Reiseführer durch digitale Immobilienvermittlung
© Immocontract/Soravia
Leitung der ImmocontractSascha Haimovici (l.), geschäftsführender Gesellschafter, und Geschäftsführer Michael Mack.
FINANCENET REAL:ESTATE Redaktion 10.02.2023

Reiseführer durch digitale Immobilienvermittlung

medianet sprach mit der Geschäftsführung der Immocontract, Sascha Haimovici und Michael Mack, über Challenges und Transformationen im Immobilienmarkt.

••• Von Oliver Jonke und Helga Krémer

Die Digitalisierung ist und bleibt in der Immobilienbranche topaktuell. Wie sich die Immocontract mit dem brandheißen Thema auseinandersetzt, erläutern deren geschäftsführender Gesellschafter Sascha Haimovici und Geschäftsführer Michael Mack im medianet-Interview.


medianet:
Welche Pläne haben Sie für 2023 bzw. vor welchen Herausforderungen steht die Immocontract?
Sascha Haimovici: Die kurzfristig wohl größte Herausforderung für uns ist die Einführung des Bestellerprinzips, das ja ab 1. Juli 2023 gelten soll, denn es wird das Verhalten aller Akteure am Wohnungsmarkt beeinflussen. Vor allem Vermieter könnten zögerlicher werden, wenn es um die Beauftragung eines Maklers geht. Für uns bedeutet das zum einen viel Aufklärungs- und Vertrauensarbeit: Vermieter müssen wissen, welche Leistungen wir als Makler für sie erbringen und warum diese so wichtig für eine erfolgreiche Vermietung oder einen Verkauf sind.

Zum anderen wollen wir unsere Services für Mieter und Vermieter noch weiter ausbauen. Und das bringt mich zum zweiten Punkt, der auf unserer Prioritätenliste weit oben steht: die Digitalisierung.


medianet:
Welche Prozesse laufen heutzutage bei der Immobilienvermittlung bereits rein digital ab?
Michael Mack: Digitale Services erlauben es Suchenden, unabhängig und jederzeit Immobilien zu suchen, anzufragen, automatisch Exposés zugeschickt zu bekommen, unkompliziert Kontakt aufzunehmen und Termine zu vereinbaren, kurz: die Immobiliensuche wesentlich effizienter zu gestalten. Gleichzeitig gilt es, eine gute Balance zu finden, wenn es um die persönliche Betreuung geht – wir stehen natürlich weiterhin mit Rat und Tat zur Seite, das ist uns sehr wichtig, denn Digitalisierung wird nie ganz zwischenmenschlichen Kontakt ersetzen können.

In der Vermarktung haben die letzten Jahre einen enormen digitalen Schub gebracht: 360 Grad-Touren sowohl in fertiggestellten Objekten, als auch der Einsatz von 3D-Visualisierungen und Augmented Reality bei noch im Bau befindlichen Immobilien sind heutzutage State-of-the-Art und werden von Kunden – zumindest zur Erstbesichtigung – auch gerne genutzt. So kann man sich effizient einen Eindruck davon machen, ob das Objekt den grundsätzlichen Bedürfnissen entspricht und ob sich ein Besuch vor Ort lohnt.
Auch im Vertragswesen wird sich einiges entwickeln. Seit 1. Jänner 2021 ist es möglich, nahezu alle notariellen Dienstleistungen digital abzuwickeln: Beglaubigungen, Vertragserstellung, -unterzeichnung und -abschluss – all das geht bereits online mithilfe einer Handysignatur. Das wird sich natürlich auch auf Immobilientransaktionen auswirken.
Nicht vergessen darf man natürlich auch das, was für den User unsichtbar im Hintergrund abläuft – das Sammeln und die Analyse von anonymisierten Daten erlaubt es der KI, Angebote und Services für den Kunden viel stärker ‚maßzuschneidern' als je zuvor. So können Suchenden auch weitere Immobilien vorgeschlagen werden, die sie ebenfalls interessieren könnten.


medianet:
Apropos digitale Wohnungsbesichtigungen – wer nutzt dieses Angebot?
Haimovici: Wir haben festgestellt, dass sich die Bandbreite an Kunden, die digitale Besichtigungen nutzen, in den letzten Jahren massiv vergrößert hat. Auch ältere Personen sind immer interessierter an der Möglichkeit einer digitalen Ersteinschätzung. Hier ist es vor allem der Komfort, nicht für einen ersten Eindruck durch die Gegend fahren zu müssen. Bei Berufstätigen oder Alleinerziehenden spielt der Zeitfaktor natürlich die größte Rolle. Und etwas, das man auch nicht unterschätzen sollte, ist die ‚Gamification' – man ist neugierig, es macht Spaß, einfach so gemütlich auf der Couch durch eine Wohnung zu flanieren. Immobiliensuche soll ja auch Freude machen und nicht stressig sein.

Insbesondere in Pandemie-zeiten waren digitale Besichtigungen oft auch die einzige Option, einen Blick hinter die Wohnungstüren zu bekommen. So waren wir unter den ersten, die Besichtigungen über Videotelefonie ermöglicht haben.


medianet:
Vom Erstkontakt mit dem Kaufinteressierten bis zur Wohnungsübergabe – welche digitalen Schritte werden im Prozess gesetzt?
Mack: Schon der erste Kontakt führt meist über die Website; Kunden stoßen bei der Internetrecherche auf eines unserer Objekte, über Immobilienplattformen oder auch auf Social Media. Man klickt sich durch das Angebot, filtert, engt ein. Vielleicht klickt man sich durch den einen oder anderen 3D-Rundgang. Hat man ein konkretes Objekt im Auge, erfolgt die Kontaktaufnahme meist per Mail.

Wir versuchen grundsätzlich, einen guten Mix zwischen persönlichem Kontakt und digitalen Services zu schaffen. Neben dem Bereich der Vertragserrichtung und dem -abschluss werden auch Behördenwege stärker digitalisiert, denken wir etwa an die Meldebestätigung. Erwähnenswert ist hier auch unsere Partnerschaft mit der Volksbank. Kredite, Finanzierung und Veranlagung, sie alle werden schließlich immer stärker digital: Online-Portfolioverwaltung, Kreditrechner, Online-Checklisten, all das soll den Weg zur Wunschimmobilie vereinfachen.


medianet:
Auf welche besonderen Entwicklungen im Bereich Digitalisierung sollten wir in der Immobilienbranche gefasst sein? Was genau planen Sie hier für die Immocontract?
Haimovici: Aktuell haben wir einen Voicebot gelauncht, der telefonische Anfragen zur Immobilienwerteinschätzung automatisch beantworten kann und unseren Kunden daher 24/7 Auskunft über den aktuellen Preis ihrer Immobilie geben kann.

Spannend ist für uns in der Immocontract auch die neue Partnerschaft zwischen Soravia, Google Cloud und Nagarro, die den Bau intelligent vernetzter, energieneutraler Städte sowie smarte, innovative Services für Kunden und Investoren forcieren soll. Von all diesen Tools und Kooperationen können unsere Kunden letztendlich profitieren.


medianet:
Wie gehen Sie vor bei der Entwicklung von digitalen Tools, bei so einer Fülle an Services und Leistungen?
Mack: Wichtig ist vor allem, dass unser Angebot für den Kunden effizient, intuitiv bedienbar und inhaltlich aufeinander abgestimmt ist. Es soll sich wie eine Reise durch unsere digitalen Services anfühlen, bei der der nächste Schritt immer logisch und natürlich ist. Die verschiedenen Prozesse müssen sich gegenseitig ergänzen, es sollen keine Redundanzen oder ‚leere Kilometer' anfallen, sonst haben wir eine Themenverfehlung.

Unser Team fungiert als Begleiter, als Reiseführer, der stets zur Seite steht, ohne sich aufzudrängen. Die Kunden sollen möglichst viel selbstständig machen können, ohne aber dabei auf sich allein gestellt zu sein. Im Hintergrund steht immer jemand, auf den man persönlich zurückgreifen kann. Nur so erreichen wir das Vertrauensverhältnis, das wir für eine erfolgreiche Zusammenarbeit brauchen.


medianet:
Die Partnerschaft der Immocontract mit der Volksbank haben wir bereits erwähnt – welche Vorteile ergeben sich dadurch in Zukunft für Immobilien-Abgeber?
Haimovici: Durch die Partnerschaft mit der Volksbank in Wien, Niederösterreich und Oberösterreich haben wir ein umfassendes und reichweitenstarkes Netzwerk, von dem Abgeber in der Vermarktung profitieren können.

Gleichzeitig kann man durch die Engmaschigkeit des Filialnetzes sehr genau auf regionale Zielgruppen eingehen: Wir sind direkt am Kunden. Wir bespielen unterschiedliche Kanäle: Im Printbereich sind das Folder, Broschüren und natürlich unser Magazin mit einer Auflage von 50.000 Stück. Zusätzlich hat die Immocontract eigene Screens für ihre Objektwerbung in rund 130 Filialen der Volksbanken. Gerade die direkte Außenwerbung trägt zur Stärkung des regionalen und überregionalen Vertriebs bei, wovon natürlich auch gerade Einzelabgeber, aber auch Projektentwickler profitieren.
Zudem ist auf der Website der Volksbank natürlich auch eine Immobiliensuche möglich.

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