Wien. Mehr als zwei Drittel der heimischen Unternehmen bieten anno 2015 ihren Mitarbeitern bereits Teilzeitarbeit und flexible Arbeitszeiten an. Weniger häufig wird hierzulande hingegen die Möglichkeit zum Jobsharing offeriert. Mit 22% der Arbeitgeber, die das Teilen einer Stelle ermöglichen, liegen die österreichischen allerdings noch deutlich vor deutschen Firmen (15%). Das sind die wichtigsten Resultate einer Arbeitsmarktstudie, für die im Auftrag des spezialisierten Personaldienstleisters Robert Half 1.200 HR-Manager in Europa (darunter 100 in Österreich) befragt wurden.
Im europäischen Durchschnitt zählt demnach das Angebot zum Jobsharing bei einem Viertel der Unternehmen zu den möglichen Arbeitsmodellen. Spitzenreiter ist Großbritannien: Fast die Hälfte (48%) der britischen Arbeitgeber gestattet ihren Mitarbeitern das Teilen einer Stelle als Option für flexibles Arbeiten. Die Gründe, warum österreichi-sche Firmen beim Jobsharing nochein wenig zurückhaltend sind, zeigtdie Umfrage deutlich: Fast ein Drit-tel der HR-Manager, die Jobsharingablehnen, ist der Meinung, dass dieses Arbeitsmodell ineffizient im Hinblick auf die geschäftlichen Anforderungen ist (29%). Nahezu ebenso viele glauben, dass die Aufgaben die Anwesenheit der Mitarbeiter erfordern (28%) und das Management dieser Arbeitsform zu kompliziert ist (27%). Mehr als jeder Fünfte (22%) befürchtet außer-dem, dass die Zusammenarbeit im Team erschwert wird.
Sharing bindet Mitarbeiter
Firmen, die sich als moderne Arbeitgeber präsentieren möchten, sollten jedoch den Aufwand nicht scheuen und ihren Mitarbeitern auch für verantwortungsvolle Posi-tionen das Arbeitsmodell Jobsharing anbieten. Denn mit dem Angebot, dass sich Mitarbeiter eine Stelle teilen, können Unternehmen qualifizierte Fachkräfte dauerhaft für sich gewinnen. Moderne Kommunikationsmittel und technische Möglichkeiten helfen dabei, die Zusammenarbeit effektiv zu gestalten und Jobsharing für alle Seiten noch attraktiver zu machen. Grundvor-aussetzung ist allerdings, dass sich die „Jobsharer” auch persönlich sehr gut verstehen und dass sie effizient zusammenarbeiten.So können Unternehmen von Jobsharing profitieren:
•?Wissensgewinn: Zwei Mitarbeiter füllen die Stelle mit ihren unterschiedlichen Stärken aus; dadurch entstehen Synergieeffekte für einzelne Projekte und das Unternehmen.•?Urlaubs- und Krankheitsvertretung ist geregelt: Die Aufgaben beider Mitarbeiter sind zwar klar voneinander getrennt, dennoch kennt jeder die Themen und Projekte des anderen und kann sie nahtlos bearbeiten.•?Hohes Arbeitsaufkommen kann besser bewältigt werden: In den meisten Jobs gibt es besonders stressige Zeiten, in denen viele Deadlines eingehalten werden müssen. Beim Jobsharing können dabei die Stärken beider Mitarbeiter so eingesetzt werden, dass die Belastung nicht überhand nimmt.•?Erhöhte Flexibilität: Handelt es sich z.B. um eine Position, die in vielen Unternehmensprozessen gefragt ist, steht immer ein Ansprechpartner zur Verfügung.
How to do it
Was Unternehmen bei Jobsharing beachten sollten:
•?Organisatorische Herausforderungen: Jobsharing erfordert viel Disziplin, besonders bei der Kommunikation – nicht nur von den betreffenden Mitarbeitern, sondern auch vom Unternehmen und von den Kollegen.•?Abstimmung mit dem Sharing-Partner kann problematisch werden: Beide Mitarbeiter sollten menschlich gut miteinander auskommen und die gleiche Verantwortung übernehmen, um unnötige Diskussionen zu vermeiden.•?Ständige Übergabe notwendig: Neben Disziplin und Organisationstalent sollten technische Tools, wie Excel-Listen oder ein gemeinsamer Kalender, eingesetzt werden, um die Einsicht in die Prozesse des jeweils anderen zu erleichtern.•?Mehrkosten einkalkulieren: Für zwei Teilzeitstellen können Mehrkosten, z.B. durch höhere Sozialabgaben, anfallen. Jedoch zahlt sich das für den Arbeitgeber in der Regel aus, da eingearbeitete Mitarbeiter langfristig ans Unternehmen gebunden werden. (pj)