Aufwärtstendenzen
© Stephan Huger
Immo-Experten Andreas Holler (GF Buwog), Daniel Riedl (Vorstandsmitglied Vonovia SE), Michael Ehlmaier (GF EHL Immo­bilien), Karina Schunker (GF EHL Wohnen) präsentierten den „Ersten Wiener Woh­nungsmarkt­bericht 2025”.
FINANCENET REAL:ESTATE Redaktion 14.03.2025

Aufwärtstendenzen

Zwar hat der Wiener Wohnungsmarkt die Talsohle des Marktzyklus durchschritten, doch der Aufschwung bleibt langsam und fragil.

WIEN. „Im Bereich Eigentumswohnungen registrieren wir derzeit einen bemerkenswerten Stimmungswandel”, erklärt Karina Schunker, Geschäftsführerin von EHL Wohnen, anlässlich der Veröffentlichung des „Ersten Wiener Wohnungsmarktbericht 2025” von Buwog und EHL Immobilien. „Trotz der allgemein unerfreulichen Wirtschaftslage setzen wieder viel mehr Wohnungssuchende auf Eigentum. Gründe dafür sind einerseits der binnen eines halben Jahres um gut einen Prozentpunkt gesunkene Leitzins der EZB mit guten Aussichten auf weitere Reduktionen, andererseits die deutlich gestiegenen Mieten, die Eigentumswohnungen zu einer attraktiven Alternative machen.”

Aktuell schlage sich die positive Entwicklung vor allem in deutlich kürzeren Vermarktungszeiten sowie weniger Kaufpreisverhandlungen der Wohnungssuchenden nieder: „Die Wohnungen in den wenigen derzeit fertiggestellten Neubauprojekten werden inzwischen wieder deutlich rascher verkauft”, so Michael Ehlmaier, Geschäftsführender Gesellschafter der EHL Immobilien Gruppe. „Die 2023 sowie 2024 durchaus üblichen Kaufincentives wie die Übernahme der Grunderwerbssteuer durch den Verkäufer oder Zusatzleistungen wie kostenlose Küchenausstattungen gibt es heuer kaum mehr. ”

Ungleichgewicht beobachtet

Während die Wohnungsnachfrage wieder anspringt, entwickelt sich die Angebotsseite deutlich langsamer. Buwog-Geschäftsführer Andreas Holler dazu: „Die exzellente Nachfrage nach Mietwohnungen und der Aufschwung im Bereich Eigentumswohnungen sowie günstigere Finanzierungsmöglichkeiten lassen wieder wirtschaftlich sinnvolle Projekte zu. Diese Chancen werden wir jetzt konsequent nutzen und kaufen jetzt auch wieder Liegenschaften in Wien und anderen Großstädten für neue Projekte – vorzugsweise baureife Grundstücke, denn wir sind überzeugt, dass Projekte jetzt möglichst rasch gestartet werden sollten.”

Derweil die Buwog wieder zu einer offensiven Entwicklungsstrategie wechselt, bleiben andere Immobilienentwickler in der Defensive. Viele an sich wirtschaftlich attraktive Projekte werden daher derzeit nicht gestartet; damit wird die Zahl der Projektstarts auf sehr niedrigem Niveau bleiben und sogar noch etwas weiter sinken.
Laut Schunker gebe es bis jetzt nur bei Mietwohnungen einen signifikanten Nachfrageüberhang, ab Herbst werde auch das Angebot an Eigentumswohnungen spürbar knapper werden: „Ab diesem Zeitpunkt ist auch wieder mit steigenden Angebotspreisen zu rechnen, insbesondere in den unteren und mittleren Preissegmenten.”

Zeit für Eigentum

Während Holler die Entwicklung mit gemischten Gefühlen sieht – aus Unternehmenssicht durchaus positiv. Der Gesamtmarkt bereitet ihm jedoch Sorgen: „Wir steuern direkt auf einen Wohnungsmangel, in manchen Bereichen sogar auf Wohnungsnot zu”, steht für Daniel Riedl, Vorstandsmitglied der Vonovia SE, außer Zweifel, dass die Preise für Eigentumswohnungen in absehbarer Zeit steigen werden.

„Aktuell gibt es für Wohnungskäufer noch ein window of opportunity, aber ich denke nicht, dass dieses noch lange offenbleiben wird”, meint Riedl. Investoren sollten die momentane Situation jedenfalls nutzen, denn die gute Mietnachfrage sorge für noch mehr Ertragsstabilität für Käufer von Anlegerwohnungen – und da die Wohnungspreise bei weitem weniger gestiegen seien als die Mieten, seien auch die Renditen so hoch wie schon lange nicht. Auch für Eigennutzer spreche bei der Entscheidung zwischen Mieten und Kaufen jetzt alles für eine Eigentumswohnung.

Energischer Aufruf

Schunker, Ehlmaier, Holler und Riedl fordern daher dringend Maßnahmen zur Belebung des Wohnungsmarkts: „Der Wohnbau muss von kostentreibenden Faktoren wie langen Widmungs- und Bauverfahren sowie zahlreichen überbordenden Bauvorschriften entlastet werden und es muss mehr Bauland mobilisiert werden, um einen weiteren Anstieg der Grundstückspreise möglichst zu verhindern. Ebenfalls notwendig sind steuerliche Anreize, um Investitionen in den Wohnungsmarkt attraktiver zu machen und auch die Eigentumsbildung muss entweder durch Steuermaßnahmen oder durch kostengünstigere Finanzierungsmöglichkeiten erleichtert werden.” (hk)

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