Zuletzt war vielfach vom „endgültigen Durchbruch der Elektromobilität” zu lesen und von der goldenen Zukunft alternativer Antriebe. Einer aktuellen Studie des Beratungsunternehmens Deloitte zufolge bevorzugen die Österreicher bei der Antriebswahl aber nach wie vor klassische Antriebe. Mehr noch, sieht eine aktuelle Deloitte-Studie den heimischen E-Auto-Markt sogar auf der Stelle treten.
„Die Nachfrage an Elektrofahrzeugen ist hierzulande sehr gering. Laut Studie würden sich lediglich sieben Prozent der Befragten beim nächsten Autokauf für ein komplett batteriebetriebenes Fahrzeug entscheiden, nur acht Prozent für einen Plug-in-Hybrid”, erklärt Matthias Kunsch, Partner bei Deloitte Österreich. „Das sind erschreckend niedrige Zahlen, die die Mobilitätswende hierzulande gefährden.”
Verbrenner am beliebtesten
Für seine Global Automotive Consumer Study erhebt das Beratungsunternehmen Deloitte jährlich die Einstellung von Verbrauchern zu aktuellen Entwicklungen im Automobilbereich. Für die aktuelle Ausgabe wurden 31.000 Konsumentinnen und Konsumenten aus 30 Ländern befragt, darunter 1.000 Personen aus Österreich. Und diese 1.000 Personen setzen auf Altbewährtes: Mehr als die Hälfte der Österreicher (57%) bevorzugt demnach nach wie vor Pkw mit Verbrennungsmotoren.
Die Gründe, die laut den Befragten gegen ein E-Auto sprechen, sind vielfältig. Vor allem die vermeintlich geringen Reichweiten (49%) sowie die hohen Anschaffungskosten (43%) wirken für viele abschreckend.
Kostenfaktor entscheidend
„Die Preise sind definitiv ein Grund, warum der E-Auto-Markt in Österreich nicht in die Gänge kommt. Immerhin will der Großteil der Befragten nicht mehr als 30.000 Euro für das nächste Fahrzeug ausgeben. Es gibt zwar mittlerweile auch preiswertere Modelle, doch das Angebot in diesem Segment muss definitiv breiter werden”, betont Kunsch.
Gleichzeitig ist der Kostenfaktor ein ausschlaggebender Motivator für den Kauf eines E-Fahrzeuges. So nennen viele Konsumenten niedrigere Treibstoffkosten (48%) sowie staatliche Subventionen (27%) als wesentliche Anreize. Das aktuell diskutierte Zurückfahren von öffentlichen Förderungen würde die Kaufbereitschaft für E-Autos daher wohl weiter dämpfen.
Ladenetz weiter ausbauen
Auch schnelles, einfaches Laden sowie eine gut ausgebaute Ladeinfrastruktur gelten als Voraussetzung für den Kauf eines E-Autos. Für viele ist das Laden zu Hause keine Option: Jeder Dritte gibt an, stattdessen lieber den Arbeitsplatz oder öffentliche Ladestationen zu nutzen, um das eigene E-Fahrzeug aufzuladen. Oft ist die Installation einer Ladestation nicht durchführbar (38%). Außerdem geben 18% der Befragten an, dass die Kosten für die Installation einer privaten Ladestation schlichtweg nicht tragbar sind.
„Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass der Erfolg der Mobilitätswende nicht nur von der Verfügbarkeit von E-Fahrzeugen abhängt, sondern vor allem von einem umfassenden und leicht zugänglichen Angebot an Ladeoptionen. Ein weiterer Ausbau des Ladenetzes in Österreich ist dementsprechend unbedingt notwendig”, so Kunsch.
Neue Modelle sind ein Thema
Während der E-Auto-Markt noch ausgebremst wird, sind neue Mobilitätsmodelle in der Automobilbranche am Vormarsch. So ist fast ein Viertel der Österreicher der Studie zufolge dafür offen, künftig „Mobility as a Service” (MaaS) zu nutzen und dafür auf ein eigenes Auto zu verzichten.
Auch bei den Fahrzeugen selbst setzt man auf moderne Technologien. Viele Österreicher sind bereit, für eingebaute Dienstleistungen wie Anti-Diebstahl-Überwachung (49%), Soforthilfe in Notfällen (46%) sowie automatische Fußgänger- und Fahrzeugerkennung (45%) extra zu bezahlen. Die Möglichkeit, das Fahrzeug mit dem Smartphone (40%) oder AI-Tools (35%) zu verbinden, gewinnt ebenfalls an Bedeutung.
Attraktive Angebote gefragt
„Die neuen Trends können einen wichtigen Beitrag zur Mobilitätswende in Österreich leisten, indem sie den Kostenfaktor für Konsumenten reduzieren, den Zugang zu umweltfreundlichen Fahrzeugen erleichtern und das allgemeine Mobilitätsverhalten verändern. Viele Befragte wären bereit, auf solche alternativen Mobilitätslösungen umzusteigen, wenn es attraktive Angebote am Markt gibt”, erklärt Kunsch abschließend. (red)