Heuer dominiert der gedämpfte Pessimismus
© APA/AFP/Bannu Mazandra
FINANCENET Redaktion 31.01.2020

Heuer dominiert der gedämpfte Pessimismus

Die CEOs erwarten heuer weniger Wachstum – in Österreich ist aber noch immer ein Drittel optimistisch.

••• Von Reinhard Krémer

Heimische Top-Manager sehen heuer eine Abflachung des Wachstums, aber nicht nur diese: Weltweit prognostizieren über die Hälfte (53%) der Unternehmenslenker einen Rückgang der Wachstumsrate für 2020 – in Österreich sind es sogar über zwei Drittel (68%). Im Vergleich zu 29% im Jahr 2019 und lediglich 5% im Jahr 2018 entspricht dies der höchsten Zunahme an Pessimismus, seit PwC diese Frage im Jahr 2012 zum ersten Mal gestellt hat.

Das zeigen die Ergebnisse der jährlichen 23. Global CEO Survey von PwC, für die rund 1.600 CEOs aus 83 Ländern weltweit befragt wurden.

Mehrheit ist pessimistisch

Während 2019 noch 42% der Manager in Führungsetagen einen Anstieg des Wirtschaftswachstums prognostizierten, blicken 2020 weltweit nur mehr 22% optimistisch in die Zukunft, in Österreich sind es lediglich 12%. Besonders hoch ausgeprägt ist der Pessimismus der CEOs in Bezug auf das globale Wirtschaftswachstum in Nordamerika (63%), Westeuropa (59%) und dem Nahen Osten (57%).

Hier prognostizieren die Führungskräfte für ihre jeweilige Region ein geringeres Wachstum für das kommende Jahr. „Der auf einem Rekordhoch befindliche Pessimismus unter österreichischen Führungskräften spiegelt die wichtigsten Konjunkturprognosen wider, die für 2020 sehr schwach aussehen”, so Christine Catasta, Senior Partner bei PwC Österreich. „Dies bringt jedoch auch reelle Chancen mit sich. Mit einem fokussierten Blick auf sich ändernde Erwartungen von Interessensgruppen und Erfahrungswerten können heimische Führungskräfte einen Konjunkturabschwung überstehen und so den Wirtschaftsstandort Österreich weiter ausbauen.”

Nicht überall dunkelgrau

Österreichs Top-Manager stehen den Wachstumsaussichten ihrer eigenen Unternehmen ebenfalls nicht allzu positiv gegenüber. Doch noch immer fast ein Drittel der CEOs (32%) gibt an, „sehr zuversichtlich” zu sein, was das Umsatzwachstum ihrer Organisation für die nächsten zwölf Monate anbelangt. Weltweit sind es aber nur 27% – ein Rekordtief, welches seit 2009 nicht mehr verzeichnet wurde.

Geografische Unterschiede

Trotz des schwindenden Vertrauens zeigen sich länder­spezifische Unterschiede: Unter den größten Volkswirtschaften herrscht in China mit 45% und in Indien mit 40% das höchste Vertrauensniveau, gefolgt von den USA (36%), Kanada (27%), Großbritannien (26%), Deutschland (20%) und Frankreich (18%).

Aus der Analyse der CEO-Prognosen seit dem Jahr 2008 geht ein enger Zusammenhang zwischen dem Vertrauen der CEOs in das für das nächste Jahr erwartete Umsatzwachstum und den tatsächlichen Wachstumsraten der Weltwirtschaft hervor. Setzt sich der Trend der Analysen fort, könnte das globale Wachstum 2020 auf 2,4% zurückgehen und so auch unter jenem des Internationalen Währungsfonds (IWF) vom Oktober 2019 (3,4%) liegen.

USA hauchdünn vor China

Mit einem Prozentpunkt Vorsprung vor China (29%) verteidigen die USA (30%) insgesamt nur mehr knapp ihre Spitzenposition als der unter den CEOs weltweit gefragteste Markt mit Wachstumsaussichten für die nächsten zwölf Monate. Anhaltende Handelskonflikte und politische Spannungen haben sich jedoch negativ auf die Attraktivität der USA für chinesische CEOs ausgewirkt.

Während die USA 2018 noch für über die Hälfte (59%) der CEOs in China einer der Top 3 Wachstumsmärkte waren, sind 2020 nur noch 11% dieser Meinung. Für Österreichs CEOs ist mit großem Vorsprung unser Nachbarland Deutschland mit 71% der attraktivste Markt, gefolgt von den USA (32%) und China (24%).
Obwohl der Mangel an Schlüsselqualifikationen für CEOs nach wie vor eine der größten Bedrohungen für das Wachstum darstellt, kommen die heimischen Unternehmenslenker der Lösung des Problems kaum näher.

Höherqualifizierung tut Not

Die Führungskräfte sind sich zwar einig, dass Umschulungen und Höherqualifizierung der beste Weg sind, um die Qualifizierungslücke zu schließen, jedoch sagen lediglich 21% der österreichischen CEOs, dass sie „deutliche Fortschritte” bei der Einrichtung eines Weiterbildungsprogramms gemacht haben.

Auf die 2019 gestellte Frage nach den größten Bedrohungen für die Wachstumsaussichten ihrer Organisationen landete der Protektionismus noch außerhalb der Top 5. Anders in diesem Jahr: Mit 26% liegt die Sorge über Protektionismus auf dem ersten Platz, gefolgt von Populismus (24%) und Handelsbedrohungen (24%).

Angriffe aus dem Netz

Zudem sorgen sich CEOs zunehmend über Cyber-Bedrohungen, Klimawandel und Umweltzerstörung. Österreichische CEOs zeigen eine wachsende Wertschätzung der positiven Seiten von Maßnahmen zur Re­duzierung ihres CO2-Fußabdrucks.

So stimmt knapp ein ­Viertel (24%) der CEOs voll zu, dass Investitionen in Klimaschutz­initiativen den Reputationsvorsprung steigern. Ebenso erwarten 24%, dass Initiativen zum Klimawandel zu neuen Produkt- und Servicemöglichkeiten führen werden. „Ausmaß und die Geschwindigkeit, mit welcher sich manche Themen zuspitzen, haben zugenommen”, sagt die PwC-Expertin Christine Catasta.

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