Boehringer sagt Megainvestition ab
© Boehringer Ingelheim
Evaluierung Der Bau eines neuen Werkes von Boehringer Ingelheim in Bruck an der Leitha mit 800 neuen Jobs findet nun doch nicht statt.
HEALTH ECONOMY Redaktion 15.09.2023

Boehringer sagt Megainvestition ab

Rückschlag für den Pharmastandort Österreich: Bau eines 1,2 Mrd. Euro teuren Werkes findet nicht statt.

••• Von Martin Rümmele

WIEN/BRUCK A.D. LEITHA. Der deutsche Pharmakonzern Boehringer Ingelheim wird die geplante Errichtung einer Produktionsanlage in Bruck an der Leitha in Niederösterreich nicht in die Tat umsetzen. Statt dem für den heurigen Herbst angekündigten Spatenstich für das 1,2 Mrd. € teure Werk kam am Dienstagnachmittag überraschend die Absage.

Bekenntnis zu Österreich

Die Produktpipeline erfordere eine „klare Fokussierung und Priorisierung”, hieß es in einem Unternehmens-Statement. Bis 2030 strebe man die Markteinführung von rund 25 neuen Wirkstoffen an. „Deren Produktion wird auch die Einführung neuer Herstelltechnologien erforderlich machen. Demgegenüber ist der erwartete künftige Bedarf für Produktionskapazitäten in der Biopharmazie – nicht zuletzt durch die kürzlich in Betrieb genommene Zellkulturanlage in Wien – mit den bestehenden Produktionsanlagen abgedeckt”, hieß es.

Matthias Sturm, Sprecher von Boehringer Ingelheim RCV, sagte zur APA, dass sich das Projekt Bruck an der Leitha noch in der Planungsphase befunden habe. Während eines Evaluierungsprozesses habe sich die Produktpipeline verschoben. Ein Ersatzprojekt sei aktuell nicht geplant. Bekräftigt wurde trotz der vorliegenden Entscheidung ein „Bekenntnis zum Standort Österreich”. In den vergangenen zehn Jahren habe Boehringer Ingelheim mehr als eine Mrd. € in den Standortausbau investiert, für 2024 sei die Eröffnung eines neuen Krebsforschungsgebäudes geplant.
In der Anlage sollten biopharmazeutische Medikamente für Indikationen wie Krebs, Schlaganfall oder Herzinfarkt produziert werden. Für Niederösterreich wäre die biopharmazeutische Produktionsanlage die größte, jemals getätigte Einzelinvestition eines Unternehmens gewesen. Erst vergangene Woche hatte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) im ORF-„Sommergespräch” mit der Sendung „NÖ-Heute” die aus ihrer Sicht gute Entwicklung und „gute Basis des Wirtschaftsstandorts” mit der gelungenen Betriebsansiedelung des Pharmakonzerns begründet, „wo wir im Wettbewerb mit anderen Ländern wie Spanien, Deutschland oder den USA gestanden sind – und wir haben es geschafft”.
SPÖ-Landesrat Sven Hergo–vich bezeichnete die Entscheidung als „Katastrophe für den Wirtschaftsstandort Niederösterreich”, die eine komplette Neubewertung der Wirtschaftspolitik notwendig mache. „Dass Bund und Land seit Monaten zusehen, wie die Teuerung steigt und steigt, ist ebenso wirtschaftsschädlich wie die fehlenden Eingriffe in die Energiepreise, die Österreichs Produktion teurer macht”, sagte er.

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