Wie man qualifizierte Mitarbeiter findet
© Bernhard Eder Photography
CAREER NETWORK Redaktion 08.11.2024

Wie man qualifizierte Mitarbeiter findet

Die CEOs von F/List, Palfinger, Peak Technology, Silicon Austria Labs und Takeda verraten ihre Mittel und Wege.

••• Von Alexander Haide

Neben hohen Energiepreisen und überbordender Bürokratie haben heimische Unternehmen vor allem mit Personalknappheit zu kämpfen. Qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen, wird immer schwieriger. Im neuen Wirtschaftsjahrbuch „Weltmeister Österreich 2025” (medianet Verlag) verraten CEOs erfolgreicher Betriebe, wie sie die Situation meistern.

Palfinger und F/List

Auch beim international erfolgreichen Kranbauer Palfinger ist der Arbeitskräftemangel längst angekommen, stellt CEO Andreas Klauser fest: „Die Situation ist wirklich sehr angespannt, insbesondere im technischen Bereich. Doch davon lassen wir uns nicht lähmen. Wir setzen verschiedene Initiativen, um Mitarbeiter zu gewinnen, zu halten und weiterzubilden. Eine wichtige Maßnahme ist die Ausbildung eigener Nachwuchskräfte. Mit dem Palfinger Campus in Lengau haben wir beispielsweise unsere Bildungsinitiativen räumlich gebündelt. Aktuell bilden wir dort Lehrlinge in 18 technischen und kaufmännischen Berufen aus, von denen rund 90 Prozent nach Abschluss im Unternehmen bleiben. Mit PALfit haben wir außerdem ein Programm etabliert, mit dem wir die Gesundheit unseres Teams fördern. Zudem setzen wir auf flexible, familienfreundliche Arbeitszeitmodelle und Home-office, wo immer es möglich ist.”

Das Familienunternehmen F/List aus dem niederösterreichischen Thomasberg stattet Privat- und Firmenjets luxuriös aus. Geschäftsführerin Katharina List-Nagl sieht derzeit noch keine akuten Probleme. „Im ländlichen Bereich gibt es noch viele Menschen, die eine Lehrausbildung absolvieren. Das ist ein riesiges Asset und ein Benefit, denn je näher man städtischen Bereichen kommt, desto weniger Handwerk findet sich. Wir bieten auch sehr viele Incentives, um ein attraktiver Arbeitgeber zu sein. Das beginnt bei Fahrtkostenzuschüssen, geht über sehr viele Gesundheitsangebote bis zu einem Mitarbeiterrestaurant. Dort gibt es vegane und vegetarische, regionale Gerichte, es wird alles frisch gekocht. Wir nehmen das sehr ernst, denn nur das Gehalt alleine macht den Job nicht attraktiv, es muss das gesamte Umfeld passen.”

Silicon Austria Labs

In den Silicon Austria Labs mit drei Standorten in Österreich wird an Elektronik- und Software-basierten Systemen geforscht. Incentives für Mitarbeiter sind keine Novität, verrät CEO Christina Hirschl: „Das gab es bei uns schon davor, aber das ist sehr der Kreativität geschuldet. Es gibt Mitarbeitende, die um sechs Uhr früh am leistungsfähigsten sind. Andererseits ist meine Simulationstruppe vor zehn Uhr vormittags ungehalten, dafür kann ich mit ihnen um zehn Uhr abends telefonieren. Bei uns gab es schon immer die Flexibilität in der Kernzeit zwischen sechs Uhr früh und 21 Uhr. Das hilft vor allem den Frauen bei der Karriere, denn auch ich, als Mutter, brauche manchmal den Nachmittag, wenn es Wege mit den Kindern zu erledigen gibt. Andererseits ist ausschließlich Homeoffice für uns unbrauchbar, denn vieles entsteht erst durch das miteinander reden. Am Whiteboard in unserer Küche sind schon einige Projekte beim Kaffeetrinken entstanden.”

Takeda Österreich

Der Pharma-Konzern Takeda errichtet in der Seestadt Aspern in Wien derzeit ein „Labor der Zukunft”, für das hochqualifiziertes Personal benötigt wird. Manfred Rieger, Geschäftsführer des F&E-Bereichs von Takeda in Österreich: „Grundsätzlich sind wir an der Zusammenarbeit mit Universitäten und Fachhochschulen interessiert und es gibt bereits Initiativen in diese Richtung. Wir kooperieren viel mit LISA Vienna (Life Science Aus-tria, Anm.) bei der Organisation von R&D in Fokus Days, bei denen wir Start-ups dazu einladen, ihre Konzepte zu präsentieren, um sich Industrie-Feedback von unseren Takeda-Experten zu holen. Wir werden im neuen Gebäude auch ein Demo-Labor zur Verfügung stellen, das Universitäten und Start-ups nutzen können. Was die Rekrutierung betrifft, sind wir natürlich sowohl lokal als auch international unterwegs. Allerdings wissen wir, dass die Ausbildung an den Universitäten und FHs in Österreich sehr gut ist, und etwa 80 bis 90 Prozent unserer Mitarbeiter haben eine Ausbildung in Österreich genossen. Innerhalb von Takeda gibt es auch sogenannte Secondment-Programme, im Zuge deren Mitarbeiter aus Japan und den USA in unseren Wiener Labors für zwei, drei Jahre arbeiten können und danach wieder in ihre ursprünglichen Positionen zurückkehren. Dasselbe gilt auch für unsere Wiener Kollegen, die in den USA oder Japan Erfahrungen sammeln wollen. ”

Peak Technology

Peak Technology aus dem oberösterreichischen Holzhausen fertigt Tanks für Raketen und Hochleistungskomponenten für die Formel 1. Gründer und CEO Dieter Grebner ortet derzeit in seinem Bereich keinen Mangel: „Im Entwicklungsbereich haben wir keine großen Probleme, wobei wir konsequent auf ein sehr junges Team setzen. Und wir haben sehr viele Studienabgänger bei uns. Im Facharbeiterbereich gibt es in Oberösterreich exzellente Arbeitskräfte, aber um die reißen sich viele Firmen. Bisher haben wir uns noch nicht getraut, im Facharbeiterbereich international zu rekrutieren, wobei das sicher möglich und auch intelligent wäre. Aber die Sprachbarriere ist schwierig zu heben.”

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