Wirtschaftliche Ängste der Kleinunternehmen
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FINANCENET Redaktion 19.08.2022

Wirtschaftliche Ängste der Kleinunternehmen

Zwei Jahre Pandemie, geopolitische Spannungen und eine explodierende Inflation hinterlassen Spuren.

••• Von Reinhard Krémer

WIEN. Eine gemeinsam von ProSaldo.net und ­Erste Bank durchgeführte Studie bildet die Sorgen und Ängste heimischer Kleinunternehmer ab. Sie sind das Rückgrat der heimischen Wirtschaft: 98,7% der rot-weiß-roten Firmen sind Klein- und Kleinstunternehmen mit bis zu 49 Angestellten. Mit insgesamt rund einer Million Mitarbeitern vereinen sie 41% aller in Österreich Beschäftigten auf sich. Zwei Jahre Pandemie, weltweite Probleme in den Logistikketten, die angespannte geopolitische Lage und nicht zuletzt die daraus resultierende Teuerungswelle hinterlassen vor allem bei den Kleinunternehmern Spuren.

Wo genau ihre größten Problembereiche liegen, zeigt eine von ProSaldo.net und Erste Bank initiierte und vom Marktforschungsinstitut Marketagent mit 350 Befragten im Mai 2022 durchgeführte, repräsentative Erhebung. Dabei zeigt das Stimmungsbild, dass die vorausschauende Wirtschaftspolitik und die umfangreichen Staatshilfen während der Pandemie einen positiven Einfluss auf die Zufriedenheit mit der aktuellen Auftragslage (Stand: Mai 2022) haben.

Sorgenfalten werden mehr

Neben der Angst vor dem eigenen Ausfall – bei 71,4% der Befragten handelt es sich um Einpersonenunternehmen – wiegen vor allem Faktoren außerhalb des eigenen Wirkungsbereichs schwer.

So sorgen die angespannte geopolitische Lage und die damit verbundenen wirtschaftlichen Folgen in Österreich, hohe steuerliche Belastungen und bürokratische Hürden für die größten Sorgenfalten bei den heimischen Kleinunternehmern.
Rund 65% der Befragten zeigen sich laut der Umfrage eher (36,6%) bis mittelmäßig (28,3%) zufrieden mit der aktuellen Geschäftslage. Den Blick in die nächsten zwei Jahre bewerten 14% der Befragten als sehr positiv und weitere 37,7% als eher positiv.
Allerdings bereitet die gesamtwirtschaftliche Lage mit 67,7% und ihre Auswirkungen auf die finanzielle Situation des eigenen Unternehmens (64,6%) aufgrund ihrer fehlenden Einschätzbarkeit die meisten Sorgen.

Zukunftssorgen belasten

Die damit verbundenen Zukunftssorgen (58,6%) belasten schwer und hinterlassen gleichermaßen bei der körperlichen (25,4%) als auch der mentalen (24%) Gesundheit der Befragten Spuren.

Neben der Angst vor dem eigenen Ausfall (52,9%), Inflation und steigenden Energiekosten (jeweils 51,1%) sowie den anhaltenden negativen Auswirkungen der Pandemie (38,6%) wiegt bei den Befragten vor allem die hohe steuerliche Belastung (61,4%) schwer. 49,1% wünschen sich zudem eine Reduktion des hohen bürokratischen Aufwands, der die verfügbare Zeit zur Neukundenakquise und Umsetzung von Wachstumsplänen minimiert.

Auftragslage ambivalent

Mehrheitlich zufrieden zeigen sich die Befragten mit Faktoren, die in den eigenen Einflussbereich fallen, wie etwa Produktqualität (79,4%), Unternehmensstrategie (68,3%) oder aber das eigene Zeitmanagement (61,7%). Uneins ist man sich hinsichtlich der aktuellen Auftragslage: Jeweils knapp die Hälfte der Befragten zeigt sich mit der Anzahl bestehender Kunden (49,7%) und der Produktnachfrage (48,6%) zufrieden, die andere Hälfte nicht.

Umsätze machen unzufrieden

Einiger ist man sich, wenn es um die Unzufriedenheit mit den Umsätzen (57,7%) und der Höhe der Mitarbeitergehälter (67,1%) geht.

Dass sich 80,9% der Befragten mit der Unterstützung von Kleinunternehmern durch den Staat unzufrieden zeigen, lässt hingegen keinen Interpretationsspielraum.
Von ihm wünschen sich die Befragten primär faire Rahmenbedingungen und eine wohlüberlegte Wirtschaftspolitik, zumal stetig steigende Kosten und die Inflation von den Wirtschaftstreibenden selbst nicht beeinflusst werden können.

Weckruf nicht überhören

„Es stimmt zuversichtlich, dass Kleinunternehmerinnen und -unternehmer die aktuelle Auftragslage und ihre künftige Entwicklung als vorsichtig optimistisch bewerten. Dass die größten Sorgen und Ängste in externen Faktoren zu sehen sind, ist ein Weckruf, der nicht überhört werden darf! Vor allem der hohe Bürokratieaufwand wiegt schwer”, sagt Rainer Haude, Geschäftsführer von ProSaldo.net. „Hier gelten für kleine Unternehmen mehrheitlich dieselben Regeln wie auch für größere. Nur dass den kleinen Unternehmen nicht dieselben Mittel oder personellen Ressourcen zur Verfügung stehen. Hier braucht es dringend faire Rahmenbedingungen, die für einen Ausgleich sorgen und die Dynamik am Wirtschaftsstandort Österreich beflügeln”, so Haude.

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