Damit der Urlaub nicht  in der Krise endet
© APA/AFP/Arun Sanka
DESTINATION Redaktion 26.09.2025

Damit der Urlaub nicht in der Krise endet

Ab 1. Oktober reformiert das Außenministerium die Warnstufen. Was beim Auslandsurlaub zu beachten ist.

Am 1. Oktober geht die Vereinfachung der Sicherheitsstufen im Rahmen der Reiseinformationen des Außenministeriums online. Karin Fichtinger-Grohe, die zuständige Abteilungsleiterin im Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten, erläutert die wichtigsten Features und gibt Tipps, was beim Auslandsurlaub zu beachten ist.

medianet: Was wird sich bei den Reisewarnungen ändern?
Karin Fichtinger-Grohe: Es gibt derzeit auf der Website des Außenministeriums eine Karte, an der man ersehen kann, welche von sechs Sicherheitsstufen für bestimmte Länder gilt. Dabei gibt es zwei Stufen, die sich Reisewarnung nennen. Derzeit bedeuten die Stufen fünf und sechs eine Reisewarnung. Ab dem 1. Oktober wird es nur noch vier Sicherheitsstufen geben. Dabei werden Sicherheitsstufe fünf, die regionale Reisewarnung, und Stufe sechs, jene, die für ein ganzes Land gilt, zusammengefasst. Zusätzlich reduzieren wir die Stufen drei und vier (hohes Sicherheitsrisiko für Regionen bzw. Länder) auf eine. Das macht die Einschätzung für Reisende einfacher.

medianet: Was bedeutet das konkret?
Fichtinger-Grohe: Das Paradebeispiel ist Ägypten, wo es für verschiedene Regionen drei Sicherheitsstufen gibt. Es besteht eine Reisewarnung, ein hohes Sicherheitsrisiko und ein ‚normales‘ Sicherheitsrisiko für jeweils bestimmte Teile des Landes. Für Reisende ist es natürlich wichtig zu wissen, dass etwa für Hurghada keine Reisewarnung besteht, aber andere Orte einer Reisewarnung unterliegen.
Im neuen System gehen wir dazu über, dass wir für jedes Land eine Karte erstellen, auf der die unterschiedlichen Regionen farblich gekennzeichnet sind. Bei der Umgestaltung wurde die Reisebranche natürlich miteinbezogen.

medianet: Wie sehr wird die Website genutzt und befolgen die Menschen die Warnungen?
Fichtinger-Grohe: Nur rund acht Prozent der Österreicher unternehmen Fernreisen. Das Reiseziel der meisten Österreicher ist Europa. Eine repräsentative Umfrage im Vorjahr ergab, dass 80 Prozent der Befragten nicht in ein Land reisen würden, für das eine Reisewarnung ­besteht. Unsere Empfehlungen erzielen also die richtige Wirkung.

medianet: Bleiben wir beim Beispiel Hurghada, wo die Touristengebiete durchaus sicher sind, sich die Situation aber bereits wenige Kilometer außerhalb anders darstellt …
Fichtinger-Grohe: Genau diesem Umstand tragen wir mit der Vereinfachung Rechnung. Unsere Einschätzung der Sicherheitslage basiert auf der Zusammenarbeit mit der österreichischen Botschaft vor Ort, denn sie weiß am besten Bescheid, und anderen europäischen Partnern. Ein wichtiger Teil unserer Reiseinformationen sind Beschreibungen von regionalen Unterschieden bei der Sicherheitseinschätzung, aber auch Informationen wie etwa über die Qualität des Internets, den Verkehr oder vorhandene Kleinkriminalität.

medianet: Wie rasch können Sie auf Veränderungen der Sicherheitslage reagieren?
Fichtinger-Grohe: Bei den Reiseinformationen ist jeweils das Datum der letzten Aktualisierung vermerkt. Bei den gewaltsamen Auseinandersetzungen an der Grenze von Thailand zu Kambodscha stand das bereits wenige Stunden nach Beginn auf der Website. Wir können aber nicht vorausschauend in die Kristallkugel blicken, sondern nur auf aktuelle Entwicklungen rasch reagieren. Wenn wir aber eine Reisewarnung aussprechen, dann sind unsere konsularischen Hilfeleistungen in Notfällen nur mehr sehr eingeschränkt. Das muss Reisenden in Gebiete mit Reisewarnung bewusst sein.

medianet: Ist es angesichts der multiplen Krisen, die zum Teil kurzfristig ausbrechen, überhaupt noch sinnvoll, frühzeitig Reisen zu buchen?
Fichtinger-Grohe: Betrachtet man das Verhalten der Österreicher, buchen die meisten Fernreisenden in einem Reisebüro organisierte Reisen. Man kann davon ausgehen, dass ein Reisebüro weiß, was es anbietet und im Anlassfall eine Reise auch absagt. Es ist aber essenziell, sich mit den Reiseinformationen für das jeweilige Land auseinanderzusetzen und die aktuellen Entwicklungen zu verfolgen.

medianet: Wie schätzen Sie die derzeitige Situation in den USA ein? Besteht die Gefahr, dass ich nach einem kritischen Posting zu Präsident Trump nicht ins Land gelassen werde?
Fichtinger-Grohe: Dazu haben wir keine Erfahrungswerte. In jenen Fällen, von denen wir Kenntnis erhalten, gibt es tatsächlich Hintergründe, die das Handeln der US-Behörden verständlich und nachvollziehbar machen. Dazu gehören etwa frühere Überziehungen von Visa (Overstay, Anm.) oder andere Regelverstöße. Das würde in Österreich genauso gehandhabt werden.

medianet: Warnen Sie auch vor möglichen Klimakapriolen?
Fichtinger-Grohe: Wir haben bereits seit Mitte März einen Hinweis auf unserer Website, dass in der Mittelmeerregion von Frühling bis Herbst mit Waldbränden zu rechnen ist. In der Unterrubrik Umwelt in den Reiseinformationen ist zum Beispiel auch das verstärkte Auftreten von Taifunen vor Südostasien vermerkt.

medianet: Subjektiv betrachtet haben die Gefahrenlagen in den letzten Jahren dramatisch zugenommen. Stimmt der Eindruck?
Fichtinger-Grohe: Das Reiseverhalten hat sich verändert, es gibt mehr Individualreisen in Länder, die früher nicht so einfach zu erreichen waren. Die Mobilität ist eine andere. Auch das allgemeine Wissen über potenzielle politische Konflikte ist größer. Zudem lässt der Klimawandel Unsicherheiten aufkommen. Die Wahrnehmung, dass es heute mehr Konflikte und Unwetter gibt, ist auch auf das geänderte Konsumverhalten von Medien und Social Media zurückzuführen.

medianet: Ist es heute wichtiger denn je, sich vor einer Auslandsreise zu registrieren?
Fichtinger-Grohe: Reisende sollten sich jedenfalls registrieren. Reisebüros fördern das bei ihren Kunden ebenfalls. Die Reiseregistrierung hilft uns abzuschätzen, mit wie vielen Personen wir im Notfall rechnen müssen und wir erhalten Daten, wer im Notfall zu kontaktieren ist. Im Anlassfall können wir Reisenden auch Verhaltensinformationen geben.

medianet: Registrieren sich heute mehr Menschen?
Fichtinger-Grohe: Es ist eines unserer wichtigsten Themen in der Außenkommunikation und wir nehmen Geld in die Hand, um die Reiseregistrierung noch bekannter zu machen. Wir konnten im heurigen Juli eine Steigerung von 30 Prozent an täglichen Reiseregistrierungen verzeichnen. Es ist also ein Angebot, das auch angenommen wird.

medianet: Konnten Sie Ihre Leistungen ausweiten?
Fichtinger-Grohe: Unser Slogan ist, dass wir weltweit an Ihrer Seite sind, wenns darauf ankommt. Der Klassiker, bei dem wir helfen, ist der Verlust des Reisepasses. Die Republik Österreich übernimmt jedoch keine Kosten, wie etwa für eine Rückführung mit einem Ambulanz-Jet, weshalb wir dringend empfehlen, eine Reisekrankenversicherung abzuschließen.

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