WIEN. Nachdem der Wiener Büromarkt im Vorjahr mit einer soliden Vermietungsleistung von ca. 170.000 m² in einem schwierigen Marktumfeld seine bekannte Stabilität erneut unter Beweis gestellt habe, sei laut Immobiliendienstleister EHL für 2022 wieder mit mehr Dynamik zu rechnen.
Ausgelöst durch die weitgehende Etablierung von Homeoffice und hybriden Arbeitsformen sowie dem tiefgreifenden Fortschritt der Digitalisierung setzen sich viele Unternehmen intensiv mit ihrer Bürosituation auseinander und evaluieren den Markt. Zum Teil ließen sich die geänderten Ansprüche in den Bestandsobjekten realisieren, zum Teil sehen sich Unternehmen aber auch nach neuen Standorten um, bei denen flexiblere und innovativere Arbeitsplatzkonzepte besser umsetzbar sind.
Kundenwünsche kommen an
Diese Entwicklung verstärkt den anhaltenden Trend zur „Qualität statt Quantität” auf dem Wiener Büromarkt und bringt damit neue Dynamik und Impulse. Zwar werde sich die Flächenproduktion gegenüber dem Vorjahr fast verdoppeln (2021: 66.700 m², 2022: 126.100 m²), doch würden bei den Fertigstellungen hochwertige Refurbishments eine immer größere Rolle spielen, heißt es bei EHL.
Deren Anteil an der Neuflächenproduktion erreiche heuer einen Rekordwert von 82%. Beispiele für moderne Refurbishments sind das Quartier Lassalle (ca. 78.000 m²) in der Leopoldstadtt und das Doppio Due (ca. 6.000 m²) am Alsergrund. Die beiden Objekte werden nachhaltig und ESG-konform refurbished und 2022 fertiggestellt.
Neubauten, die das Flächenangebot am Wiener Büromarkt auch tatsächlich erhöhen, werden heuer lediglich zwei fertiggestellt, nämlich der Vienna TwentyTwo und der Innovation Hub/TwentyOne – die Namen lassen es erahnen, in der Donaustadt resp. in Floridsdorf.
Die Leerstandsrate ist seit Pandemiebeginn nicht gestiegen, sondern aufgrund der geringen Neuflächenproduktion und des hohen Anteils an Refurbishments sogar gesunken.
Kaum leere Flächen
„Wir starten mit einer extrem niedrigen Leerstandsrate von nur 4,3 Prozent ins neue Jahr”, erklärt Stefan Wernhart, Geschäftsführer der EHL Gewerbeimmobilien GmbH, „und der außergewöhnlich hohe Vorvermietungsgrad von bereits jetzt fast 80 Prozent der Neuflächen lässt erwarten, dass sich daran auch wenig ändern wird.”
Auch die Spitzenmieten würden mit 26 €/m² stabil bleiben, diese würden insbesondere in der Wiener Innenstadt erzielt, wo derzeit ein deutlicher Nachfrageüberhang bestehe.
Das Interesse von Core-Investoren an langfristig vermieteten Büroobjekten in Toplagen sei ungebrochen, so Wernhart. Getrieben werde die Nachfrage maßgeblich von deutschen und österreichischen institutionellen Investoren, wobei das Angebot nach wie vor stark unter der eingeschränkten Produktpipeline leide. (hk)