Österreichs Hotels  sind finanziell am Limit
© Florian Lechner
Walter Veit, Präsident der Österreichischen Hotelvereinigung.
DESTINATION Redaktion 24.10.2025

Österreichs Hotels sind finanziell am Limit

Der Präsident der Österreichischen Hotelvereinigung, Walter Veit, zeichnet ein düsteres Bild.

Es war ein Stakkato an Pressemeldungen, die von der Österreichischen Hotelvereini­gung in den vergangenen Wochen losgelassen wurden. Gleichzeitig meldete sich ÖHV-Präsident Walter Veit mehrmals zu Wort. Grundtenor: Den heimischen Hotels brechen durch immer höhere Kosten die Gewinne weg. Trotz Sparmaßnahmen in den Betrieben durch Kostensenkungen könne die Hotellerie vor einem harten Winter und einer ungewissen Zukunft stehen. Denn zusätzlich zu monetären Miseren verändert sich das Reiseverhalten der Österreicher: Immer weniger Menschen verreisen und immer mehr verbringen den Urlaub daheim.

Die Gäste würden von den immensen Herausforderungen für die Hotels gar nichts mitbekommen, so Veit: „Sie können und werden unbeschwert Urlaub machen. Ein Teil hat kürzer oder eine andere Kategorie als gewohnt gebucht, doch dem Urlaubsvergnügen steht nichts im Weg.“ Hinter den Kulissen sieht es anders aus: „Unsere Kosten steigen deutlich stärker und schneller als unsere Preise. Uns sind die Hände gebunden“, fasst er die Ergebnisse der ÖHV-Mitgliederbefragung zum Start der Wintersaison zusammen, an der 254 Leitbetriebe aus ganz Österreich teilgenommen haben.

Kosten nicht weitergeben
„In der Industrie kennt man die Lohnstückkosten, aber das funktioniert in unserem Dienstleistungsgewerbe einfach nicht. Jede Erhöhung der Bruttolöhne müssen wir eins zu eins weitergeben, da es sonst kein Einsparungspotenzial mehr gibt“, moniert Veit gegenüber ­medianet. „Wir wollen am Gast ja eine Dienstleistung erbringen und keine Automatenhotels sein. Wir hatten aber Bruttolohnsteigerungen und können mit Niedriglohnländern nicht konkurrieren.“

Mehrwertsteuer senken
Da Unternehmen längst Maßnahmen gesetzt haben – von Prozessoptimierungen bis hin zum Zurückfahren von Investitionen – sind weitere Einsparungen kaum möglich.  „Zehn Prozent kann man immer einsparen, heißt es. Wir haben mehr als das Doppelte eingespart. Jetzt braucht es politische Lösungen“, erklärt der Branchensprecher und fordert Gegenmaßnahmen. Dazu zählt etwa die von Wifo-Chef Gabriel Felbermayr vorgeschlagene Halbierung des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes von zehn auf fünf Prozent.

Doch Veit pocht auf weitere Maßnahmen, wie er gegenüber medianet deutlich machte: „Die neue Bundesregierung ist damit angetreten, dass Überstunden weniger besteuert werden, doch davon sehen wir nichts. Diese Kosten tragen wir als Unternehmer und das sind alles Punkte, die uns verdammt weh tun.“

In der kürzlich beschlossenen Erhöhung der Saisonkontingente sieht er einen wichtigen Schritt: „Wir haben um die 240.000 Beschäftigte im Tourismus und wenn das Kontingent um rund 2.500 Personen erweitert wird, spielt das keine große Rolle. Die Erhöhung hilft aber schon ein bisschen. Unser Zugang ist, dass man den Arbeitsmarkt öffnet. Wenn ich in unserem Land oder in der EU keine Mitarbeiter finde, dann muss man sie von woanders herholen. Bei einem Ersatzkräfteverfahren brauchen wir keine Kontingente.“ Es gäbe die Möglichkeit, Arbeitskräfte außerhalb der EU zu rekrutieren, sie dort auszubilden und ins Land zu holen, so Veit.

Langfristige Perspektiven
Kurzfristig fordert er für Pensionisten eine Steuerfreistellung oder -begünstigung, ebenso für Überstunden: „Damit könnten wir viel mehr an Leistungen anbieten. Hier geht eine Menge an Wertschöpfung verloren. Das wäre eine Win-win-win-Situation, für die Mitarbeiter, die Gäste und den Staat. Natürlich wäre die Senkung der Energiekosten ebenfalls wünschenswert. Um investieren zu können, bräuchte es langfristige Perspektiven, dann können wir uns darauf einstellen und unseren Beitrag leisten. Einen Lichtstreif erkennt Veit an der Zunahme der Gäste aus den USA: „Wir sehen im Wintertourismus, dass der amerikanische Markt immer wichtiger wird.“

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