Alles bestens bei Österreichs Mittelstand
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FINANCENET Redaktion 15.03.2019

Alles bestens bei Österreichs Mittelstand

Unternehmen sind zufrieden mit ihrem Geschäftsgang – Stimmung auf höchstem Niveau seit dem Jänner 2018.

••• Von Reinhard Krémer

Die Konjunktur lässt nach, doch die heimischen mittelständischen Unternehmen sind davon unbeeindruckt und nach wie vor in Hochstimmung: 62% der Unternehmen sind derzeit uneingeschränkt zufrieden mit ihrer Geschäftslage; diese Ergebnisse brachte das EY Mittelstandsbaro­meter zutage.

Auf höchstem Niveau

Diese Werte liegen zwar sechs Prozentpunkte unter jenen von vor einem Jahr, entsprechen aber immer noch dem höchsten Niveau seit zehn Jahren – im Jänner 2008 war die Zufriedenheit letztmalig höher. Besonders gut bewerten die Industrie- (71%) und Gesundheitsbranche (70%) ihre aktuelle Geschäftssituation.

Gleich bleibt der Anteil derer, die die geschäftlichen Umstände als negativ bewerten: Sowohl 2018 als auch 2019 sind es fünf Prozent der Unternehmen. Die mittelständischen Unternehmen in Österreich, so die EY-Studie, sind bislang nicht nur weitgehend zufrieden, sondern auch optimistisch, was das Geschäftsjahr 2019 betrifft: Jedes zweite Unternehmen (51%) rechnet heuer mit einem Umsatzwachstum. Im Durchschnitt erwarten die Unternehmen ein Umsatzplus von 1,7%, die höchste Umsatzsteigerung erhoffen sich Betriebe aus dem Industriebereich (+ 1,9%) sowie der Tourismusbranche (+ 1,8%).

Leiden nur die „Großen”?

„Die Stimmung im österreichischen Mittelstand ist bemerkenswert gut – gerade angesichts der eingetrübten weltweiten Konjunkturaussichten fällt das Urteil überraschend positiv aus”, so Erich Lehner, Managing Partner Markets bei EY Österreich.

„Offensichtlich haben sich die verschlechterten Konjunkturprognosen noch nicht auf die Geschäftslage und -erwartungen der heimischen Unternehmen ausgewirkt”, meint der EY-Experte. Tatsächlich ist die Umsatzentwicklung bei vielen Unternehmen immer noch sehr zufriedenstellend. Zudem beunruhigen die geopolitischen Spannungen den Mittelstand offenbar deutlich weniger als Großkonzerne. „Dies dürfte auch in der stärkeren Orientierung des Mittelstands auf die Binnennachfrage und den europäischen Markt begründet sein”, sagt Lehner.

Gedämpfte Erwartungen

Jedes dritte Mittelstandsunternehmen (33%) rechnet in den kommenden Monaten mit einer Verbesserung der Binnenkonjunktur, nur acht Prozent der Unternehmen gehen von einer Eintrübung aus.

Mit diesen Zahlen bleiben die Unternehmen zwar zuversichtlich, zeigen aber nicht mehr den großen Optimismus des Vorjahres, als sogar jedes zweite Unternehmen mit einer Verbesserung der Wirtschaftslage rechnete.

Investitionen bleiben hoch

Die Investitionsbereitschaft der mittelständischen Unternehmen bleibt auch 2019 hoch: Jedes vierte Unternehmen (23%) plant, die Investitionstätigkeit gegenüber dem Vorjahr zu verstärken.

Der Jobmotor Mittelstand läuft hierzulande somit weiter rund – jeder Dritte (32%) will zusätzliche Stellen schaffen. Wenn auch der Wille nach der Rekrutierung neuer Arbeitskräfte gegeben ist, fällt es zahlreichen Unternehmen schwer, ausreichend qualifizierte Mitarbeiter zu finden.
Nur zwei Prozent geben an, keine Schwierigkeiten bei der Personalbeschaffung zu haben, mehr als vier von fünf Unternehmen (83%) fällt es laut eigener Aussage schwer. Vom Fachkräftemangel sind die Immobilienbranche (93%), die Industrie (90%) sowie der Tourismus (88%) am stärksten betroffen.

Wo Gefahren drohen

Neben dem Fachkräftemangel (2019: 69%, 2018: 59%) sehen die Mittelstandsunternehmen große Gefahren durch den zunehmenden Wettbewerb (2019: 37%, 2018: 55%) sowie die Rohstoffpreise (2019: 33%, 2018: 45%).

Rund jedes vierte mittelständische Unternehmen (24%) sieht die neue Gesetzgebung zur Arbeitszeitflexibilisierung uneingeschränkt positiv, 26% schätzen sie als eher positiv ein. Nur zehn Prozent stehen dem Modell kritisch gegenüber.

Flexibilisierung ist positiv

Besonders befürwortet wird das Gesetz bei Immobilien- und Großunternehmen (63% bzw. 55%). Die neue Regelung zieht auch einige Veränderungen nach sich: 16% der Unternehmen planen bei Bedarf eine Ausweitung der Arbeitszeiten bei starker Auftragslage, zehn Prozent stellen Überlegungen zur Flexibilisierung der Arbeit an.

Gleichzeitig sagen aber auch drei Viertel (74%), dass sich durch die neue gesetzliche Regelung keine Änderungen für ihr Unternehmen ergeben.

Vorarlberger sehr zufrieden

Die regionale Standortpolitik wird aktuell sogar von 60% als positiv bewertet – das sind fast doppelt so viele wie 2017 (36%). Neben dem Standort wird auch die derzeitige geschäftliche Situation in den einzelnen Bundesländern weitgehend positiv bewertet: Vor allem die Vorarlberger Mittelstandsunternehmen stufen ihre aktuelle Geschäftslage als gut (69%) ein, den letzten Platz belegt Wien (45%).

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