••• Von Reinhard Krémer
WIEN. Corona und kein Ende, Krieg in der Ukraine, Pleitewelle – und als ob das noch nicht genug wäre, jetzt auch noch ein außer Kontrolle geratener Halbstarker im Weißen Haus: Die österreichische Wirtschaft hatte und hat es beileibe nicht leicht.
Doch zum Glück sind die heimischen Manager, egal, ob am Steuer bei großen Unternehmen oder den KMU, krisenerprobt und anpassungsfähig. Sie wissen geschickt jede Chance zu nutzen und Geschäft auch noch dort zu machen, wo andere längst aufgegeben haben.
Die Power der Konsumenten
Und obwohl ein drittes Jahr in der Rezession droht, könnte es am Ende doch nicht so schlimm kommen: „Die Kaufkrafteinbußen durch den Inflationsschock der vergangenen Jahre konnten in Österreich durch hohe Lohnsteigerungen mittlerweile weitgehend ausgeglichen werden. Im Verlauf des Jahres 2025 werden steigende Tariflöhne trotz der Inflation der letzten Jahre insgesamt dafür sorgen, dass im Durchschnitt die reale Kaufkraft sogar höher als im Jahr 2020 vor dem Einsetzen der Teuerungswelle sein wird ”, sagt UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.
Gefühlte Inflation drückt …
„Angesichts der hohen Verunsicherung der Konsumenten durch die herausfordernden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sowie der deutlich höher gefühlten Inflation haben die österreichischen Verbraucher dies jedoch noch nicht wahrgenommen und üben sich in Konsumzurückhaltung”, so der Experte.
Denn während der Kaufkraftverlust durch den Inflationsschock mittlerweile weitgehend durch Lohnzuwächse ausgeglichen wurde, ist die entsprechende Wahrnehmung in der österreichischen Bevölkerung eine andere.
Dies liegt im Wesentlichen an der deutlich höher empfundenen Inflation, der sogenannten „gefühlten” Inflation, die mittels des Mini- und Mikrowarenkorbs der Statistik Austria eingeschätzt werden kann.
„Ein offensiveres Konsumverhalten hätte 2024 ein zweites Rezessionsjahr in Folge verhindern können und wäre auch ganz entscheidend für eine Verbesserung der österreichischen Wirtschaft im Jahr 2025, um ein weiteres Jahr mit einem BIP-Rückgang doch noch zu verhindern”, sagt Bruckbauer.
… aber Reallöhne wachsen
„Seit Juli 2023 steigen die Tariflöhne stärker als die Inflation, somit gibt es mittlerweile seit 21 Monaten kontinuierlich Reallohnzuwächse. In diesem Zeitraum haben die Zuwächse nunmehr die vorherigen Einbußen beinahe ausgeglichen. Die reale Kaufkraft in Österreich erreicht seit dem Jahreswechsel 2024/25 weitgehend wieder das Niveau des Jahres 2020. Im Jahresverlauf 2025 erwarten wir einen Rückgang der Inflation auf durchschnittlich 2,5 Prozent. Angesichts eines erwarteten Anstiegs der Tariflöhne um durchschnittlich 3,9 Prozent wird sich 2025 der Anstieg der realen Kaufkraft fortsetzen und das Niveau, das vor dem Beginn des Inflationsschocks vorlag, sogar übertreffen”, sagt UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.
Problem hohe Sparquote
Die Sparquote ist zuletzt von 8,7% auf 11,7% gestiegen – damit fehlen zehn Milliarden €, die nicht in den privaten Konsum geflossen sind. Wäre dieses Geld in den Konsum geflossen, wäre das BIP nicht um 1,2% gesunken, sondern um 0,5% gestiegen, so Pudschedl.
Und zum Schluss noch eine gute Nachricht: Die heimische Wirtschaftsleistung ist heuer zu Jahresbeginn leicht gewachsen. Gegenüber dem Vorquartal ergab sich ein realer Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,2%, wie aus einer Schnellschätzung des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) hervorgeht.