Der Dachstein ist heuer das beliebteste Fotomotiv auf Instagram: Mit mehr als 263.000 Postings liegt er damit noch vor dem Großglockner und dem Arlberg. Nicht nur dieser Umstand unterstreicht die Rolle der Berge im heimischen Tourismus, auch das Reisebüro Mondial wählte für das Cover seines Winterkatalogs ein Österreich-Motiv, gestaltet vom Künstler Ben Reyer. Löst der Winterurlaub in der Heimat die Fernreise in die Sonne ab? Der Mondial-Geschäftsführer und Obmann des Fachverbandes der Reisebüros bei der WKO, Gregor Kadanka, verrät die aktuellen Trends.
medianet: Palmen und Sandstrand sind eigentlich der übliche Blickfang auf den Winterkatalogen der Reisebüros. Weshalb hat sich Mondial für ein Wintermotiv entschieden?
Gregor Kadanka: Aufgrund unserer vielfältigen Abteilungen, wie für Kongress- und Geschäftsreisen, sind wir seit den 70er Jahren als Reiseveranstalter tätig und bringen jährlich drei Österreich-Kataloge heraus. Unser Wintercover ist also nichts Außergewöhnliches.
Zusätzlich zu unseren Sommer- und Winterkatalogen gibt es auch einen Wellness-Katalog, der in deutschsprachigen Ländern vertrieben wird. Unser Büro in Düsseldorf verkauft ausschließlich Reisen in unser Land. Insgesamt sind rund zehn Mitarbeiter damit beschäftigt, ausschließlich Reisen in und nach Österreich zu verkaufen.
Hinzu kommt unsere große Incoming-Abteilung, mit der wir maßgeschneiderte Reisen in den Fernmärkten, wie den USA, anbieten. Hier arbeiten wir hauptsächlich im B2B-Bereich. Gesamtheitlich betrachtet ist Österreich bei uns bedeutsamer als der Fernreisebereich. Der Incoming-Bereich, also Urlaub in Österreich, ist seit Jahrzehnten eine wichtige Säule unseres Geschäfts.
medianet: Bemerken Sie in Zeiten der Krisen und wirtschaftlichen Unsicherheiten einen Trend, wieder verstärkt den Winterurlaub in der Heimat zu verbringen?
Kadanka: Ich sehe hier keine großen Verschiebungen, es existiert seit vielen Jahren parallel. Wenn man Österreich bei den Ankünften betrachtet, rangiert es weltweit unter den Top-Destinationen und ist damit ein touristisches Schwergewicht. Es gibt nur wenige Länder, die über einen höheren Anteil der Wertschöpfung aus dem Tourismusbereich verfügen. Dementsprechend beliebt ist unser Land bei Österreichern, rund ein Drittel der Gäste stammen aus dem Inland. Gemeinsam mit deutschen Urlaubern sind es rund zwei Drittel.
medianet: Österreich ist also beliebt wie eh und je?
Kadanka: Ja, das war bereits immer so. In den 1970er Jahren ist man vielleicht an die Adria oder ins ehemalige Jugoslawien gefahren, hat aber sonst den Urlaub im eigenen Land verbracht. Erst später konnten sich die Menschen Fernreisen und das Fliegen leisten. Heute existieren in der Wintersaison Fernreisen und der Österreichurlaub parallel. Manche Menschen gehen zu Weihnachten Skifahren und im Februar reisen sie dann in warme Gefilde. Ich sehe da keine großen Verschiebungen.
medianet: Der heurige Winter war bescheiden, da die Ferien spät lagen. Im Sommer hörte man von nur halbvollen Hotels in Kärnten. Wie sieht Ihre Prognose für die kommende Wintersaison aus, vor allem, wenn der Schnee ausbleiben sollte?
Kadanka: Der Klimawandel wird uns in vielen Lebensbereichen vor Herausforderungen stellen. Und ja, der Juli war unterdurchschnittlich schön, was das Wetter betrifft, das haben die Ferienregionen gespürt. Die Winter werden auch bei uns wärmer. Aber Österreich verfügt über hohe Berge, dort wird es weiterhin Schnee geben. Davon profitieren natürlich die höhergelegenen Skigebiete. Für die kleineren, tiefer gelegenen Regionen wird es in Zukunft sicher schwieriger. Insgesamt haben aber Skifahren und andere Wintersportarten ihren Platz.
Allerdings war in meiner Kindheit das Sommergeschäft in Österreich stärker als das im Winter, das hat sich erst in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt. Das hat mit der Zahlungsbereitschaft der Kunden zu tun, die im Winter höher ist. Wir sehen aber Tendenzen, dass das Pendel wieder zurückschwingt.
medianet: Setzen Kunden aufgrund der Schneeunsicherheit jetzt eher auf Last Minute-Buchungen?
Kadanka: Bei beliebten Terminen, wie in den Herbst- oder Winterferien, macht es nicht viel Sinn, lange abzuwarten. Das gilt für alle Arten von Buchungen und betrifft nicht speziell den Winter. Wer zu Ostern auf die Malediven möchte, ist jetzt schon spät dran. Wenn Menschen zu einer bestimmten Zeit ein bestimmtes Produkt wollen, ist ihnen schon bewusst, dass sie nicht zu lange mit einer Buchung warten sollten. Das gilt natürlich besonders für Gebiete mit Schneegarantie, wie Ischgl oder das Ötztal. Wer zu lange wartet, muss dann Kompromisse eingehen. Die Verfügbarkeit ist nicht anpassbar, denn es gibt nur eine bestimmte Anzahl an Flugtickets oder Hotelzimmern in einer Region. Wer in den Semesterferien nach St. Anton möchte, sollte spätestens jetzt buchen.
medianet: Das neue Modewort für den Sommerurlaub ist ‚Coolcation‘. Ihre Meinung dazu?
Kadanka: Das hat es früher auch gegeben, da hieß es Sommerfrische. Die Menschen sind schon im 19. Jahrhundert wochen lang etwa nach Reichenau an der Rax gezogen, um der Hitze in der Stadt zu entkommen. Bei ‚Coolcation‘ werden sowohl Österreich, als auch die Länder im Norden zu den Profiteuren gehören.
medianet: Immer wieder wird die Qualität der Unterkünfte in manchen Regionen bemängelt.
Kadanka: Das kann man nicht generalisieren, aber es gibt einen gewissen Strukturwandel. In den vergangenen Jahren haben viele Betriebe investiert und bieten ein erstklassiges Produkt. Das funktioniert. Das Fremdenzimmer mit Klo am Gang ist nicht mehr zeitgemäß.
