••• Reinhard Krémer
Nachdem sich die Österreicher in den letzten Jahren zurückhaltend bei größeren Anschaffungen verhalten haben, kehrt die Investitionsfreude nun nach und nach zurück. Insbesondere bei der Finanzierung dieser Vorhaben zeigt sich die Wirkung der Zinssenkungen im letzten Jahr, steigt doch die geplante Kreditsumme deutlich. Das zeigt die aktuelle Spar- und Kreditprognose von Integral im Auftrag der Erste Bank.
Die Zahl jener, die in den nächsten zwölf Monaten eine größere Anschaffung planen, von einem neuen Auto bis hin zu den eigenen vier Wänden, ist auf 36% (+3PP) gestiegen; insbesondere die jüngere Altersgruppe der 14- bis 29-Jährigen (51%, +12PP) zeigt sich investitionsfreudig. „Viele waren in den letzten Jahren zurückhaltend und haben Investitionen aufgeschoben”, sagt Gerda Holzinger-Burgstaller, CEO der Erste Bank Oesterreich. Das würde sich aktuell tendenziell wieder ändern.
Zinssenkungen wirken
Bei der Frage nach der Finanzierung dieser Anschaffungen zeigen die Zinssenkungen im abgelaufenen Jahr Wirkung: Während jene, die ihre Anschaffungen über eigene Ersparnisse finanzieren wollen, leicht zurückgegangen ist (87%, –2PP), sind jene, die per Bankkredit oder -darlehen finanzieren wollen, mehr geworden (13%, +2PP).
Dabei fällt die durchschnittliche geplante Kreditsumme mit zirka 153.000 € deutlich höher aus als im Vorjahresquartal (105.000, +46%).
„Eine positive Entwicklung, denn für die langfristige Erholung der Wirtschaft ist der Konsum der privaten Haushalte essenziell”, so Holzinger-Burgstaller. Passend dazu ist die durchschnittlich geplante Veranlagungssumme im Zwölf-Monats-Trend rückläufig. Waren es im vierten Quartal des Vorjahres noch zirka 5.600 €, sind es heuer 4.000 € – das ist ein Rückgang von 29%.
Sparen noch immer beliebt
Nahezu unverändert jedoch zeigt sich die Zahl der Österreicher , die 2025 eine Geldanlage planen: 83% (–1PP) wollen dies tun, insbesondere Jüngere (14- bis 29-Jährige: 94%, +2PP).
Auf Bewährtes setzen die Österreicher auch bei der Wahl ihrer Anlageformen. Sechs von zehn (61%, +/-) wollen das Sparkonto, 35% (–2PP) das Bausparen nutzen, 34% (+2PP) per Lebensversicherung ansparen. Auch bei der Pensionsvorsorge (30%, –2PP) oder Gold (22%, +2PP) zeigt sich kaum eine Veränderung.
Wertpapiere im Aufwind
Einzig in Wertpapieren wie Fonds, Aktien oder Anleihen wollen im neuen Jahr deutlich mehr (38%, +6PP) veranlagen. „Eine positive Entwicklung für den mittel- und langfristigen Vermögensaufbau”, sagte die Vorstandsvorsitzende.
Direkt danach befragt, sind die Österreicher nach zwei Rezessionsjahren in Folge mit ihren Erwartungen für den heimischen Wirtschaftsstandort allerdings vorsichtig.
Während ein Viertel an eine wirtschaftliche Erholung in 2025 glaubt, geht die Mehrheit nicht davon aus. Verglichen zu Gesamtösterreich sind insbesondere Männer (27%) und jene mit höherer Formalbildung (30%) im Hinblick auf eine Erholung der österreichischen Wirtschaft positiv gestimmt.
Dass drei von vier allerdings zurückhaltender sind und nicht an eine Besserung glauben, überrascht Holzinger-Burgstaller nicht: „Die letzten Jahre haben das Stimmungsbild der Österreicherinnen und Österreicher geprägt.” Das schlage sich in den Umfrageergebnissen nieder.
Besserung ist in Sicht
Für die heimische Wirtschaft sieht sie Besserung in Sicht, wenngleich die Konsolidierung des öffentlichen Haushalts die Erholung verzögern dürfte: „Die Talsohle scheint durchschritten und wir erwarten für heuer wieder eine Rückkehr zu einer leicht positiven BIP-Entwicklung”, sagt die Chefin der Erste Bank Oesterreich.
Für das Jahr 2025 prognostiziert Erste Group Research ein moderates Wachstum des BIP von +0,6%, für 2026 ein Plus von 0,9%.