Welche Jobs Ihr Herz ­höher schlagen lassen
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CAREER NETWORK Redaktion 10.01.2020

Welche Jobs Ihr Herz ­höher schlagen lassen

Analyse des heimischen Jobmarkts: Was wird gesucht, was wird bezahlt? Und: Warum Ärzte keine Topverdiener sind.

Was haben Marcel Hirscher, Ursula von der Leyen und der japanische Kronprinz Naruhito gemeinsam? Sie alle haben 2019 den Job gewechselt. Stepstone hat zum Jahreswechsel den österreichischen Arbeitsmarkt beleuchtet und die Jobsuchen zwischen Jänner und November 2019 analysiert. Die wenig exotischen Ergebnisse: Wer gesucht hat, hat sich am ehesten nach einem Job im „Büro” umgesehen, und zwar am liebsten in Wien. Die beliebtesten Suchworte in diesem Jahr waren demnach „Büro”, „Bürokaufmann/-frau”, „Verkäufer/-in” und „Marketing”. Auch nach Stellen im Außendienst und Jobs in der Produktion wurde 2019 häufig gesucht, während etwa Suchen nach „Personalverrechner”, „Sekretär/-in” und „Kellner/-in” deutlich zurückgingen.

Die beliebtesten Städte waren Wien, Graz und Salzburg; die meistgesuchten Sprachen waren Englisch, Ungarisch, Russisch, Spanisch und Italienisch.

Konkurrenz aus dem Ausland

Auch unsere Nachbarn in Deutschland, Ungarn, der Slowakei und der Schweiz suchen gern nach Jobs in Österreich. Dabei werden heimische Arbeitgeber für Arbeitnehmer immer attraktiver: Waren 2017 mit Post und Billa nur zwei österreichische Unternehmen in den Top Ten der meistgesuchten Unternehmen vertreten, finden sich 2019 zusätzlich mit Trenkwalder, Magna und der Strabag schon fünf hiesige Arbeitgeber im Ranking.

Wo stimmt das Gehalt?

Auch die finanziellen Aspekte der Jobangebote 2019 wurden analysiert: Ausgewertet wurden die Gehaltsangaben in Stellenanzeigen von 22 Printmedien und 21 Jobbörsen im Zeitraum von Jänner bis Oktober 2019.

Im Branchenvergleich zeigt sich, dass Ärzten mit einem durchschnittlichen Brutto-Monatsgehalt von rund 5.300 € das meiste Geld angeboten wird, gefolgt von Ingenieuren und Arbeitnehmern in IT und Telekom (rund 3.600 €). Auch Naturwissenschaftler, Vertriebsmitarbeiter und Personaler kommen monatlich auf mehr als 3.000 €.
Entscheidend für die Höhe der Vergütung ist neben der Tätigkeit vor allem die erforderliche Berufserfahrung, sagt Gehaltsexperte Conrad Pramböck: „Aufgrund der langen Ausbildung zum Arzt ist es gut nachvollziehbar, dass diese Berufsgruppe auch mit hohen Gehältern am Markt rechnen kann.”

Gefragt, aber schlecht entlohnt

Am unteren Ende der Gehaltsskala stehen Verkaufsmitarbeiter im Einzelhandel: Ihnen stellt man monatlich nur rund 2.100 € in Aussicht. Und das, obwohl die Branche nach Fachkräften sucht: Von Juli bis September 2019 waren im Einzelhandel insgesamt 9.631 Jobs ausgeschrieben, rund 3.000 mehr als im Vergleichszeitraum 2018.

Die Gehaltsbandbreite für Verkäufer ist allerdings immens groß, relativiert Pramböck: „Je nach Branche und Berufserfahrung werden für Verkäufer Jahresgehälter zwischen 30.000 bis weit über 100.000 Euro bezahlt.” Anders als im Handel könnten erfahrene Verkäufer in technischen Branchen oder der IT mehr als 70.000 € verdienen, „mit Boni sogar über 100.000 Euro”.
Arzt- und Pflegehelfern bietet man rund 2.200 € um rund 3.000 € weniger als Ärzten, ebenso wie Mitarbeitern in technischen Berufen (rund 2.600 €).
Dabei korreliert die Bezahlung keineswegs mit der aktuellen Nachfrage, zeigen die Daten: In Wien, Oberösterreich und der Steiermark wurden im dritten Quartal 2019 gut 15.000 Fachkräfte im technischen Bereich gesucht. „Vor allem die Ballungsräume in Wien und Graz sowie dem Städtedreieck Linz, Wels, Steyr sind händeringend auf der Suche nach Technikern. Gleichgültig ob Mitarbeiter mit Lehrausbildung, HTL-Absolventen oder Akademiker: Der Markt ist in diesen Regionen weitgehend ausgetrocknet”, konstatiert Pramböck

Wien zahlt am besten

Der Bundesländervergleich zeigt, dass in der Bundeshauptstadt weiterhin die höchsten Gehälter angeboten werden. So beträgt das Durchschnittsgehalt in Wiener Stellenanzeigen rund 3.000 € und ist damit um fast 1.000 € höher als jenes in Tirol. „In Tirol werden viele Mitarbeiter in Tourismusbetrieben gesucht, die traditionell schlechte Gehälter bieten”, so Pramböck.

Traue keinem Stelleninserat

Da die Gehaltsangaben in Stellenangeboten oft nur den Mindestlohn darstellen und viele Arbeitgeber ihre „Bereitschaft zur Überzahlung” bekunden, lohnt ein Blick auf das tatsächliche Einkommen der einzelnen Berufsgruppen; hier zeigen sich zum Teil deutliche Unterschiede:

So legt der Gehaltsreport 2019 offen, dass nicht Ärzte, sondern Mitarbeiter im Finanzbereich am besten verdienen, gefolgt von Managern und Arbeitnehmern in der IT. Ingenieure, denen in Stellenanzeigen immerhin noch das zweithöchste Gehalt angeboten wird, befinden sich laut eigenen Angaben nur auf Platz fünf im Gehaltsranking, während Naturwissenschaftler nicht einmal in den Top Ten sind.
Pramböck rät daher, Gehaltsangaben in Stellenanzeigen mit einem großen Maß an Vorsicht zu betrachten: „Die tatsächlich bezahlten Gehälter weichen zum Teil deutlich von den angeführten Beträgen ab.” (sb/Ag.)

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