Arme Aufsichtsratschefs?
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Die Top 4 in der ATX-Aufsichtsratschef-Liga 2014: Friedrich Rödler (Erste), Joachim Lemppenau (voestalpine), Joachim Kemler (OMV), Regina Prehofer (Wienerberger).
PRIMENEWS 07.07.2015

Arme Aufsichtsratschefs?

Studie ATX-Aufsichtsratschefs verdienen zu wenig: im Regelfall nur ein Drittel der Bezahlung im vergleichbaren MDAX

Im Durchschnitt verdienen Vorstandsbosse von ATX-Unternehmen 26-mal so viel wie die AR-Vorsitzenden.

Wien/Frankfurt a.M. Die Vergütungen für die Vorsitzenden der Aufsichtsräte der österreichischen Top-börsenotierten Unternehmen sind „absolut zu niedrig”, meint Michael Kramarsch, Partner bei der deutschen Unternehmensberatung hkp Group. Dadurch sei es schwierig, international attraktive Kandidaten für die Tätigkeit zu gewinnen. „Ich verstehe den Aufsichtsrat in der heutigen Zeit nicht nur als einen netten Klub, der sich viermal im Jahr zum Mittagessen trifft, sondern der wichtige und auch kritische Unternehmensentscheidungen begleitet und da auch als Sparringspartner für den Vorstand dient”, sagte Kramarsch. Für diese professionelle Tätigkeit, die viel ­Engagement und Zeit erfordere, müsse man auch eine entsprechende Vergütung bieten, „und das ist es im Moment nicht”.

„Das ist kontraproduktiv”

Im Vergleich zu 2013/2014 sind die durchschnittlichen Vergütungen der ganzjährig tätigen Aufsichtsratsvorsitzenden der ATX-Unternehmen um 6,4% auf 60.155 € pro Jahr gesunken. Gegenüber 2012 beträgt der Rückgang sogar 7,2%, wie eine Untersuchung der auf Managervergütungen spezialisierten hkp Group zeigt. Gleichzeitig sind die Bezüge der Vorstandsvorsitzenden im ATX nur um 0,9% gesunken, obwohl die Nettogewinne der Unternehmen um 44,3% eingebrochen sind. Im Durchschnitt verdienen die Vorstandschefs 26-mal so viel wie die AR-Vorsitzenden. Das sei „im Sinne eines Agierens auf Augenhöhe mit dem Vorstand sogar kontraproduktiv”, meint ­Kramarsch. Allerdings hatte zuletzt eine Befragung, die das Beratungsunternehmen Lichtmannegger Consulting unter 30 österreichischen CEOs und Geschäftsführern gemacht hatte, ergeben, dass Spitzenmanager in ihrer Zusammenarbeit mit den Aufsichtsgremien nur wenig Nutzen sehen. Etlichen Managern sei es demnach lieber, wenn sich die Aufsicht auf Zahlen und Formalitäten beschränkt, statt aktive Beratung anzubieten.
Der in Österreich bestverdienende Aufsichtsratschef Friedrich Rödler (Erste Group) bekam mit 146.000 € weniger als ein durchschnittlicher MDAX-Aufsichtsratschef, wobei ATX und MDAX hinsichtlich der Größe der darin abgebildeten Unternehmen etwa vergleichbar sind. Im MDAX liegt die durchschnittliche Vergütung eines AR-Vorsitzenden bei 196.283 €, im DAX sogar bei 390.000 €.
Auch innerhalb Österreichs sind die Unterschiede enorm: Ewald Kirschner (Flughafen Wien) erhielt für seine Tätigkeit nur ein Zehntel (14.648) der Vergütung Rödlers.Einige der AR-Vorsitzenden haben mehrere Mandate in ATX-Unternehmen: Wolfgang Ruttenstorfer war 2014 in fünf ATX-Aufsichtsräten (u.a. CA Immo, Vienna Insurance), Rudolf Kemler saß als ÖIAG-Chef in den Aufsichtsräten von OMV, Telekom Austria und Post.

Internationale Bestverdiener

Üblich seien international maximal fünf Aufsichtsratsmandate, davon aber maximal zwei Vorsitze. In Österreich verdient ein AR-Vorsitzender ungefähr das Doppelte der Vergütung eines einfachen AR-Mitglieds. In Deutschland bekomme der AR-Vorsitzende etwa das Drei- oder Dreeinhalbfache dessen, was ein normales Mitglied erhalte.
Im internationalen Vergleich mit Unternehmen aus STOXX und DAX schafft es kein ATX-Aufsichtsratsvorsitzender unter die Top 100. Spitzenverdiener ist hier Nestlé-Verwaltungsratspräsident Peter Brabeck-Letmathe mit mehr als 5,9 Mio. € Jahresgage. (APA/red)

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