„1,2 Milliarden Euro für neue digitale Entwicklungen”
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FINANCENET Thomas Riemer 06.05.2016

„1,2 Milliarden Euro für neue digitale Entwicklungen”

Kräftige Ausgaben der UniCredit Group kündigt der CEO der Bank Austria, Robert Zadrazil, an. Auch in Österreich wird vieles neu.

••• Von Thomas Riemer

WIEN. Seit 1. März führt Robert Zaradzil die Geschicke der österreichischen UniCredit Group-Tochter. Im Gespräch mit medianet erläutert er die Unternehmensstrategie für die kommenden Jahre.

medianet: Sie sind neuer Vorstandsvorsitzender der Bank Austria. Worin sehen Sie die maßgeblichen Herausforderungen, denen Sie sich in den kommenden Jahren stellen müssen?
Robert Zaradzil: Zum einen gilt es, die richtigen Antworten auf das stark veränderte Kundenverhalten zu finden. Wir müssen die Basisdienstleistungen kostengünstig rund um die Uhr an sieben Tagen die Woche anbieten und hochwertige Beratung dort, wo sie der Kunde nachfragt, ganz gleich ob im Institut vor Ort oder der Online-Filiale. Zweitens gilt es angesichts des angespannten Marktumfelds, das beratungsintensive, margenstärkere Geschäft zu forcieren und die Kosteneffizienz zu steigern.

medianet:
Ihr Unternehmen wird einen harten Sparkurs fahren müssen; nach Vorgaben Ihrer Muttergesellschaft UniCredit Group muss die Bank Austria bis 2018 ganze 300 Mio. Euro einsparen. Wie wollen Sie diese Vorgabe erfüllen?
Zaradzil: Wir werden den Retailbereich bis dahin auf neue Beine stellen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir an beiden Schrauben drehen, also Ertragschancen nutzen und Kosten reduzieren. Gespart wird jedoch nicht beim Kunden oder dem Serviceangebot. Vielmehr investieren wir in den Umbau unserer Filialen und in die Umsetzung unserer Digitalisierungs­strategie über 100 Millionen Euro.

medianet:
Mit welchen Maßnahmen möchten Sie in Zukunft Kunden halten bzw. hinzugewinnen?
Zaradzil: Wir treiben den Umbau zu einer Multikanalbank massiv voran. Dabei setzen wir auf deutlich größere Filialen mit verlängerten Öffnungszeiten und erweitertem Beratungsangebot. Gleichzeitig weiten wir unsere Online-Aktivitäten deutlich aus. Schon heute bieten 270 Spezialisten zwischen 8 und 20 Uhr persönliche Beratung auf dem virtuellen Weg an.

medianet: Die Digitalisierung stellt im Bankenwesen den wichtigsten Trend der kommenden Jahre dar. Wie ist die Bank Austria diesbezüglich aufgestellt?
Zaradzil: Unsere neue App, die ‚Mobile Geldbörse’, ermöglicht nicht nur das Bezahlen mit dem Smartphone, sondern bietet auch praktische digitale Services wie die ‚Schnell-mehr-Geld’-Funktion. Damit ist es möglich, sekundenschnell das Kartenlimit vor Ort im Geschäft zu erhöhen, um auch größere Zahlungen direkt per Smartphone zu erledigen. Die Services und Funktionalitäten werden laufend erweitert und ausgebaut, zum Beispiel ist die Integration von virtuellen Kreditkarten geplant; das Smartphone wird somit immer mehr zu einer mobilen Bankfiliale.

medianet: Fintech- und branchenfremde Unternehmen setzen klassische Bankinstitute mit innovativen Geschäftsmodellen unter Zugzwang. Welche Maßnahmen setzen Sie dem entgegen, um weiterhin Umsätze im Retailgeschäft zu generieren?
Zaradzil: Start-up- und Fintech-Firmen sind für uns interessant, weil viele dieser Jungunternehmen innerhalb weniger Monate spannende Apps oder Plattformen zur Marktreife bringen. Im aktuellen Mehrjahresplan der UniCredit-Gruppe ist die ‚Digitale Agenda’ ein zentraler Punkt: Weltweit sollen 200 Millionen Euro in Start-ups investiert werden. Bis 2018 wird die UniCredit Group ergänzend 1,2 Milliarden Euro für neue digitale Entwicklungen aufwenden. Zudem hat sie ein konzerninternes Start-up mit Namen ‚Buddybank’ gegründet, eine reine Smartphone-Bank, die ihre Services ausschließlich mobil anbietet und ihre ­Finanzdienstleistungen eng mit allen möglichen anderen Online-Diensten kombiniert.

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