Als erstes der Marktführer: „In Österreich wurden erstmals über zehn Milliarden Euro im Lebensmittelhandel erwirtschaftet und die Marktführerschaft nachhaltig ausgebaut“, resümiert Spar Vorstandsvorsitzender Hans K. Reisch über das vergangene Jahr. Und will daran nahtlos anschließen: „Für 2025 haben wir viel vor. Mit einem neuen Ladendesign, dem Ausbau unserer Spar-Marken, der Modernisierung und Erweiterung unserer Logistikprozesse, Investitionen in Digitalisierung und Maßnahmen für unsere Mitarbeitenden, werden wir die Marktführerschaft weiter festigen.“
Die Marktführerschaft ist gepachtet: Spar hält bei 36,9%, Rewe folgt mit 33,6%. Nichtsdestotrotz hat die Rewe in Sachen Marktpräsenz ein ordentliches Gewicht in die Waagschale zu legen. Marcel Haraszti, Vorstand der Rewe International AG, führt aus: „Die Rewe Group investiert kontinuierlich in den Wirtschaftsstandort Österreich. In den nächsten drei Jahren planen wir eine Investitionsoffensive von 1,5 Milliarden Euro, die auch die Neustrukturierung unserer Trockensortiments-Logistik in Wiener Neudorf umfasst. Dieses Engagement sichert die langfristige Versorgungssicherheit für Niederösterreich, Wien und das Burgenland und stärkt die Resilienz unserer Lieferketten.“
Damit sind die Positionen bezogen und das Spannungsfeld zwischen den beiden Marktführern sollte in Richtung Entspannung tendieren – gäbe es da nicht die Überschneidungsfelder im Bereich der Kaufmannschaft. Rewe hält weiter am Ziel fest, bis 2030 rund 200 Billa Kaufleute ans Netz zu bringen. Ebenso will die Adeg in Sachen Attraktivität herausgeputzt werden, um ggf. den einen oder anderen Spar-Kaufmann zur Adeg-Flotte zu geleiten.
Kaufunlust prolongiert?
Das zweite Spannungsfeld im heimischen LEH zimmert sich von selbst, gleichsam für alle Player anhand unschöner Rahmenbedingungen gleich, Stichwort: sinkende Kauflust. Wir haben gefragt, wie die Handelsvertreter die Situation sehen.
„Die aktuelle Situation ist für den heimischen Handel nach wie vor herausfordernd. Es bestehen viele Unsicherheiten, die sich in einer Kaufzurückhaltung äußern und nun in vielen Branchen des Handels bereits drei Jahre in Folge zu realen Umsatzverlusten geführt haben“, fasst Rainer Trefelik, Obmann der Bundessparte Handel in der WKÖ, zusammen. Bitter sei das vor allem insofern, „weil die Betriebe gleichzeitig mit steigenden Kosten konfrontiert sind. Die Schere zwischen Umsatz- und Kostenentwicklung geht somit auseinander, was sich auf die Rentabilität der Betriebe auswirkt.“
Christian Prauchner als Obmann des Bundesgremiums Lebensmittelhandel erkennt nach den bekannten Disruptionen erste Anzeichen der Beruhigung: „Ich nehme die aktuelle Stimmung in unserer Branche als angespannt, aber stabil wahr“, so Prauchner. Die große, fortbestehende Problematik sei aber die konstante Kaufzurückhaltung: „Steigende Lebenshaltungskosten, insbesondere im Bereich Wohnen, belasten viele Haushalte stark. Kundinnen und Kunden greifen daher verstärkt zu Aktionsware und Produkten im Preiseinstiegssegment.“
Das ist auch faktisch flugs belegt: Der Anteil der Eigenmarken am Umsatz der Händler liegt bei Spar bei rund 45%, bei Billa sind es 32,3 bei Penny 45%; darüber hinaus hat zuletzt auch der Tiroler Filialist MPreis die Weichen in Richtung mehr Eigenmarkengeschäft gestellt – und die Marke „M“ etabliert.
Stabiler Aktionsanteil
Auch in den Aktionsanteilen am Umsatz der Händler spiegelt sich der Wille der Österreicher zum Sparen wider. Mit rund 40% ist er nun bereits länger stabil, beispielsweise liegt er bei Billa bei 38,5 und bei Billa Plus bei 43%. Weitere Steigerungen sind trotz Rezession nicht zu erwarten, man könnte hier zusammenfassend sagen: Das Aktionstool ist ziemlich gut ausgereizt.
Was Prauchner wie auch den Händlern bei Spar und Rewe in diesem Kontext wichtig ist: „Trotz dieser schwierigen wirtschaftlichen Lage tragen wir durch eine verantwortungsvolle Preispolitik zur Stabilität der Gesamtwirtschaft bei und konnten die Inflation im Lebensmittelbereich zuletzt deutlich unter dem Gesamtwert halten“, hält Prauchner fest.

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