Supertanker sucht Speedboat
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Die „old economy” steht unter Innovationsdruck – Kooperationen machen daher Sinn.
FINANCENET 12.06.2015

Supertanker sucht Speedboat

Innovation New Venture Scouting sucht für etablierte Unternehmen und ihre spezifischen Probleme passende Start-ups als ideale Ergänzung

Begleitung für Produkt- und Prozessinnovation, z.B. im Bankbereich.

Wien. Kaum eine Standortdiskussion, in der nicht von der dringend nötigen Digitalisierung Österreichs die Rede ist. Initiativgeist braucht das Land. Auch die Nationalbank macht sich offen Sorgen und hat – weil die Alpenrepublik immer stärker gegenüber dem Haupthandelspartner Deutschland zurückfällt – eine Arbeitsgruppe eingerichtet, berichtet OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny.

Wie aber kommt Innovation in die Gänge? Werner Wutscher hat 2013 die Investmentboutique New Venture Scouting ins Leben gerufen. „Ich verstehe mich als Prozessbegleiter”, sagt er; sein Unternehmen möchte die Welten und Kulturen etablierter Konzerne und Start-ups miteinander verbinden.

Bereits ausgetestet

Es hänge von vielen Faktoren ab, auf welche Art und Weise sich ein Unternehmen entwickle, ob das Geschäftsmodell vorangetrieben, ob ein Unternehmen zugekauft, die Unternehmenskultur sich ändert oder mit Start-ups kooperiert werde – letztere böten den Vorteil, dass sie Neuerungen bereits am Markt ausgetestet hätten.
Die Einbindung von Start-ups, den „Speedboats” der Wirtschaft, durch einen etablierten Konzern, einem „Supertanker”, kann einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil bringen. „Allein im Bankbereich gibt es derzeit in Europa rund 400 Start-ups, die in der einen oder anderen Form am Geschäftsmodell der Banken knabbern”, erklärt Wutscher. Durch die Offenheit für Kooperationen zwischen Supertanker und Speedboat entstehe Mehrwert, so Wutscher.

Convenience wird Trumpf

Der Druck auf die Banken sei sehr groß, es sei daher nicht so einfach, den Blick nach außen zu wenden. „In der Bankwelt wird der Vertrauensgrundsatz früher oder später von Faktor ,Convenience' abgelöst”, ist Wutscher überzeugt, der auch Mitglied der Austrian Angel Investors Association (AAIA) ist.
Der Blick über den Tellerrand nach Afrika spricht Bände: „Dienstleistungen zur Durchführung von Bank- und Zahlungs-operationen vom Handy aus boomen in Subsahara-Afrika. Damit leistet der Kontinent Pionierarbeit – der langsamere Rest der Welt könnte folgen”, meint der Brüsseler Info-Dienst EurActiv. Nur wenige Afrikaner haben traditionelle Bankkonten, aber fast alle haben ein Handy. Deshalb wächst der Mobile-Banking-Sektor extrem schnell. Demnach nutzen 16% aller Handybesitzer in Subsahara-Afrika nutzten ihre Telefone für Bankzwecke, heißt es.

Nadel im Heuhaufen finden

New Venture Scouting hat es sich zur Aufgabe gemacht, für ein bestimmtes Problem eines Unternehmens die passenden Start-ups zu suchen – und zu finden.
Hierfür wird nach Definition des Bedürfnisses ein Suchprofil erstellt; mit Kriterien etwa wie reif ein Start-up und in welcher Region es tätig sein soll, wie viel es umsetzt ... Start-ups tummeln sich nicht nur im altbekannten „Hub” Silicon Valley. Wutscher etwa hat gute Kontakte nach Skandinavien, London oder Dubai; „aber es ähnelt sehr der berühmten Suche nach der Nadel im Heuhaufen”, so Wutscher. Dann wird gescreent und gefiltert, anschließend fungiert New Venture Scouting als Mittler und Übersetzer. (lk)

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