WIEN. In einer Sonderausstellung feiert das Technische Museum Wien den 200. Geburtstag jenes öffentlichen Verkehrsmittels, das die Gesellschaft wohl am nachhaltigsten verändert hat: die Eisenbahn. Mittels eindrucksvoller Modelle, historischer Objekte und interaktiver Stationen werden die Geschichten und Geheimnisse hinter jener technischen Revolution erzählt, die die moderne Welt formte. Vom Reiseverhalten über Kommunikation, von der Infrastruktur bis zum Warenverkehr veränderte das Aufkommen der Eisenbahn auch Konsumgewohnheiten und nicht zuletzt – die Zeit selbst.
Ingenieurskunst im Kleinformat: Modelle als lebendiges Archiv
Mehr als 50 großformatige Eisenbahnmodelle in den Maßstäben 1:5 bis 1:30, von denen einige erstmals seit Jahrzehnten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, machen die fortlaufende Entwicklung dieses Verkehrsmittels nachvollziehbar. Viele der präzise gestalteten und detailreichen Modelle – von der Dampflok-Pionierin Vindobona über Karl Gölsdorfs revolutionäre Schnellzuglokomotiven bis zu den Art-Nouveau-Garnituren der Wiener Stadtbahn – wurden in monatelanger Handarbeit aus Originalmaterialien gefertigt und machen nicht nur die Antriebsmechanismen sichtbar, sondern werfen ein Licht auf die bedeutende Rolle der Eisenbahn. Anhand dieser dreidimensionalen Archive der Ingenieurskunst, von denen das älteste 1843 angefertigt wurde, erschließt sich auch die enorme Veränderung von Gesellschaft, Politik und Wirtschaft, die das erste öffentliche Massentransportmittel der Welt anstieß.
Zeitmaschine Eisenbahn
Die Sonderausstellung nähert sich dem Phänomen Eisenbahn aus verschiedenen Blickwinkeln, enthüllt die Geheimnisse um Signalanlagen und erlaubt Einblicke in hochkomplexe Abläufe, die wesentlich für das Funktionieren des Zugverkehrs sind. „Im Bann der Bahn. 200 Jahre Eisenbahn“ spannt einen Bogen vom Personenverkehr und Reisekomfort
bis hin zur Eisenbahnindustrie und dem Güterverkehr und transportiert dabei umfangreiches Hintergrundwissen zu Vorgängen, die üblicherweise im Verborgenen bleiben.
Die Kombination von imposanten Eisenbahnmodellen, historischen Objekten aus dem Arbeitsalltag der Eisenbahner:innen sowie zahlreichen Illustrationen und Fotos machen die Faszination um das Phänomen Eisenbahn begreifbar. Sie zeichnen die Entwicklungsschritte von der Dampfeisenbahn bis zum modernen Hochgeschwindigkeitszug nach und vermitteln eine mehr als zwei Jahrhunderte andauernde Entwicklung in seiner ganzen Vielschichtigkeit. Dass unsere gegenwärtige Zeitmessung und die Einführung von Zeitzonen nicht nur einer unsichtbaren Revolution gleichkamen, wird durch die Einführung der „Bahnzeit“ im 19. Jahrhundert erläutert – sie diktiert bis heute den Takt des modernen Lebens.
Das Buch zur Ausstellung
In eindrucksvollen Aufnahmen fängt der renommierte Fotograf Klaus Pichler die feinen Details und die außergewöhnliche Kunstfertigkeit dieser Meisterwerke ein. Thomas Winkler, Eisenbahnexperte des Museums, beleuchtet gemeinsam mit Historikerin Johanna Rustler die geschichtlichen Hintergründe der Modelle und spannt zugleich den Bogen zur Entwicklung der Eisenbahn – von technischen Innovationen bis zur Faszination, die sie bis heute ausübt. Ein Buch für alle, die die Magie der Eisenbahn in der Perfektion handwerklicher Miniaturkunst entdecken möchten.
"Magie auf Schienen. Eisenbahnmodelle erzählen ihre Geschichte", Verlag Technisches Museum Wien, € 28,80 | ISBN 978-3-903242-14-2. Erhältlich unter tmw.at/shop oder im Buchhandel.
