Zusammenspiel im Unternehmen
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Im GesprächPeter ­Sattler und Peter F. Kollmann erklären Finanzmechanismen der Nachhaltigkeit.
DOSSIERS Redaktion 08.09.2023

Zusammenspiel im Unternehmen

Peter F. Kollmann, CFO der Verbund AG, im Gespräch mit Horváth-Experte Peter Sattler.

••• Von Peter Sattler

Wie müssen CFOs mit dem gesamten Unternehmen zusammenarbeiten, um den Impact der Transformation zur Nachhaltigkeit zu ermöglichen? Das ist nur eine der spannenden Fragen, die Peter Sattler, ­Experte bei Horváth, und Peter F. Kollmann, CFO der Verbund AG, erörtern.

Peter Sattler: Den CFO würde man nicht unbedingt als ersten Ansprechpartner für das ­Thema Nachhaltigkeit erwarten. Wie sehen Sie Ihre Rolle als CFO der Verbund AG, um das Unternehmen nachhaltiger und erfolgreicher zu machen?

Peter F. Kollmann: Bei der Verbund AG spielen der CFO, die Finanzabteilung und das Controlling eine wichtige Rolle. Deshalb betrifft die Transformation zur Nachhaltigkeit nicht bloß die Finanzabteilung, sondern das gesamte Unternehmen sitzt hier in einem Boot, alle rudern in eine Richtung und ziehen an einem Strang. Nachhaltigkeit ist ein Megatrend. Das ist zu einem Teil unserer DNA und unserer Geschichte geworden. Wenn man zurückblickt, dann hatte die Verbund AG schon immer Wasserkraft im Portfolio, und wir waren immer auf Nachhaltigkeit und eine CO2-freie Produktion fokussiert. Die Finanzabteilung bringt dabei alle wichtigen Faktoren zusammen, die man braucht, um diese Strategie umzusetzen. Gleichzeitig stellt sie sicher, dass der Kapitalmarkt und alle Stakeholder wirklich verstehen, was Nachhaltigkeit für die Verbund AG bedeutet.

Ein Beispiel: In den Jahren 2014 und 2015 haben wir beschlossen, komplett aus fossilen Brennstoffen auszusteigen. Also haben wir Kohle- und Gaskraftwerke geschlossen und verkauft. Wir haben also bereits agiert, lange bevor das zum Megatrend auf den Kapitalmärkten wurde und einen besonderen Fokus auf Nachhaltigkeit gelegt.


Sattler:
Einen Teil der Profitabilität zugunsten der Nachhaltigkeit aufzugeben, stellt für viele Unternehmen ein Problem dar. Wie kann der CFO die schwierige Balance zwischen Profitabilität und Nachhaltigkeit herstellen?
Kollmann: Das ist ein sehr wichtiger Punkt. Als wir mit Green Finance begonnen haben, wurden wir oft gefragt, ob wir sehr viel investieren müssen oder wo sich ein realer Vorteil für das Unternehmen ergibt. Ich kann unterstreichen, dass wir einen realen Vorteil lukrieren können, der sich Greenium nennt. Damit erhöht man die Nachfrage für Finanzierungsinstrumente wie Bonds und daraus resultiert ein günstigerer Preis. In unserem Fall betrug das Greenium zwischen fünf und zehn Basispunkten. Eine unserer Emissionen war eine Anleihe mit 20 Jahren Laufzeit. Da ist das ein spürbarer Vorteil. Deshalb ist es sehr wichtig, kreativ zu sein und dem Markt Innovationen zu präsentieren, denn Investoren müssen vom Produkt begeistert sein. Unsere bisher letzte Emission nannte sich Super Bond, denn es handelte sich um eine weltweite Innovation, und wir hatten sehr viel Zeit in die Vorbereitung investiert. Es war deshalb ein Super Bond, da alle Bestandteile von Nachhaltigkeit, Taxonomie bis zur Auswahl der Investoren enthalten waren; die Nachfrage war enorm, und wir konnten hochqualitative Investoren gewinnen. Daraus entstand ein echter Kostenvorteil.

Sattler:
Wenn ein echter Nutzen durch Nachhaltigkeit entstehen soll, muss sie in den Geschäftsalltag integriert sein. Was sind dabei die wichtigsten Prozesse?
Kollmann: Es ist die Glaubwürdigkeit innerhalb des Unternehmens, und die Effekte müssen spürbar sein. Bei den KPIs und den Zielen muss man sehr, sehr präzise sein. Ziele müssen zudem an Mitarbeiter im gesamten Unternehmen kommuniziert werden, auch wenn sie nicht eng mit der Finanzabteilung zusammenarbeiten. Mit allen Unternehmenszweigen sprechen wir ständig über Nachhaltigkeit und unsere Ziele. Wir kommunizieren im gesamten Unternehmen, damit jeder genau weiß, weshalb wir das tun. Was ist die Zielsetzung, was ist der Hintergrund? Weshalb macht es Sinn, dass jeder Mitarbeiter mit uns gemeinsam an einem Strang zieht? Nur so können wir einen echten Beitrag leisten.

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