben.

Während im produzierenden Gewerbe allgemein immerhin 38% der Unternehmen 61 bis 100% der Steigerungen weiterreichen konnten, seien dies in der Autobranche nur 23%. „Die Zahlen verdeutlichen, dass eine signifikante Minderheit nach wie vor größere Probleme bei der Eindämmung der Preissteigerungen hat”, sagte Auto-Experte Heiko Rauscher von FTI-Andersch. „Viele sind in Gefahr, was ihre Liquidität angeht.”

Einstellungsstopp geplant

Als Folge davon peilen 30% der befragten Unternehmen aus der Autoindustrie einen Einstellungsstopp an. Fast alle wollen Beschaffungskosten reduzieren und neun von zehn Betrieben die Energieeffizienz verbessern. Etwa 40% wollen Investitionen verschieben oder sogar stoppen.

Mit dem Verlagern von Geschäftigen in Niedriglohnländer beschäftigen sich nur 13% der Unternehmen im Autobereich und 24% über alle Branchen hinweg.

Neue Kundenstrukturen

„Die Zahlen verdeutlichten die operativ-finanziellen Probleme bei vielen Autozulieferern”, sagte Ralf Winzer, Vorstand und Senior Partner bei FTI-Andersch. „Die strategische Krise wird deutlich tiefer werden und nimmt jetzt gerade an Fahrt auf.” Denn ob die deutschen Firmen die Absatzzahlen der Vergangenheit wieder erreichen könnten, „das steht in den Sternen und wirkt gerade eher unwahrscheinlich”.

Einige Unternehmen konzentrierten sich daher bereits auf kleinere Stückzahlen mit höherer Profitabilität. „In China stoßen gerade viele an ihre Grenzen.” Die deutschen Firmen müssten sich neue Kundenstrukturen erschließen; hier sei etwa mehr Geschäft in Nordamerika für viele Betriebe eine interessante Option. (APA)

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