Rewe hat den Pestiziden den Garaus gemacht
© Global 2000/Martin Aschauer
KampfansageHubert Wammes, Tanja Dietrich-Hübner und Global 2000 Geschäftsführerin Leonore Gewessler sagen den ­Pestiziden den Kampf an.
RETAIL christian novacek 28.09.2018

Rewe hat den Pestiziden den Garaus gemacht

Das Pestizidreduktionsprogramm von Global 2000 und Rewe ist seinem Idealziel nahe gekommen.

••• Von Christian Novacek

Wir geben Impulse”, sagt Tanja Dietrich-Hübner, Leiterin der Stabsstelle Nachhaltigkeit bei der Rewe International AG. Sie spielt darauf an, dass die Zusammenarbeit seit 2002 mit Global 2000 in Sachen Pestizidvermeidung erstens eine Pionierleistung ist und zweitens ganz direkte Auswirkungen auf die Produzenten hat – die im Fall von österreichisch regionalem Obstanbau überwiegend positiv ausfallen.

Das bestätigt jedenfalls Obstbauer Hubert Wammes aus dem Oberinntal: „Was uns Global 2000 auferlegt, ist keine unbewältigbare Aufgabe.” Es sei möglich, den Weg in Richtung Null Pestizide (etwa: beim Apfel) zu gehen, denn vor allem bei den Regionalprodukten gelte es, „Sicherheit zu vermitteln”.

Aktueller Meilenstein

Rewe geht nun den sicheren Weg einen gehörigen Schritt weiter und nimmt sich unter Anleitung von Global 2000 hormonell wirksame Pestizide vor. Konkret geht es um zehn in ihrer hormonellen Wirkung bedenkliche Stoffe, die der Händler bis 2020 aus seiner frischen Angebotspalette eliminiert haben will.

Dietrich-Hübner dazu: „Dieser Schritt erfolgt in enger Zusammenarbeit mit der deutschen Rewe-Group, wir exportieren hiermit das Gute von Österreich nach Deutschland.”
Das Gute war seit 2002 bei Rewe in Planung, ab 2003 wurde es dingfest gemacht: Da fiel der Startschuss für das gemeinsame Pestizidreduktionsprogramm (PRP). Anlass war damals ein Aufschrei: Bei mehreren Handelsketten wurde Paprika aus Spanien auf Pestizid-Rückstände getestet. Die Ergebnisse waren alarmierend: Hohe Belastungen mit gesundheitsschädlichen Pestiziden fanden sich auf dem an sich gesunden Gemüse. Global 2000 forderte, dass die Produktion zunehmend auf Pestizide verzichten soll und der LEH Verantwortung für die Gesundheit der Konsumenten und Produzenten wahrnehmen müsse. Billa hat den Aufruf nachweislich ernst genommen und schlug die bis heute andauernde Kooperation vor.

Die Gesundheit im Fokus

„In wenigen Monaten haben wir Grenzwerte entwickelt, die – anders als die gesetzlichen Grenzwerte – vorrangig auf die Gesundheit der Konsumenten abgestimmt waren”, erklärt Leonore Gewessler, Geschäftsführerin von Global 2000. „Die Rewe International AG nahm die Herausforderung an und stieg in unser Pestizidreduktionsprogramm ein. Seit 15 Jahren wird nun das Obst und Gemüse bei den Handelsfirmen der Rewe International AG wöchentlich von Global 2000 anhand von gesundheitsrelevanten Vorgaben auf Rückstände von über 500 Pestiziden kontrolliert.” Unterm Strich ergab das nichts mehr und nichts weniger als den Umstand, dass Rewe International und Global 2000 „die Verantwortung für das Thema Pestizidrückstände in der Branche nachhaltig verankert haben”.

Das Essenzielle am PRP ist indes, dass nicht nur strenge Vorgaben kontrolliert werden; ein Team von hochqualifizierten Agrartechnikern und Biologen unterstützt Produzenten weltweit dabei, mit alternativen Methoden hochwertiges Obst und Gemüse zu produzieren.

Ziel: Null Pestizid-Rückstand

Der Erfolg gibt der Herangehensweise recht: Kontinuierlich sind auf den Produkten des Pestizidreduktionsprogramms immer weniger Rückstände zu finden, das eine oder andere Mal ging die Zahl der Rückstände sogar auf Null zurück.

Ziel ist es letztlich, konventionelles Obst und Gemüse ganz ohne Rückstände möglich zu machen. Gab es im Jahr 2004 bei 422 Proben 37 Überschreitungen der gesetzlichen Höchstwerte, so passierte das nur elf Mal im Jahr 2017 bei 1.614 Proben – was einer Reduktion von rund 70% entspricht.
Ebenso sanken die Überschreitungen der strengen PRP-Werte von 9,7% auf fünf Prozent. Und das bei ständig steigender Anzahl an Kontrollen, denn das Programm wird von Jahr zu Jahr verbessert, mithin die Grenzwerte adaptiert.
Produkte, die grenzwertig drüber sind, finden übrigens den Weg ins Regal mitnichten: „Die werden bereits im Lager aussortiert”, berichtet die Rewe-Nachhaltigkeitschefin. Marcel Haraszti, Bereichsvorstand der Rewe International AG, ist sich des Werts der gemeinsamen Anstrengung (die auf keiner Verpackung, aber auf der Homepage transparent dargestellt ist), bestens bewusst: „Der Rewe International AG kommt als Marktführer im Lebensmitteleinzelhandel eine besondere Verantwortung zu, und wir werden gemeinsam mit Global 2000 daran arbeiten, die Qualität unserer Produkte weiter zu steigern.”

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