Die Hochkonjunktur beflügelt Investitionen
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FINANCENET reinhard krémer 04.05.2018

Die Hochkonjunktur beflügelt Investitionen

Unternehmenskredite sind stark gefragt, meldet die Oesterreichische Nationalbank.

••• Von Reinhard Krémer

WIEN. Der heimischen Wirtschaft geht’s prächtig und das schlägt sich auch in einem steigenden Kapitalbedarf nieder: Bereits seit über einem Jahr steigt in Österreich die Nachfrage nach Unternehmenskrediten aufgrund der guten Konjunktur, meldet die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) nach ihrer vierteljährlichen Umfrage über das Kreditgeschäft.

Investitionen laufen gut

Die an der Umfrage teilnehmenden Banken begründen die verstärkte Nachfrage nach Unternehmenskrediten vor allem mit dem gestiegenen Finanzierungsbedarf infolge der anhaltend starken Investitionstätigkeit der heimischen Unternehmen.

Die Bruttoanlageinvestitionen legten 2016 und 2017 real um 3,7% bzw. 4,8% zu, die Ausrüstungsinvestitionen sogar um 8,6 bzw. 7,9%. Die aktuellen Wirtschaftsprognosen von Wifo und IHS erwarten für 2018 eine ähnlich starke Wachstumsdynamik wie im vergangenen Jahr.
Die Einschätzung der Kreditnachfrage durch die an der Umfrage teilnehmenden Banken deckt sich mit der Entwicklung der Bestände an Unternehmenskrediten bei österreichischen Banken gemäß Monetärstatistik, meinen die Nationalbanker.

Historischer Höchststand

Die Unternehmenskredite an Ansässige im Euroraum steigen seit Anfang 2017 kontinuierlich und erreichten im Februar 2018 einen historischen Höchststand von 170 Mrd. €. Die Umfrageergebnisse signalisieren einen weiteren Anstieg der Kreditbestände über die nächsten Monate.

Die Konditionen für die Neukreditaufnahme verbessern sich für die Unternehmen seit Mitte 2016 kontinuierlich, da – hauptsächlich aus Wettbewerbsgründen – die Margen für durchschnittlich risikoreiche Kredite tendenziell sinken. Die Kreditrichtlinien (interne Kriterien der Banken für die Kreditvergabe) sind hingegen im langfristigen Vergleich schon seit Jahren überdurchschnittlich straff. Die österreichischen Banken sind also – gemäß den Angaben der an der Umfrage teilnehmenden Banken – bei der Kreditvergabe vergleichsweise vorsichtig.

Private wollen weniger Kredit

Das Kreditgeschäft mit privaten Haushalten entwickelt sich verhaltener als das Unternehmenskundengeschäft.

Die Kreditnachfrage der Haushalte blieb im letzten halben Jahr weitgehend unverändert, nachdem sie in den ersten drei Quartalen 2017 noch zugenommen hatte. Die Margen für durchschnittlich riskante Wohnbaukredite sanken im letzten Jahr ebenfalls wettbewerbsbedingt.
Ähnlich wie bei den Unternehmenskrediten sind auch bei den Krediten an private Haushalte die Richtlinien im langfristigen Vergleich bereits seit mehreren Jahren eher straff.
Der Zugang der Banken zu Refinanzierungsquellen verbessert sich bereits seit mehreren Quartalen. Insbesondere die Refinanzierung über mittel- bis langfristige Anleihen ist seit Anfang 2017 leichter geworden.

Kein Licht ohne Schatten

Die an der Umfrage teilnehmenden Banken wurden diesmal auch zum erweiterten Programm des Eurosystems zum Ankauf von Vermögenswerten durch die Europäische Zentralbank sowie zu den Auswirkungen des negativen Einlagenzinssatzes des Eurosystems befragt.

Dem Ankaufprogramm schreiben die Banken zuletzt vor allem eine Verbesserung ihrer Liquidität sowie eine Verbesserung ihrer Finanzierungsbedingungen zu, aber auch eine Belastung ihrer Ertragslage als Folge gesunkener Nettozinsmargen.
Der negative Einlagenzinssatz bringt gemäß den Ergebnissen der Umfrage einen anhaltenden Abwärtsdruck auf die Kreditzinsen und die Margen mit sich und belastet die Zinserträge der Banken.

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