„Datenqualität ist das Thema”
© APA/Georg Hochmuth
Drei-CEO Jan Trionow im Interview: LTE und steigende Datenvolumen sind wichtige Themen für das aktuelle Tagesgeschäft.
PRIMENEWS 06.11.2015

„Datenqualität ist das Thema”

Im ersten Halbjahr 2015 konnte der Mobilfunkanbieter Drei sowohl Umsätze als auch Kundenzahlen steigern. Einer der ­Gründe ist das kürzlich in Betrieb gegangene LTE-Netz.

••• Von Christoph Fellmer

WIEN. Vor Kurzem hat der Telekommunikationsanbieter Drei sein LTE-Netz in Betrieb genommen, das in Österreich eine Versorgungsdichte von 98% bietet und damit vor allem für die Breitbandversorgung im ländlichen Raum wichtig ist. Im Gespräch mit medianet ­verrät Drei-CEO Jan Trionow die aktuellen Pläne des Unternehmens.

Stadt und Land

medianet: Drei hat vor Kurzem sein flächendeckendes LTE-Netz fertiggestellt. Welche Bedeutung hat das für die Geschäftsentwicklung des Unternehmens?
Jan Trionow: Die Bedeutung kann man gar nicht hoch genug einschätzen. In Österreich wurde jahrelang über die Breitbandversorgung im ländlichen Raum gesprochen, ohne dass allzu viel passiert wäre. Mit unserem LTE-Netz schließen wir die Lücke zwischen ländlichem und städtischem Raum und wir sind sehr stolz darauf, dass dieses Projekt termingerecht abgeschlossen werden konnte. Die Relevanz sehen wir in verschiedenen Bereichen – so hat sich beispielsweise das Datenvolumen seit dem Vorjahr verdoppelt, was zeigt, dass der Bedarf da ist. Genau dort haben wir einiges zu bieten, beispielsweise dass nicht verbrauchtes Datenvolumen in den nächsten Abrechnungsmonat mitgenommen werden kann.

medianet:
Welche konkreten Auswirkungen hat LTE auf das Tagesgeschäft von Drei?
Trionow: Überall, wo wir LTE anbieten, verkaufen wir um ein Drittel mehr Datenverträge als vorher. LTE zieht also am Markt. Das wäre nicht möglich gewesen ohne den Merger mit Orange. Die Zusammenlegung der Unternehmen hat uns die Kraft gegeben, dieses einzigartige Netz aufzubauen, was natürlich auch eine Ansage im Wettbewerb ist. Hier ist Datenqualität ein Thema, nicht geringere Preise. Wie die Statistiken der ITU zeigen, hat Österreich zwar weltweit die geringsten Preise im Breitband­bereich, gemessen am Wohlstand des Landes. Für den digitalen Wandel wird es in Zukunft daher immer wichtiger, wie gut die Qualität der Netze ist.

Gewinne durch LTE

medianet: Was sind nach der Etablierung des LTE-Netzes die langfristigen Perspektiven von Drei?
Trionow: Natürlich geht es für uns darum, aus der steigenden Relevanz unseres Produkts – nämlich einen Internetzugang zu bieten – auch kommerzielles Potenzial zu schlagen und umsatzmäßig zu wachsen. Das muss das erklärte Ziel sein. Und man muss sich auch bewusst sein, dass das Mehr an Investitionen, das wir im Umfeld des explodierenden Datenvolumens brauchen, nur zu bewerkstelligen ist, wenn die Umsätze wachsen. Das ist auch die große Frage für die Branche: Wie schaffen wir es in einem Umfeld, in dem das Datenvolumen ständig wächst, auch ein moderates Umsatzwachstum zu erreichen?
medianet: Der Mobilfunkmarkt ist heftig umkämpft. Wie ist Drei derzeit generell aufgestellt?
Trionow: Nach den Jahren 2013/14, in denen die Umsätze eher gesunken sind, konnten wir im ersten Halbjahr 2015 eine moderate Steigerung verzeichnen, um vier Prozent. Das liegt einerseits daran, dass wir die Kundenzahl im Vergleich zum Vorjahr von 3,5 Millionen auf 3,7 Millionen Mobilfunkanwender steigern konnten. Auf der anderen Seite haben wir auch durch das steigende Datenvolumen und durch LTE Gewinne machen können. Auch im EBIT konnten wir eine 35-prozentige Steigerung, auf etwa 107 Millionen Euro, erreichen.

medianet:
Wo sehen Sie konkrete Wachstumsmöglichkeiten?
Trionow: Es gibt einige Segmente, in denen Platz für Wachstum besteht. Dazu gehört beispielsweise der gesamte Wertkartenbereich. Auch das Geschäftskundensegment, in dem wir derzeit noch etwas unterrepräsentiert sind, gewinnt zunehmend an Bedeutung.

medianet:
Welche Aktivitäten wird Drei beispielsweise im Geschäftskundenbereich setzen?
Trionow: Wir wollen Drei verstärkt als interessante Marke für dieses Segment positionieren und glauben, dass wir da auch recht gut aufgestellt sind. Mit dem LTE-Netz, unseren Support-Strukturen und der durch den Merger neu gewonnenen Größe sehen wir uns als sehr attraktiven Partner für viele Unternehmen. Im Moment sind wir sehr stark im Bereich der kleineren und mittleren Unternehmen präsent, sehen aber auch Bedarf bei Großbetrieben.

medianet:
Was hat sich speziell im TV-Bereich getan?
Trionow: Dieses Segment hat für uns große Bedeutung und wird immer weiter ausgebaut. Derzeit bieten wir über 100 Kanäle an und entwickeln uns ständig weiter.

Neutral im Netz

medianet: Auf Fachveranstaltungen wird von Experten immer wieder kritisiert, dass Internet-Diensteanbieter wie Facebook oder WhatsApp den Telekom-Betreibern das Geschäft wegnehmen. Wie ­sehen Sie hier die Lage?

Trionow: Einerseits sind wir froh über die Entwicklung des Internets – andererseits machen uns die Diensteanbieter zunehmend Konkurrenz bei unseren Kernprodukten. WhatsApp hat beispielsweise der Branche innerhalb von zwei Jahren die Hälfte des SMS-Volumens weggenommen. Das ist ein Wettbewerb, dem man sich stellen muss. Ich glaube, dass sich die Kritik eigentlich nicht auf das Verhalten der Internet-Diensteanbieter bezieht, sondern auf das Verhalten der nationalen und europäischen Regulatoren. Wir fordern immer wieder ein, dass der Wettbewerb auf gleichen Chancen basieren muss, wenn beispielsweise ein Unternehmen aus den USA den gleichen Service wie wir anbietet. Allerdings sind wir als lokaler Anbieter durch verschiedenste Regelungen sehr eingeschränkt. Die Netzneutralitätsregelung bietet großen Interpretationsspielraum, und wir müssen darauf achten, dass dieser Spielraum nicht zum Nachteil von lokalen Anbietern ausgelegt wird.

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